Der sanierte, denkmalgeschützte Ammanhof 11 in Rottenburg eröffnet heute als Museum mit einer spannenden Konzeption.
Diese Spuren sind zahlreich und lassen sich auch heute noch hervorragend in dem Gebäude ablesen. Im Erdgeschoss sind zwei Zellen quasi im Originalzustand erhalten: dunkle, kalten Verließe, die später als Keller genutzt wurden. Linkerhand vom Eingang wurden die Zellen zusammengelegt und zwischenzeitlich als Stall genutzt.
Bis zur Gemeindereform vor 50 Jahren nannte man den Amannhof auch „Bühler Hof“. An den unverputzten Wänden im Haus finden sich Zeichnungen, die Gefangene im 18. Jahrhundert hinterlassen haben, oder Striche, mit denen sie ihre Tage in Gefangenschaft zählten.
Im ersten Obergeschoss verweist ein Stück Kindertapete auf die Umnutzung der Zelle zum Kinderzimmer, ein fragmentierter Stundenplan samt Tapete aus dem Jahr 1993 hängt noch in der guten Stube. Die grün gehaltenen Türrahmen im Obergeschoss verweisen auf die Wohnräume des 19. Jahrhunderts. Daneben befinden sich Originaleingänge zu den Gefängniszellen.
Des weiteren dokumentieren Exponate des Sülchgauer Altertumsvereins das städtische Arbeiten und Leben vor allem des 19. und 20. Jahrhundert: Wie kochten und badeten die Menschen in früheren Tagen, wie sah eine Gaststätte aus, wie ein Kinderwagen? Einblicke in die Bedeutung des Wein- und Hopfenbau und des Handwerks für die Ackerbürgerstadt Rottenburg werden ebenfalls vermittelt.
Möglich machten die umfangreiche Sanierung des Amannhofs und dessen Umnutzung zum Museum viele Spenden. Darunter vor allem die großzügige Spende des Ehepaars Günther und Agnes Kessler aus Weingarten, die sie mit der Auflage verbanden, einen Ort zu schaffen, an dem die Stadtgeschichte und die heimatkundliche Sammlung des Sülchgauer Altertumsvereins aus dem 19. Jahrhundert angemessen sichtbar wird. Gleichwohl wurde bei der Sanierung, die der Architekt Klaus Osterried leitete, und die mit viel Respekt vor der Originalsubstanz erfolgte, auch klar, dass die Räume an sich schon musealen Ausstellungscharakter haben. Deshalb ergab sich während des Umbaus eine Änderung der Nutzungskonzeption. „Bald war klar, dass wir auch das Haus an sich zeigen wollen, so wie es ist“, erzählt Geppert. Glücklicherweise ergänzen sich die beiden Absichten zu einer spannenden Museumskonzeption für eine breite Zielgruppe.