Aussichtsturm Hessental: Einkornturm eröffnet Weitblicke
Sonderveröffentlichung

Ortsporträt Hessental Aussichtsturm Hessental: Einkornturm eröffnet Weitblicke

Ausflugsziel: Haller Verschönerungsverein ließ 28 Meter hohen Turm einst errichten / Was kaum einer weiß: Er heißt König-Karl-Turm

Der Einkorn-Turm ist 28 Meter hoch. Von der Aussichtsplattform haben die Besucher nicht nur einen bemerkenswerten Blick über Hessental, sondern auch in alle anderen Richtungen. Foto: Ufuk Arslan

01.09.2023

Auf den ersten des „Wonnemonats“ hatte der Verschönerungsverein die Feier der Einweihung seiner bedeutendsten Schöpfung, des Aussichtsturms auf dem Einkorn, angesetzt. Leider aber war gestern das Wetter nicht gerade wonniglich droben auf der Höhe des Einkorns, die diesmal der vorsichtige Wanderer nicht ohne Mantel oder Paletot erstieg.“ Mit diesen Worten beginnt die Beschreibung der Einweihungsfeier im Haller Tagblatt am 2. Mai 1893. Der Paletot ist dabei ein etwa knielanger, körpernaher und taillierter Mantel.

Vergnügliches Tänzchen

„Die Feier begann um 4 Uhr mit den Klängen der städtischen Kapelle. Die Jugend unterhielt sich mit allerlei Spielen. Auch ein vergnügtes Tänzchen fehlte nicht.“ Stadtschultheiß Friedrich Helber hält theatralisch seine Rede „mit überall gut vernehmbarer Stimme von der unteren Galerie des Turmes herab“.

Die Umgebung verschönern

Helber ist zugleich Vorstand des Verschönerungsvereins, der 1865 gegründet wurde. Die Gruppe hat sich der Verschönerung der Stadt und ihrer Umgebung“ verschrieben. Dies erfolgt durch „eigene Ausführung“ oder durch „Anregungen“. Die Zahl der Mitglieder stieg von 157 im Gründungsjahr auf 300 im Jahr 1893.

Aus heutiger Sicht könnte man sich für Schwäbisch Hall einen solchen Verschönerungsverein nur wünschen. Denn viele Anfragen im Gemeinderat weisen auf genau diese Missstände hin, die der Verein beseitigt: „Anlegung und Verbesserung von Fußwegen, Anbringung von Sitzbänken, Anlegung von Wald- und Baumpflanzungen.“ Die Idee der Vereinsmitglieder war es, das 25-Jahr-Jubiläum mit einem sichtbaren Zeichen zu krönen.

Drei Jahre verspätet erfolgte das in Form des Einkornturms. Es muss schon ein Rumpf vorhanden gewesen sein, denn die Zeitung berichtet über „die Erhöhung des Einkornturms und dessen Umgestaltung zu einem wirklichen Aussichtsturm“. Die Reste der Wallfahrtskirche waren damals wie heute sichtbar.

Zierde für die ganze Gegend

„Die Hochwacht, die einst auf dem Turm als Alarmstation bei Feuersbrünsten eingerichtet war, hat jetzt einem schönen Aussichtsturm Platz gemacht, der eine Zierde der ganzen Gegend ist und den Einkorn auch aus der Ferne vom ganzen Frankenland aus und noch viel weiter her deutlich erkennbar macht“, zitiert der Berichterstatter einen Redner. Der Turm auf dem Einkorn heißt eigentlich immer noch „König Karlturm“. Doch der Name wird nur wenigen Hallern geläufig sein. „Zum Andenken an die segensreiche Regierung des unvergesslichen Königs Karl erhielt der Turm den Namen König Karlturm.“

Der Vertreter des Albvereins, der den Turm heute noch betreut, war leider verhindert zur Eröffnung. Glasermeister Weidner konnte noch einen „poetischen Trinkspruch“ stellvertretend für die am Bau beteiligten Handwerker loswerden. Dann wurden bei Einbruch der Dunkelheit die bunten Lampions angezündet, die sich unter dem grünen Blätterdach prächtig ausnahmen.“

Noch heute kann man den Turm besteigen. Gegen ein Pfand erhält man den Schlüssel in der Einkorngaststätte. Tobias Würth

Das viel besuchte Ausflugsziel wurde 1959 erneuert

Auf dem 510 Meter hohen Einkorn, etwa 3,5 Kilometer südöstlich der Stadtmitte von Schwäbisch Hall, wurde 1482 eine Wallfahrtskapelle errichtet. In den Jahren 1682/83 wurde die Kapelle zur Wallfahrtskirche „Zu den 14 Nothelfern“ ausgebaut. Sie bestand bis 1814, als ein Blitzschlag das Gotteshaus zerstörte.

Über dem Hauptportal dieser Kirchenruine wurde 1827 ein Wachturm gebaut und 1893 ein Aussichtsturm eingeweiht, der den Namen König-Karl-Turm erhielt. Der Turm wurde 1959 erneuert und ist heute ein viel besuchtes Ausflugsziel der Schwäbisch Haller geworden.

Karl Friedrich Alexander von Württemberg, nach dem der Turm benannt ist, war von 1864 bis 1891 als Karl dritter König von Württemberg, steht in seinem Wikipedia-Eintrag. Nach dem Tod seines Vaters am 25. Juni 1864 wurde Karl König von Württemberg und am 12. Juli 1864 inthronisiert.

Liberaler denkend als sein Vater, stellte er am 24. Dezember 1864 die Presse- und Vereinsfreiheit wieder her, und am 26. März 1868 wurde das allgemeine, gleiche, unmittelbare und geheime Wahlrecht für die Volksabgeordneten der Zweiten Kammer eingeführt.

Der König zeigte die Neigung, sich ins Private zurückzuziehen - teilweise auch außerhalb seines Landes, später auch nach Nizza. Dabei vernachlässigte er die ihm als Verfassungsorgan obliegenden Verpflichtungen bis zu 800 nicht unterschriebene Dokumente sollen sich in einem Fall aufgestaut haben.

Zu einem Skandal wurde es, als der homosexuelle König einem Freund einen hohen Amtsposten verschaffte.

Am 3. Oktober 1891 kehrte König Karl von Schloss Bebenhausen todkrank nach Stuttgart zurück. Dort starb er am 6. Oktober.