Heimkehr einer großen Idee
Sonderveröffentlichung

Neuer Sitz für Stiftung Weltethos Heimkehr einer großen Idee

Nach der Sanierung findet die Stiftung Weltethos in ihrem Gründungshaus nun ein neues Zuhause für die Zukunft, um an der Stärkung gemeinsamer Grundwerte zu arbeiten.

Links das sanierte Gebäude mit neu gestalteten Außenanlagen samt insektenfreundlicher Blumenwiese. Rechts im Bild: Stephan Schlensog, Lena Zoller und Stefan Oberdörfer (v. I.) im ehemaligen Wohnund Arbeitszimmer Hans Küngs. Schreibtisch, Vorhänge und weiteres Mobiliar blieb erhalten, um an Leben und Werk des weltbekannten Theologen zu erinnern. Fotos: Martin Brunner

31.10.2025

Die Stiftung Weltethos ist in das ehemalige Wohnhaus ihres Gründers Prof. Dr. Hans Küng an der Waldhäuser Straße 23 zurückgekehrt. Der historische Ort wird künftig Sitz der Stiftung und Zentrum ihrer Arbeit für religiöse Vielfalt und werteorientierte Demokratieförderung.

Der neue Stiftungssitz wurde bereits im September mit einer kleinen internen Veranstaltung eingeweiht. Das Tübinger Architekturbüro Panzer & Oberdörfer verantwortete Sanierung und Umbau; Planung und Projektleitung lagen bei Dipl.-Ing. Stefan Oberdörfer. Lena Zoller, die neue Geschäftsführerin der Stiftung Weltethos begleitete das Projekt gemeinsam mit ihrem Vorgänger Stephan Schlensog, der von 1995 bis 2024 Geschäftsführer der Stiftung war.

Langfristig gedachtes Umbaukonzept

Ziel des Umbaus war es, das Erbe von Professor Hans Küng auch für zukünftige Generationen zu bewahren. Dazu wurden umfassende Sanierungsarbeiten durchgeführt, die insgesamt anderthalb Jahre in Anspruch nahmen. Das Flachdach sowie die Entwässerungsleitungen mussten erneuert werden. Aufgrund der umfangreichen Hochbauarbeiten war es notwendig, die Außenanlagen neu herzustellen. Auch die Elektro- und Sanitärinstallation musste aufgrund schadhafter Leitungen erneuert werden.

Im Zuge der umfassenden Sanierung wurde das Gebäude auch energetisch auf den neuesten Stand gebracht. Die Beheizung des Gebäudes erfolgt über eine Luft-Wärmpumpe, die über eine PV-Anlage mit Solarstrom versorgt wird. Das Haus wurde mit einer Holzfassade verkleidet und mit einer 30 cm starken Dämmschicht aus Zellulose versehen.

„Küng hat damals schon sehr hochwertig und weitsichtig gebaut, mit Fußbodenheizung und Dreifachverglasung. Dementsprechend haben wir auch beim Umbau viel Wert auf hohe Qualität, Langlebigkeit und wiederverwertbare Materialien gelegt“, berichtet Architekt Stefan Oberdörfer

Angenehmes Arbeitsumfeld

Insgesamt wurde alles heller und offener gestaltet. Im Zuge der Fenstersanierung wurden die Fensteröffnungen teilweise vergrößert, um die Belichtung der neuen Räume zu optimieren. Das Haus ist barrierefrei zugänglich und verfügt auch über eine barrierefreie Nasszelle und Toilette.

„Die hellen, großzügigen Räume, die Aussicht und die Außenbereiche bieten ein außergewöhnliches Umfeld für konzentriertes Arbeiten und kreative Begegnungen. Es ist ein großes Privileg, hier zu arbeiten“, betont Lena Zoller, Geschäftsführerin der Stiftung Weltethos. Für die Pausen und gemeinsame Mahlzeiten gibt es eine Küche mit Essbereich sowie eine kleinere Teeküche. Im hinteren Bereich der umlaufenden Terrasse lädt eine Casita zum gemütlichen Beisammensitzen ein. „Wir und unsere Mitarbeitenden sind rundum glücklich, alle sind begeistert, von der modernen Gestaltung, der hochwertigen Ausstattung und der tadellosen handwerklichen Umsetzung“, lobt Lena Zoller.

Echtes Teamwork

Auch die Handwerker haben sehr gute Arbeit geleistet, sind sich Zoller, Schlensog und Oberdörfer einig. „Das war wirklich sensationell“, lobt Schlensog, „Während der gesamten Umbauphase waren wirklich alle Handwerker motiviert und positiv und unter den verschiedenen Gewerken herrschte echtes Teamwork.“

Respekt vor der Historie

Das ehemalige Wohnhaus Küngs ist von großer historischer Tragweite für Tübingen und darüber hinaus. Immer wieder wurden hier Staatsoberhäupter und Nobelpreisträger empfangen, auch, um ihnen die große Idee des Weltethos nahezubringen: ein alle Menschen verbindendes, religionsübergreifendes Wertesystem. Um dieser Bedeutung gerecht zu werden, fand die Sanierung in enger Abstimmung zwischen der Stiftung und dem Architekten umgesetzt. Schlensog war es wichtig, dass der Umbau im Sinne Küngs ist.

Mit dem Ergebnis ist er sehr zufrieden: „Mir war es wichtig, dass das besondere Ambiente, der Spirit des Hauses erhalten bleibt. Herr Oberdörfer hat ein sehr gutes Gespür dafür bewiesen.“

Lebendiges Andenken an den Gründer

Über vier Jahrzehnte lebte, forschte und wirkte Hans Küng in der Waldhäuser Straße 23. Die Stiftung ist nun an den Ort zurückgekehrt, an dem sie 1995 gegründet wurde und bis 2020 ihren Mittelpunkt hatte.

Das ehemalige Wohnzimmer ist nach wie vor der zentrale Ort des Hauses. Hier wurde vieles so belassen wie es war: Der originale Schreibtisch an dem Küng arbeitete, steht noch an derselben Stelle, die Vorhänge, die Bücherregale und der Teppich sind ebenfalls geblieben. „Damit hat der Raum einen hohen Erinnerungswert, man fühlt sich dem Gründer noch mehr verbunden“, hebt Lena Zoller hervor. „Wir nutzen den Raum sehr intensiv. Hier ist unsere Zentrale, in der wir zusammenkommen für Teambesprechungen oder um Gäste zu empfangen“, so die Geschäftsführerin. Das hätte Küng gefallen, sind sich Zoller und Schlensog einig. Ein lebloses Museum hingegen wäre nicht im Sinne dem umtriebigen und gastfreundlichen Gelehrten gewesen.

Großzügige finanzielle Unterstützung

Die Gesamtkosten der Sanierung betrugen rund 2,8 Millionen Euro. Großzügige finanzielle Unterstützung erhielt die Stiftung Weltethos von der Adolf Würth GmbH & Co. KG. Reinhold Würth war gut mit Hans Küng bekannt und ist seit Gründung der Stiftung Weltethos Mitglied in deren Kuratorium. Neben der finanziellen Unterstützung steuerte die Adolf Würth GmbH auch drei Kunstwerke als Dauerleigabe bei. „Er war sich der Tragweite des Projekts sofort voll bewusst, als wir unsere Anfrage stellten und sofort bereit, uns zu unterstützen“, erinnert sich Stephan Schlensog. Auch Lena Zoller weiß die Beteiligung der Stiftung Würth sehr zu schätzen. „Durch die großzügige Zuwendung der Adolf Würth GmbH hat die Stiftung Weltethos nun ein eigenes Zuhause, das ihr erlaubt, sich auch in Zukunft weltweit für gemeinsame Grundwerte einzusetzen. Dafür sind wir sehr, sehr dankbar.“ Martin Brunner