Im Oktober wurde in Dußlingen das Gebäude der Freien Evangelischen Schule (FES) eingeweiht. Administrativ gehört sie zur FES Reutlingen. Und weil's so richtig gut werden sollte: Fünf Jahre lang haben die Beteiligten am Projekt gefeilt, es gemeinsam erarbeitet. Architektonisch wie von seiner Funktionalität her entstand ein beispielgebender Bau mit einer Gesamtfläche von 4075 Quadratmetern - samt einem „Raum der Stille", einer Mensa, Aula, Kletterwand und Fahrradkeller. Die Realschule ist zweizügig. Wenn die entsprechenden Jahrgänge nachgewachsen sind, wird die FES im Steinlachweg 6 in zwei Jahren 310 Jungen und Mädchen zählen.
Spatenstich war im März 2020, dem Richtfest Mitte Juni 2021 folgte die Inbetriebnahme zum Schuljahresbeginn im September 2022. Und am kommenden Samstag, 12. November, ist ab 10 Uhr ,,Tag der offenen Tür" mit Vorführungen, Musik und Tanz, Basteln und Experimentieren.
Wenn sich Form und Funktion vom Grundsatz her geeinigt haben, baut Architekt Jochen Schmid von Hartmaier + Partner in Reutlingen bevorzugt Gebäude, die hell und luftig gestaltet sind. ,,Für diesen Neubau bedeutete dies, für große Verglasungen, auch am Ende der Flure, sowie Oberlichter zu sorgen", erläutert Schmid. Der Architekt besteht auf eine freundliche, stimmige Kombination von Farben, die den Charakter des gesamten Hauses ausmachen.
,,Holz, Weiß und Grün", so lautet Schmids Kurzfassung seiner Dußlinger Arbeit. Da sind zum einen die Brandschutzverglasung mit Profilen aus Ahorn. Die Pfosten-Riegelfassade ist aus Lärchenholz. Der lichtdurchflutete, imposant wirkende Treppenraum kommt ganz in Weiß daher, die Linoleumböden in den Fachräumen sind grün, so auch die Türzargen mit ihren Ahorn-furnierten Türblättern. Hinzu kamen weißverputzte Wände - ebenso wie weiße Geländer mit Handläufen aus Holz.
Ein Hingucker und gleichermaßen kontrastierendes Highlight ist die in Orange gehaltene, 13,80 Meter hohe Kletterwand in dem Luftraum des Vordergebäudes im FES-Neubau. Und dort, wo sich die drei ,,Finger" des Komplexes treffen, gibt es auf allen Ebenen großzügig kommunikative Plätze und Lernlandschaften - zum Verweilen in Unterrichtspausen. Im großflächigen Eingangsbereich Steinlachweg zum hin schließt sich die Mensa mit ihren 144 Plätzen an. Verbunden werden Mensa und Aula durch eine elektrische, mobile Glastrennwand.
Der Blick auf die Haupttreppe und durch den geschwungenen Deckenausschnitt endet mit dessen großem Glasdach. Dieses wertet das Gebäude ästhetisch ebenso auf, wie es jede Menge natürliches Licht ins Innere bringt. Die beiden Zimmer für den Technik-Unterricht profitieren ebenfalls durch den großdimensionierten Lichthof.
In einer Schule mit konfessioneller Ausrichtung, in der der Glaube auch gelebt wird, gehört freilich ein „Raum der Stille" zur Andacht und Besinnung. Schulklassen oder Schülergruppen können sich dort auch über Fragen des Lebens und des Glaubens unterhalten. Das Auffällige ist neben der betonten Schlichtheit im Innern die „Außenwirkung". Es ist der einzige Raum, der sich aus der Betonfassade halbkreisförmig heraus wölbt - mit vorgehängten Balken aus Weißtanne. Jürgen Herdin