Batterie-Forschungszentrum in Ulm: Wohin mit all den Batterien?
Sonderveröffentlichung

Nachhaltig Batterie-Forschungszentrum in Ulm: Wohin mit all den Batterien?

Die wachsende Beliebtheit der Elektromobilität stellt Autobauer und Forscher vor neue Herausforderungen.

Autobatterien können aus technischer Sicht recycelt werden, das Verfahren ist aber noch relativ aufwändig und teuer. © petovarga/Shutterstock.com

24.01.2022

Ein möglichst hoher Recycling-Anteil bei Batterien könnte in den kommenden Jahren zum mitentscheidenden Faktor für den Marktdurchbruch von Elektroautos werden. Dies legen Beratungen von Experten und Ergebnisse einer Umfrage nahe. „Wir müssen die Batterie als Teil eines geschlossenen Kreislaufprozesses sehen“, sagte Matthias Ullrich aus der Elektrik- und Elektronik-Entwicklung von Volkswagen am Rande einer Tagung in Braunschweig. Der Konzern untersucht in einer Pilotanlage in Salzgitter, wie sich die Mehrfachverwertung der Zellmodule, aber auch von Stoffen aus dem Batteriegehäuse wie Aluminium, Kupfer oder Kunststoffen industriell umsetzen lässt.95 Prozent Recycling werden angestrebtNoch handelt es sich um einen Testbetrieb – mittelfristig soll jedoch ein großangelegtes Batterie-Recycling entstehen. Ziel sei es, eine Wiederverwertungsquote von 95 Prozent zu erreichen, so Ullrich: „Wir werden tonnenweise Material haben, das aus den Autos zurückkommt.“Das schwedische Bergbau-Unternehmen Eurobattery Minerals, das Batterierohstoffe verstärkt in Europa gewinnen will, legte eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts You-Gov vor. Demnach wird nachhaltige Produktion von E-Auto-Batterien auch für viele Verbraucher ein zunehmend wichtiges Kriterium. Von denjenigen Befragten, die den Kauf oder das Leasing eines E- oder Hybridautos in Erwägung ziehen, gab mehr als die Hälfte (56 Prozent) an, dass ihnen eine möglichst wenig umweltbelastende Förderung von Batterie-Rohstoffen einschließlich guter Arbeitsbedingungen wichtig oder sehr wichtig sei. 35 Prozent erklärten, sie würden höhere Preise für E-Fahrzeuge akzeptieren, „wenn sie sicher sein können, dass Mineralien und Metalle der Batterie nachhaltig produziert wurden“.Autobauer werden selbst aktivVW, Daimler und Opel wollen eigene Zellwerke errichten, BMW setzt vorerst weiter auf externe Lieferanten. Damit tatsächlich große CO²-Einsparungen durch E-Mobilität möglich sind, ist es mit den Batterien allein allerdings nicht getan. Es muss mehr Ökostrom bereitgestellt werden. Und für umweltbewusste und nachhaltige Batterien muss die Gewinnung von Rohstoffen wie Lithium, Kobalt, Kupfer oder Nickel schonender ablaufen. „Konfliktmineralien“ aus Krisengebieten, in denen auch die sozialen Bedingungen des Abbaus teils dramatisch sind, sollen den Plänen verschiedener Autobauer zufolge vermieden werden – dies wurde im Juni im Lieferkettengesetz verankert.Der Chef des Geschäftsfelds Batteriezellen und -systeme bei VW, Frank Blome, sagt zum aktuellen Rohstoffbezug: „Bisher ist das vor allem unter der Kontrolle unserer Zulieferer. Aber wir beteiligen uns stärker. Und wir wollen sicherstellen, dass alles regelkonform ist.“ Die Feststoffbatterie, bei deren Entwicklung sich VW mit der US-Firma Quantumscape zusammengetan hat, werde bis zur technischen Reife und zu großen Stückzahlen noch eine Weile brauchen; „Aber wir investieren weiter. Wir glauben, dass die Feststoffzelle irgendwann zwischen 2025 und 2030 dann stärker kommen wird.“ dpa/ka  

Ulm hat ein Batterie-Forschungszentrum


Herkömmliche Lithium-Ionen-Batterien haben ihre maximale Speicherkapazität beinahe erreicht. In der Ulmer Wissenschaftsstadt suchen Grundlagenforscher und Praktiker deshalb nach Batterien der Zukunft. Dazu haben die Universität Ulm, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sowie das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) die größte deutsche Plattform für elektrochemische Energieforschung, Celest, gegründet.