Zeitungsleute haben schon immer eine Schwäche für die Muswiese. Wen wundert’s? Schließlich gibt es in den Budengassen und Wirtschaften von Musdorf so viel zu sehen, zu hören, zu riechen, zu schmecken – kurz: zu beschreiben –, dass jeder, der Geschichten liebt und dessen Beruf es ist, sie zu erzählen, nur Augen, Ohren, Nase, Mund und Herz aufsperren muss, und schon purzeln ihm die Silben in den Schoß, den Block, die Zeitung.
1777 war das bereits so. Da staunte ein Reporter der „Bayreuther Zeitung“: „Ich muss Ihnen eine seltsame Kirchweih beschreiben, die ich auf der Welt noch nie gesehen. Mit allem kann hier das neugierige Auge befriedigt werden; hierher begiebt sich eine ungeheure Zahl Kaufleute, Mäckler, Marquetender, Weinschenker, Musikanten und alle Rotten, ohne die keine Kirchweih sein kann. Ein wunderbares Gemisch von viel 1000 Menschen betritt den Platz, sieht, kauft, trinkt, tanzt – der Platz von einigen 1000 Schritten in der Länge und Breite war kaum hinlänglich, die Menschen zu fassen.“
Mehr als 100 Jahre später, Anfang 1890, erschien in „Der Sammler“, einer belletristischen Beilage zur „Augsburger Abendzeitung“, ebenfalls eine fast schon ungläubige Beschreibung des derben Musdorfer Treibens. „In Roth waren schon alle Gasthäuser überfüllt und mit Fuhrwerken umstellt; in Musdorf stand vor jedem Haus eine Wagenburg von 30 bis 40 Bauernchaisen und Berner Wägelchen“, stand da geschrieben. „Eine Reihe Verkaufsbuden zieht sich an der Rothenburger Straße, zwei andere an den Feldwegen hin. Hinter ihnen in Fuß hohem Morast Schaubuden aller Art; Museen mit allen möglichen Unglücksfällen (…), Wachsfigurenkabinette mit heiseren Orgeln und heiseren Ausrufern; Schiffsschaukeln, in denen Anleitung zu künstlicher Seekrankheit gegeben wird (…), Karoussels, auf denen ein schwindelfreier Pistonbläser für 2 Mark den ganzen Tag sich mit herumdrehen ließ (…); Kaffee- und Liqueur-Buden, zu denen angeheiterte Bauernburschen ihre scheinbar widerstrebenden und doch im Herzen höchst willigen Mädchen hinzerrten; Bierbuden, aus denen Bratwurstdampf und Kirchweihmusik hervordrang – und zwischen dem allen ein Menschengewimmel, den einförmig rieselnden Himmel über sich und einen chokolade-crêmeartigen Kothbrei unter sich, dabei höchst vergnügt und zufrieden, wahrlich ein Bild, das die Anspruchslosigkeit unseres fränkischen Landvolks in ein helles Licht setzte.“
Heutzutage geht’s natürlich erheblich sauberer zu, wenn’s nicht gerade Kuhbatzen regnet, aber ihre fröhlich-fränkische Eigentümlichkeit hat sich die Muswiese Gott sei Dank bewahrt. Und so ist sie ein Hort der tausend Eindrücke und Begegnungen geblieben – Ehrensache also, dass das Hohenloher Tagblatt als Heimatzeitung der Region seit seiner Gründung vor 75 Jahren stets dabei war, wenn der Jahrmarkt rief. Gestern, heute, morgen: Die Zeitung staunt mit und berichtet ausführlich.
Das HT präsentiert sich außerdem im Gewerbezelt. Am Stand der Südwest Presse Hohenlohe gibt es wieder eine Fotobox: Lassen Sie sich fotografieren und landen Sie auf einer Titelseite zum Mitnehmen! Stärken Sie sich außerdem mit Popcorn, sichern Sie sich Ihren Muswiesen-Magneten mit Jahreszahl zum Sammeln oder Ihren persönlichen Gutschein für die Festhalle Hahn als Dank für eine E-Paper-Registrierung! Und der Abschluss eines HT-Abos ist natürlich auch auf der Muswiese eine gute Entscheidung.
Zusätzlich bietet unser früherer Redakteur und Muswiesen-Experte Harald Zigan wieder seine beliebten Führungen über das Gelände an. Treffpunkt ist an den klassischen Markttagen Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils um 10 Uhr am HT-Stand. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet ein Rundgang voller Einblicke in Geschichte und Gegenwart der Muswiese, gespickt mit Anekdoten, vorgetragen von einem hohenlohischen Original. Die Teilnehmerzahl pro Tour ist auf 25 Personen begrenzt. Eine Anmeldung unter Telefon 079 51/40 93 21 ist nötig. Sebastian Unbehauen