Automatik fahren nur lahme Enten? Die alten Vorurteile über hohen Verbrauch und schlechte Fahrleistungen stimmen heute kaum noch. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Getriebearten beleuchtet der ADAC derzeit und gibt auch einen klaren Trend aus.
Handschaltung meist günstiger
Bekanntlich hält sich ja nichts hartnäckiger als Vorurteile. Doch es gibt eigentlich keinen vernünftigen Grund mehr, die Gänge selbst mit der Hand zu schalten. Denn inzwischen gibt es tolle automatische Alternativen, die von sportlich bis spritsparend alles können. Handschaltgetriebe bestehen meist aus zwei Getriebewellen mit mehreren Zahnradpaaren, die seitlich verschiebbar auf der Welle gelagert sind. Über Schaltklauen werden für jeden Gang zwei passende Zahnräder in Kraftschluss gebracht. Die Vorteile des manuellen Schaltgetriebes liegen im hohen Wirkungsgrad (gute Fahrleistungen, niedriger Verbrauch), in kompakten Abmessungen und vor allem bei den günstigen Herstellungskosten – ein entscheidender Vorteil.
Das automatisierte Schaltgetriebe
Beim automatisierten Schaltgetriebe muss die Fahrerin oder der Fahrer weder selbst schalten noch kuppeln. Im Prinzip ist das Getriebe aufgebaut wie ein Schaltgetriebe, die Betätigung der Kupplung und die Schaltvorgänge laufen jedoch automatisiert ab. Diese Getriebe sind relativ preisgünstig zu haben – und trotzdem meist das Geld nicht wert.
Mit seinen optimierten Schaltpunkten spart es zwar etwas Sprit, doch die Zugkraftunterbrechungen (kleine Pausen) beim Schalten sind ärgerlich – gerade bei schwachen Kleinwagen. Oft werden diese Getriebe mittlerweile durch viel schneller und komfortabler schaltende Doppelkupplungsgetriebe ersetzt, weshalb nur noch wenige Autos mit automatisierten Schaltgetrieben erhältlich sind.
Das stufenlose CVT-Getriebe
Es ändert die Übersetzung ohne Schaltvorgang – so wie die Variomatik eines Motorrollers. Die Geräuschkulisse ist bei gemächlicher Fahrweise angenehm, beim spontanen und stärkeren Beschleunigen dagegen heult der Motor unangenehm auf. Der größte Vorteil der stufenlosen Getriebe ist die ruckfreie Beschleunigung ohne Zugkraftunterbrechung und ohne Schaltvorgang. Außerdem kann die Drehzahl des Verbrennungsmotors immer auf die momentan optimale Drehzahl eingestellt werden, je nachdem, ob sportlich oder verbrauchsgünstig gefahren wird.
Die Wandler-Automatik
Da fährt sich die herkömmliche Wandler-Automatik viel komfortabler. Moderne Vertreter dieser Bauweise halten die Drehzahl dank hoher Ganganzahl (meist sechs bis neun Fahrstufen) und großem Übersetzungsverhältnis zwischen kleinstem und größtem Gang in der Regel auf einem sehr niedrigen Niveau. Bei starker Beschleunigung werden die einzelnen Gänge zwar höher ausgedreht, der Motor verharrt aber nicht auf konstant hoher Drehzahl wie etwa bei einem CVT-Getriebe. Der Verbrauch liegt meist geringfügig über dem von vergleichbaren Handschaltgetrieben.
Das Doppelkupplungsgetriebe
Für viele Favorit ist das Doppelkupplungs- oder Direktschaltgetriebe. Im Prinzip sind das zwei Schaltgetriebe, die jeweils die geraden und die ungeraden Gänge verwalten. Über jeweils eine Kupplung pro Getriebeteil wird der passende Gang kraftschlüssig mit den Antriebsrädern verbunden. Beim Gangwechsel öffnet die Kupplung des einen Teils, während die andere gleichzeitig schließt. So kann automatisch (oder manuell per Handeingriff) ohne Zugkraftunterbrechung unter Last geschaltet werden, was bei Bedarf dank der extrem schnellen Schaltvorgänge sehr gute Beschleunigungswerte ermöglicht – nicht rein zufällig nutzen Sportwagen sehr häufig Doppelkupplungsgetriebe. Manche Modelle mit Doppelkupplungsgetriebe haben allerdings kein komfortables Anfahrverhalten. Hier ist viel Feinabstimmung durch den Hersteller gefragt.
Die Empfehlungen des ADAC
• Der höhere Fahrkomfort vor allem im Stau oder im Stadtverkehr sind sehr gute Argumente für eine Automatik.
• Alte Vorurteile sollten nicht zu falschen Kaufentscheidungen verleiten.
• Zu den meisten Fahrzeugen ab der Mittelklasse passt eine Automatik (egal ob Doppelkupplungsgetriebe oder Wandler-Automatik) sehr gut.
• Bei einer ausgiebigen Probefahrt können Sie die Vor- und Nachteile am besten erkennen.
• Achtung, automatisierte Schaltgetriebe sind oft nicht ideal abgestimmt und aufgrund der langsamen Schaltvorgänge nur für sehr gelassene Fahrer geeignet.
• Bei zügiger Fahrweise eignen sich für Kleinwagen Schaltgetriebe meist besser als die kostengünstigen automatisierten Getriebe.
• Für häufigen Anhängerbetrieb empfiehlt sich ein Fahrzeug mit Wandler-Automatikgetriebe, da nur damit ein verschleißfreies Anfahren mit der Wandler-Kupplung möglich ist.
• Dasselbe gilt bei häufigen Fahrten im Gebirge, wo oft an Steigungen angefahren wird.
• Mehr Automatik: Der Markt verändert sich.
Wohin geht der Trend?
In Nordamerika sind Automatikgetriebe bereits seit Jahrzehnten sehr weit verbreitet. Kaum ein Auto fährt dort mit Schaltgetriebe. Am häufigsten werden dort klassische Wandler-Automatikgetriebe verbaut. In Europa hingegen waren sehr lange Schaltgetriebe die meistgenutzten Getriebe. Etwa seit der Jahrtausendwende nimmt der Anteil an Automatikautos aber stark zu. Wurden in Deutschland im Jahr 2000 gerade mal 20 Prozent aller Neuwagen mit Automatik verkauft, so waren es 2017 bereits 47 Prozent. Im Jahr 2022 waren mit 66 Prozent sogar schon zwei Drittel aller Neuwagen mit einem Automatikgetriebe ausgestattet. Auch am Gesamtbestand der Autos lässt sich der Trend klar erkennen. Im Jahr 2002 hatten 15 Prozent aller zugelassenen Autos eine Automatik. Im Jahr 2018 betrug der Anteil bereits 31 Prozent (alle Daten von DAT).
Der Trend wird sich weiter so entwickeln. Mittlerweile sind einige Mittelklassemodelle gar nicht mehr mit Schaltgetriebe erhältlich. Selbst einige Modelle der unteren Mittelklasse werden – wenn überhaupt – nur in Verbindung mit den Basismotorisierungen mit Schaltgetriebe angeboten. Die Gründe dafür sind der gesteigerte Komfortanspruch der Kunden, die immer besseren Automatikgetriebe und die weiter zunehmende Hybridisierung. Klar ist, da auch günstige Kleinst- und Kleinwagen mit klassischen Verbrennern immer weniger werden, dass sich der Automatikanteil weiter erhöhen wird. In einigen Jahren sind vermutlich kaum noch Modelle mit einem normalen Schaltgetriebe zu haben. pm
Carsharing in Deutschland
Anfang 2022 wurden mehr als 3,39 Millionen Carsharing-Nutzer gezählt. Ebenso stieg die Anzahl der Carsharing-Fahrzeuge in Deutschland an. Im Jahr 2022 standen ca.14 300 stationsbasierte und 15 900 stationsunabhängige Fahrzeuge zur Verfügung. Der Anteil von Elektrofahrzeugen lag 2022 bei 23,3 Prozent. Die Anzahl der Carsharing-Stationen stieg zwischen 2011 und 2021 immer weiter an. Befanden sich im Jahr 2011 noch 2400 Stationen im Angebot der Dienstleister, so waren es 2021 bereits etwa 6170 Stück. In Großstädten sind die Angebotsdichte und -vielfalt am höchsten. Quelle: Statista
Blackbox fürs Auto ab 2024 Pflicht
Eine Blackbox kennt man vor allem aus dem Flugzeug. Ab kommenden Jahr wird sie auch in Autos Pflicht.
Flugzeuge besitzen eine Blackbox, aus der Ereignisse vor und kurz nach einem Absturz ausgelesen werden können. Auch für Autos kommt so ein Gerät zum Einsatz: Der sogenannte Event Data Recorder (EDR) zeichnet bei einem Unfall eine kurze Zeitspanne vor und nach dem Crash auf.
Den Unfallhergang besser verfolgen
Bereits jetzt sind viele Fahrzeuge mit einem EDR ausgestattet, ab dem 7. Juli 2024 wird die Blackbox für alle neu zugelassenen Fahrzeuge Pflicht. Der ADAC gibt einen Überblick, was der EDR kann und wie es mit dem Datenschutz aussieht. Die Aufgabe des EDR liegt darin, ein besseres Verständnis über einen Unfall durch dabei aufgezeichnete Daten zu bekommen. Verbaut ist der EDR meistens im Airbag-Steuergerät, da hier alle relevanten Informationen von Beschleunigungssensoren zusammenlaufen – diese Informationen werden auch für die Auslösung der Datenaufzeichnung des EDR verwendet. Aufgezeichnet werden dabei Daten wie die Geschwindigkeit, Motordrehzahl, Lenkwinkel oder ob der Airbag ausgelöst wurde. Die Aufzeichnung wird in einem zeitlichen Fenster von fünf Sekunden vor und 300 Millisekunden nach dem Crash ausgelöst. Die Daten werden lokal im Fahrzeug gespeichert und verbleiben dort. Mit Hilfe von bestimmten Tools können sie über die OBD-Schnittstelle oder direkt am Airbag-Steuergerät ausgelesen werden. Zwar liegt datenschutzrechtlich die Hoheit der Daten aus dem EDR beim Fahrer bzw. Halter. Um im Zusammenhang mit zivil- oder strafrechtlichen Verfahren aber zu erfahren, wie es zu einem Unfall kam, kann ein Gericht oder die Staatsanwaltschaft einen Sachverständigen beauftragen, die Daten aus dem EDR auszulesen. Die Daten aus dem EDR sollten jedoch nicht als einzige Quelle zur Unfallrekonstruktion hinzugezogen werden. Vielmehr dienen sie als zusätzliches Element zum Spurenbild am Unfallort sowie den Schäden an den beteiligten Fahrzeugen. So können sie die herkömmliche Rekonstruktion eines Unfalls unterstützen, nicht jedoch ersetzen. Der EDR speichert nur Daten über das eigene Fahrzeug und nicht über andere Verkehrsteilnehmer. Auch Videoaufzeichnungen sind mit ihm nicht möglich. pm