Der Traum vom Kino der Zukunft ist wahr geworden
Sonderveröffentlichung

Neustart in den Sonnenlichtspielen Der Traum vom Kino der Zukunft ist wahr geworden

Projekt: Stadtverwaltung und Kinoverein haben viel Geld und Herzblut investiert, um den Bürgern die Einrichtung zu erhalten. Am 2. Mai wird der Spielbetrieb wieder aufgenommen.

Bald öffnet sich der Vorhang. Fotos: Martin Bohn/Ralf Hünnefeld

02.05.2022

Im Vorfeld wurden in vielen Stunden Ideen gesammelt, Pläne geschmiedet, diskutiert, geplant und wieder verworfen. Dennoch entstand am Ende ein gut durchdachter Bauplan, der so verwirklicht wurde. Gaildorfs Stadtverwaltung und Gemeinderat waren wie der Kinoverein überzeugt: Die Sonnenlichtspiele müssen dringend saniert und modernisiert werden, damit die erfolgreiche Kinogeschichte des Limpurger Landes fortgeschrieben werden kann. Nun ist das Werk vollendet, am 2. Mai beginnt der Spielbetrieb.Zeit, das Projekt Revue passieren zu lassen. Ein Projekt, in das durch die Stadt und den Verein ein hoher sechsstelliger Betrag – dessen genaue Höhe nach Abrechnung sämtlicher Maßnahmen noch ermittelt wird – investiert werden musste. Nach entsprechenden Beschlüssen des Gemeinderats – das Kinogebäude gehört ja der Stadt – und den Vorbereitungen wie Detailplanung, Ausschreibungen und Vergaben fiel der Startschuss.

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Hell und freundlich: Das neue Foyer des Kinos mit Relikten aus der Vergangenheit (von links): Projektor, eiserne Säule und Schaltertür.

Corona grätscht dazwischen

Der Reihe nach. Am 1. November 2020 mussten die Kinomacher mit ihren Vorständen Margarete John, Martin Bohn und Ralf Hünnefeld das Filmtheater wegen der Corona-Pandemie schließen. Bereits Wochen zuvor war im Gemeinderat der Beschluss gefasst worden, das Kino zu modernisieren. Dazu sollte nun die Schließung genutzt werden. Mit dem Umbau begonnen wurde im Januar 2021. Die Mitglieder des Vereins räumten das Kino leer, die alten Sitze wurden vollends verkauft. Auch für den zweiten Projektor, der seit 2012 nicht mehr in Betrieb war, wurde ein Liebhaber gefunden, wobei die Ehrenamtlichen mit Wehmut das betagte Gerät aus der Hand gaben.

Zunächst wurde durch die Firma Kunz die Decke im Saal geöffnet, um Platz zu schaffen und den Beamer in einer Einhausung unterzubringen. Die Mitarbeiter des Unternehmens hatten mit viel Dreck und Staub zu kämpfen. Im vorderen Bereich wurde die Bühne vergrößert, die Firma Wahl hat den Teppichboden verlegt. Im Foyer wurden die Wände abgebrochen und der bisherige Vorführraum entfernt. Der Boden, der aus alten Bruchstücken bestand, musste abgetragen und entsorgt werden. Hierbei hatte das Team der Firma Munz aus Fichtenberg allerhand Mühe, diese schwere Arbeit zu erledigen. Die Wand im Flur zum Getränkelager wurde ebenso abgerissen wie im hinteren Bereich die alte Garage, um Platz für die neuen Sanitärräume zu schaffen. Die bisherigen Toiletten mussten weichen.

Jetzt erst wurde allen Beteiligten bewusst, welche Niveau-Unterschiede zwischen Saal, Foyer und altem Flur sowie den neuen Sanitärräumen zu bewältigen waren. Architektin Margit Munz war während des Umbaus mit vielen Überraschungen und Widrigkeiten konfrontiert, aber sie hatte in Zusammenarbeit mit den Vereinsmitgliedern und Handwerkern „alles im Griff“. Frank Lahme hatte wesentlichen Anteil an den Planungen, vor allem im Kinosaal und im Foyer.

Heizung kommt mit dem Kran

Der Rohbau für die Sanitärräume wurde erstellt, im Saal die Tonanlage mit neuen Lautsprechern und Kabeln durch die Firma Panov erneuert. Die Elektroinstallation brachte die Firma Brodhag auf den neuesten Stand. Die Mitarbeiter der Firma Horlacher haben die alte Heizung aus-, eine neue moderne Anlage eingebaut. Die Teile waren so groß, dass sie mit einem Kran der Firma Kunz über das geöffnete Dach ins Gebäude gehievt werden mussten.

Ein Meilenstein war die Dämmung mit der Stoffbespannung durch die Firma Deutsche Theaterbau, die die Akustik im Saal spürbar verbessert. Die Saaldecke wurde von der Firma Schmetzer neu gestrichen. Das Foyer erhielt durch die Firma Rauh einen neuen Estrich, die Wände einen neuen Verputz durch die Firma Lang. Die Fliesen wurden von der Firma Albrecht im Foyer, Küchen- und Sanitärbereich verlegt. Der einstige Flur ist nun durch die Firma Hörsch zur Küche geworden, um bei Veranstaltungen Catering anbieten zu können. Die neue Theke im Foyer wurde von der Firma Seeger passgenau angefertigt und eingebaut. Dieser Eingangsbereich präsentiert sich dem Besucher jetzt mit einem neuen, freundlichen und vor allem zweckmäßigen Ambiente.

Metallbau Schlund hat die alten Türen zur Schmiedstraße hin durch neue gedämmte, schallisolierte Türen ersetzt. Jürgen Zienert ist dem Verein bei Reparaturen auch mit Rat zur Seite gestanden. Die Mitarbeiter des städtischen Baubetriebshofs haben, wenn Not am Mann war, ausgeholfen, Schutt beseitigt und Verputzarbeiten erledigt.

Stolz sind die Kinomacher darauf, dass die Lichtspiele jetzt barrierefrei sind und auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen die Vorstellungen unbeschwert genießen können.

Nach Abschluss des Umbaus waren der Kinotechniker und ein Brodhag-Mitarbeiter am Werk,um die Feinabstimmung zwischen Kinotechnik und Haussteuerung herzustellen. Ralf Hünnefeld, Raffael Walker und Andreas Bartels haben viel Zeit verbracht,um die Steuerung zu optimieren.

Viel ehrenamtliche Arbeit

Obwohl manch harte Nuss zuknacken war: Die vielen von den Vereinsmitgliedern geleisteten Arbeitsstunden haben sich gelohnt. Die Macher sind mit der Modernisierung „sehr zufrieden“ und hoffen nun, „dass die Zuschauer wieder ins Kino strömen und wir in Gaildorf wieder ein offenes Kino haben, das einen hohen Stellenwert in der Kultur der Stadt Gaildorf hat“, heißt es  dazu in einer Stellungnahme des Vorstands. Denn „die meisten Städte in unserem Land mit einer ähnlichen Einwohnerzahl haben schon seit vielen Jahren kein Kino mehr. Wir haben noch ein Kino, und wir sind stolz darauf!“ mb/kmo

Info Das Open-Air-Kino findet dieses Jahr wieder statt: vom 7. bis 16. Juli im Schlosshof.

"Wir haben noch ein Kino. Und wir sind stolz darauf."

Martin Bohn
Vorstand Verein Sonnenlichtspiele