Eine gastronomische Ära endet auf der Muswiese: Matthias Mack vom „Landhaus Hohenlohe“ in Rot am See wird künftig keine Gäste mehr im Vereinsheim der Landjugend auf dem Musdorfer Festplatz bewirten - notgedrungen, weil das Arbeitspensum auf dem Jahrmarkt neben dem eigentlichen Restaurant- und Cateringbetrieb einfach nicht mehr zu stemmen ist. Die Immobilie im Besitz der Gemeinde Rot am See steht aber nicht leer: Als neue Pächter vom Fach haben Rene Breitenbach und seine Partnerin Anja Querndt heuer ihre Premiere auf dem traditionsreichen Fest.
Eigentlich wäre die Muswiese des Jahres 2023 für die Familie Mack ein Grund zum Feiern gewesen: Vor genau 60 Jahren avancierten Wilma und Ulrich ,Ulli“ Mack zu Gastronomen auf der Muswiese. Das Ehepaar hatte sich gerade mit einem Café in Rot am See selbstständig gemacht, als sie 1963 das Angebot erhielten, die Kaffeehalle Schwab auf der Muswiese zu übernehmen. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Filiale in Musdorf zu einem beliebten Treffpunkt. Auf der Speisekarte standen nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern zum Beispiel auch ein ganz spezieller Schaschlik aus der Küche von Wilma Mack, für den Liebhaber weite Wege auf sich nahmen.
In den Jahren 1965 und 1966 zeichnete das Ehepaar zusätzlich für die Bewirtschaftung der Reithalle verantwortlich. Zur Belebung des Muswiesen-Samstags verpflichtete Ulli Mack seinerzeit die Band „,Flippers“ - von ihrem Auftritt schwärmen ältere Semester noch heute. Viele Jahre stand hinter dem Vereinsheim noch ein Zelt, das 1987 von einem Anbau abgelöst wurde.
Der Sohn Matthias Mack setzte die Familientradition auf der Muswiese fort, als er 1994 das traditionsreiche Café in Rot am See nach Lehr- und Wanderjahren in renommierten Restaurants übernahm und den Betrieb in das Landhaus Hohenlohe“ verwandelte, wo nun auch die gehobene Küche eine Heimstatt hatte. Bodenständige Speisen wie Linsen und Spätzle nebst Schlachtplatte standen aber nach wie vor auf der Muswiesen-Speisekarte.
Die Entscheidung, sich als Gastronom von der Muswiese zurückzuziehen, ist Matthias Mack absolut nicht leichtgefallen: „Es war eine schöne Zeit mit tollen Mitarbeitern und tollen Gästen - und ich war ja schon im Kinderwagen mit dabei.“ In den letzten Jahren zeigte sich aber, dass das Ende der Fahnenstange erreicht ist: „Uns bleibt in-zwischen angesichts von vielen Veranstaltungen auch vor und nach der Muswiese schlicht keine Zeit mehr dafür, auch noch den Muswiesenbetrieb zu stemmen, hinter dem ein enormer Aufwand steckt.“ Und deshalb habe er die Reißleine ziehen müssen: „Entweder mache ich es richtig oder gar nicht.“
Auch wenn sich Matthias Mack zumindest als Gastronom von der Muswiese verabschiedet, bleibt dennoch keine Lücke in der Bewirtung der Besucher: Neue Pächter der gemeinde eigenen Immobilie sind Rene Breitenbach und seine Partnerin Anja Querndt. Beide stammen aus der Gegend von Fulda in Osthessen. Nach einer Ausbildung als Industriekaufleute kamen sie mit der Gastronomie in Kontakt: Ein Onkel von Rene Breitenbach suchte nach einem Nachfolger für den Autohof in Rüdenhausen bei Kitzingen unweit der A 3.
Die jungen Leute wagten den Sprung in die Selbstständigkeit und übernahmen den Autohof im November 2020. Seit März 2021 zeichnet das Duo auch für den Autohof bei Kirchberg/Jagst an der A 6 verantwortlich, ebenfalls als Pächter der Betreibergesellschaft „Tank & Rast“. Rene Breitenbach und Anja Querndt springen also mit der Bewirtschaftung des Musdorfer Vereinsheimes nicht ins kalte Wasser, sondern können auf ihren Erfahrungsschatz in der Branche zurückgreifen, zu der auch Einsätze in der Arena Hohenlohe bei Ilshofen zählen. Ihr Konzept sieht vor, an jedem Markttag um 6.30 Uhr zu öffnen und erst mal ein habhaftes Frühstück aufzutischen. Damit bleiben die Frühaufsteher versorgt, denn der Muswiesenwirt Uhl wird dieses Angebot künftig nicht mehr machen. Nach dem Mittagessen schließt das Vereinsheim um 15 Uhr. Ein „Erbe“ von Matthias Mack wollen die Beiden weiterhin pflegen: Auf der Speisekarte stehen jeden Tag auch Linsen und Spätzle nebst Kutteln.
Rene Breitenbach und Anja Querndt sind sehr gespannt auf die Muswiese. Schließlich haben sie den Jahrmarkt noch nie in all' seinen Facetten erlebt. Ein guter Start sei dem Duo gewünscht. Harald Zigan