Muswiesen-Ausklang: Molle kann es kaum erwarten
Sonderveröffentlichung

MUSWIESE 2023 Muswiesen-Ausklang: Molle kann es kaum erwarten

Herzensangelegenheit für Sänger der Hohenloher Kultband "Annaweech" die am Donnerstagabend in Festhalle Hahn spielen

Die Band „Annaweech“ macht Station auf der Muswiese. Ob die Musiker tatsächlich mit einem alten Bulldog anrücken, darf freilich bezweifelt werden. Foto: privat

06.10.2023

Er zeige jetzt mal seine jüngste und derzeit meistgeliebte Muswiesen-Errungenschaft, sagt Frank "Molle“ Winkler, der Frontmann der Hohenloher Kultband „Annaweech“. Dann greift er sich auf der Eckbank seiner Weinstube in Forchtenberg an den Gürtel- und man befürchtet kurz, er habe im vergangenen Oktober eine schicke neue Unterhose mit praktischem Eingriff erstanden. Winkler bemerkt das großäugige Stutzen des Redakteurs, lacht und versichert schnell: Keine Angst, es gehe um den Gürtel selbst, einen Nahtlos-Gürtel“, aha, der dank einer ausgeklügelten Mechanik ohne große Öffnungs- und Schließaktionen flexibel auf die Platzansprüche des dahinterliegenden Bauches reagieren kann. Das Utensil zur Schlachtplatten-Orgie sozusagen. Genial. Wie die Muswiese halt.

Sänger Molle ist ein Kochertäler Hohenloher, seit jeher am äußeren Vorposten Richtung Schwabenland stationiert. Auch von dort kommen Menschen zum schönsten Hohenloher Jahrmarkt der Welt, klar. Aber dort ist die Muswiese kein so unbedingtes Muss wie im hiesigen Teil der Region.

Winkler freilich ist ein echter Muswiesengribbl: Seit 1981 - gerade frisch verheiratet, Freunde haben uns hingeschleppt“ - kommt er nach Musdorf. Er kauft dort seine Socken. Er hat dort seine Heizung und seinen Parkettboden ausgesucht. Seine Frau Sigrid hat eine Pfanne von Anne. Er hat Pinea-Jacken in allen Farben. Die kann er gut gebrauchen, wenn er in der Familie der Muswiesenwirtschaft Pressler geduldig in der Zugluft der Eingangstür verharren muss, bis ein Platz für ihn freigeworden ist. „Mit dem Fürsten von Langenburg bin ich mal eine halbe Stunde an der Garderobe beim Pressler gestanden“,erzählt Frank Winkler. Sie haben sich über Standesgrenzen hinweg gut unterhalten. Und darum geht's ja: „Die Geselligkeit macht es aus!“

Der „Annaweech“-Sänger liebt den Jahrmarkt zwar, aber er hat auch einen klaren Blick darauf. Er weiß, dass die Muswiese sich nicht jedem einfach so an den Hals schmeißt. Nein, nein, „man muss sie sich ein bisschen erschließen“, so formuliert er es. Man muss reingehen in die Wirtschaften, heißt das, muss sich dazu-hocken und mitreden, man muss die Leute kennenlernen und das Fest in seinen Tiefen erfühlen - statt sich einfach am Sonntag von den Menschenmassen einmal vom einen zum anderen Ende durchschieben zu lassen und dann wieder heimzufahren. „Wenn du zum ersten Mal hingehst, weißt du gar nichts“, so Molle. „ Und dann ist es wie ein Strudel. Im besten Fall sagst du: Ich werde immer wiederkommen. Im schlechteren Fall: Damuss ich nicht nochmal hin.“

„Annaweech“ kommen immer wieder. Dreimal haben die Mundart-Musiker auf der Muswiese gespielt: einmal im Dreispitzzelt, einmal zur Eröffnung am Gemeindestand, einmal beim SWR im Gewerbezelt. Heuer treten sie am Donnerstag von 18 bis 22 Uhr in der Festhalle Hahn auf. Für Winkler ist das eine echte Herzensangelegenheit, zumal sie auch schon für 2020 gebucht waren und er dem Abend mit unbändiger Vorfreude entgegenblickte. Dann kam Corona. Dann starb das so prägende Band-Mitglied Peter, Boudsch“ Botsch. An Muswiese war nicht zu denken. Alles stand infrage, auch die Zukunft von „Annaweech“. Letztlich haben sie weitergemacht und sich die Sängerin Sandra Masuch mit an Bord geholt.

Winkler mag den Menschenschlag im Muswiesen-Land. „Ich bin wirklich gern in Forchtenberg“, sagt er. „Aber ich habe das Gefühl, dass die Leute in der Landwehr und drumherum geerdeter sind, aufs Wesentliche konzentriert. Wenn ich hinkomme, fühle ich mich einfach wohl. Und wir als Band fühlen uns sehr willkommen.“ Zuletzt war das im August in Brettheim zu beobachten, wo „Annaweech“ die Halle bis zum letzten Platz füllten und das Publikum mit einem stundenlangen Schlitzohren-Programm begeisterten.

Da fehlte die vielgeliebte Hymne aufs Hohenloher Land natürlich ebenso wenig wie die gesungene Liebesgeschichte, Tschonnie“, in der ein John-Deere-Fahrer seine Holde bei Kraut, Wärscht und Spielbacher Bier am Leddichedooch kennenlernt und ihr seinen Bulldog zeigt - was natürlich vor dem Traualtar enden muss. Schöner als mit solchen Liedern kann die Muswiese doch nicht ausklingen, oder? Frank „Molle“ Winkler jedenfalls kann es kaum erwarten: „Mir persönlich ist das einfach ein Anliegen - mein persönliches Wacken.“ Hoffentlich ohne den Schlamm. Aber ganz sicher mit Nahtlos-Gürtel. Sebastian Unbehauen