Der Standort ist gleich geblieben, doch der Unterschied ist wie Tag und Nacht: Ende Mai hat der Bauhof Neckartenzlingen die neuen Gebäude bezogen, „ein Quantensprung gegenüber früher“, wie der Chef Patrick Klitscher betont. Jetzt sind Werkhalle sowie der zweite Trakt mit Waschhalle, Werkstatt und Sozialräumen das optische Aushängeschild am Eingang zur Straße „Im Wasen 1-7“.
Despektierlich könnte man sagen, das frühere Domizil des Bauhofs war eine Art „Vereinigte Hüttenwerke“ mit für das 21. Jahrhundert unhaltbaren Zuständen für die Mitarbeiter. Die Bauten waren in so einem maroden Zustand, dass die Gewerbeaufsicht arbeitsschutzrechtliche Bedenken angemeldet hatte.
Die Überlegungen für einen Neubau gingen schon weiter zurück, weiß Ortsbaumeister Christoph Schmid. Schon vor zehn Jahren stand ein neuer Bauhof zur Diskussion. Lange wurde seinen Worten zufolge nach einem Ersatzstandort gesucht, ehe man übereinkam, am angestammten Ort zu bleiben.
„2020 haben wir zusammen mit dem Gemeinderat uns verschiedene neue Bauhöfe in der näheren und weiteren Umgebung angesehen und mit den jeweiligen Bauhofleitern gesprochen, was sie anders oder besser machen würden“, erinnert sich Schmid. Das Eninger Architekturbüro Hank und Hirth fertigte einen ersten Entwurf an, der laut Schmid bei einer Klausurtagung und verschiedenen Sitzungen diskutiert und angepasst wurde.
„Im Dezember 2021 erfolgte der Umzug in die Container an der Melchiorhalle, und - dann ging es Schlag auf Schlag“, so der Ortsbaumeister. Im Januar 2022 erfolgte t der Abbruch, in der März-Sitzung des Gemeinderats wurden die Arbeiten an die Firma F. K. Systembau in Münsingen vergeben.
Schon im Juni erfolgte der offizielle Spatenstich samt Baubeginn. Bereits im November wurde Richtfest gefeiert, und ab Dezember begann der Innenausbau der beiden Gebäude: „Es hat also kein ganzes Jahr bis zur Fertigstellung gedauert“, so Schmid.
Die beiden Gebäude, die Fahrzeughalle Betriebsgebäude, und das sind nach den Worten von Christoph Schmid nach dem KfW-Standard 55 gebaut. Das ist ein von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) entwickelter Standard für energieeffiziente Gebäude. Das KfW-Effizienzhaus 55 benötigt nur 55 Prozent der Energie eines konventionellen Neubaus und ist daher besonders umweltfreundlich.
Kostenrahmen eingehalten
„Alle Gebäude sind später mit Wärmepumpen ausgestattet, und die Fahrzeughalle hat eine Fotovoltaikanlage mit 40 KW auf dem Dach“, erklärt Ortsbaumeister Christoph Schmid. „Der Kostenrahmen von 3,1 Millionen Euro wurde eingehalten, davon entfallen 800 000 Euro auf den Hochwasserschutz, der aber zu 70 Prozent vom Land Baden-Württemberg gefördert wurde“, so Schmid.
Das gesamte Gelände wurde vor der Bebauung um 70 Zentimeter aufgefüllt, sodass nun von der Straße ebenerdig reingefahren werden kann. „Vorher sind Lastwagen am Knickpunkt fast aufgesessen, und der Hof des Geländes war nur geschottert, jetzt ist er geteert“, erinnert sich Patrick Klitscher.
Die Fahrzeughalle hat fünf Tore, in denen die zehn Fahrzeuge und rund 20 Kleingeräte - vom Aufsitzmäher bis zum Mulcher bis zur Motorsense - abgestellt werden. An der Seite zum Neckar hin sind Boxen, wo weitere Geräte platziert oder Material wie Sand oder Kies gelagert werden kann.
Direkt gegenüber der Fahrzeughalle befindet sich das moderne Betriebsgebäude, in dem die Waschhalle, die eigene Werkstatt und die Sozialräume untergebracht sind. „Unser stellvertretender Bauhofleiter Tim Hänsel ist gelernter Landmaschinenmechaniker, so dass wir vieles selbst reparieren können“, sagt der Bauhofchef.
Überhaupt ist der Bauhof mit seinen zwölf Mitarbeitern gut aufgestellt, was er auch sein muss, denn von ihm werden nicht nur die allgemeine Straßenunterhaltung, s die Straßenreinigung samt Winterdienst verlangt. Die Truppe ist bei Wasserrohrbrüchen oder Kanalarbeiten - im Einsatz, übernimmt Baumfällarbeiten im Winter, die Gehölzpflege oder die Pflege der gesamten Grünanlagen - angefangen beim Friedhof über die Spiel- bis hin zu den drei Sportplätzen.
„Es ist immer gut zu tun bei uns“, betont der 50 Jahre alte Klitschert, seit 2017 Bauhofchef in Neckartenzlingen. Zuvor war er 17 Jahre lang stellvertretender Bauhofleiter in Pfullingen. Für ihn ist es ganz wichtig, dass seine Mitarbeiter nun ein Arbeitsumfeld haben, in dem sie sich bei allen Anforderungen, die heute gestellt werden, wohl fühlen. Bernd Ruof