Der dreigeschossige Komplex demonstriere, wie nachhaltige Innenentwicklung in gewachsenen Ortsstrukturen gelingen könne. Ein zentraler Mehrwert des Projekts liegt laut Link in der „intelligenten Verdichtung“: Durch die Aufstockung des Supermarkts entstehe dringend benötigter Wohnraum, ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln. Die Kombination aus Handel, Gewerbe und Wohnen auf demselben Grundstück nutze die vorhandene Fläche maximal effizient und trage zu einer nachhaltigen, zukunftsorientierten Stadtentwicklung bei.
Thomas Link beschreibt das Gebäude wie folgt: Es folgt einem hybriden Tragwerkskonzept, das Funktionalität und Ökologie verbindet. Während das Erdgeschoss mit Markt und Backshop konventionell in Stahlbeton und Mauerwerk ausgeführt ist, kommen in den Obergeschossen neben einzelnen Wohnungstrennwänden aus Stahlbeton hauptsächlich Holzständerwände zum Einsatz. Brettschichtholzdecken prägen die beiden Obergeschosse sowie große Bereiche über dem Markt – ein konstruktiver Ansatz, der CO₂ bindet, Ressourcen schont und zugleich eine warme, hohe Wohnqualität schafft. Die Fassadengestaltung der oberen Ebenen mit Holzschalung verstärkt diesen nachhaltigen Charakter und verleiht dem Gebäude ein harmonisches Erscheinungsbild.
Die gesamte Anlage überzeuge, so der Architekt weiter, durch ihre hochgedämmte Gebäudehülle und eine energieeffiziente Haustechnik. Beheizt werde das Gebäude über moderne Wärmepumpen; sämtliche Flachdachflächen seien großflächig mit Photovoltaikanlagen ausgestattet und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Eigenstromerzeugung.
Ein Merkmal stellt Link besonders heraus: „Mit dem Standard Effizienzhaus 40 EE erreichen Markt und Gewerbeeinheiten eines der derzeit effizientesten Gebäudeniveaus überhaupt. Sie unterschreiten die gesetzlich zulässigen Energiekennwerte um rund 60 Prozent und decken zusätzlich einen erheblichen Teil des Energiebedarfs über erneuerbare Energien.
Die Wohnungen erfüllen den Standard Effizienzhaus 55. Zusammen mit der regenerativen Energieversorgung und der hocheffizienten Gebäudehülle ergibt sich ein sehr guter Primärenergiefaktor für das Gesamtgebäude.“
Die insgesamt 13 Wohnungen verteilen sich auf das erste und zweite Obergeschoss und sind nach Süden ausgerichtet. Alle Einheiten sind barrierefrei, durchschnittlich rund 85 Quadratmeter groß und verfügen über einen Balkon oder eine Loggia. Zwei getrennte Erschließungsbereiche gewährleisten eine klare funktionale Trennung: Ein Treppenhaus erschließt die Wohnungen, ein weiteres die im straßenseitigen Gebäudeflügel angesiedelten Gewerbeeinheiten mit Flächen zwischen 150 und 190 Quadratmetern.
Für den Markt stehen 65 Auto- und 16 Fahrradstellplätze zur Verfügung. Zusätzlich werden für Wohnungen und Gewerbe 25 weitere Stellplätze sowie 34 Fahrradstellplätze bereitgestellt. Insgesamt 30 Auto-Stellplätze sind bereits für die Nachrüstung mit E-Ladepunkten vorbereitet und ermöglichen eine flexible Anpassung an die Anforderungen der Elektromobilität.
Das Fazit von Thomas Link lautet: „Der Neubau in der Wilhelm-Kraut-Straße zeigt, wie zeitgemäße Architektur, nachhaltige Energiekonzepte und intelligente Flächennutzung zu einem ökologisch und städtebaulich vorbildlichen Gesamtprojekt verschmelzen. Mit seinem Mix aus Nahversorgung, Gewerbe und qualitätsvollem Wohnraum setzt das Projekt neue Maßstäbe für eine ressourcenschonende, lebenswerte und zukunftsfähige Stadtentwicklung in Balingen.“ Volker Schweizer