Tafelberg in Hessental: Ein Berg, von Menschenhand erschaffen
Sonderveröffentlichung

Ortsporträt Hessental Tafelberg in Hessental: Ein Berg, von Menschenhand erschaffen

Tafelberg am Rande des Solparks ist beliebtes Naherholungsgebiet und Eldorado für heimische Tierwelt - momentan weiden Schafe auf dem Plateau, Mäusebussard und Rotmilan jagen dort gerne 

Aktuell ist der Tafelberg weitgehend umzäunt. Auf den Flächen weiden Schafe. Fotos: Andreas Scholz

01.09.2023

Der Einkorn gilt seit eh und je als Haller Hausberg. Mit dem Tafelberg an der Nordwest-Seite des Solparks gibt es für Hessentals Bürger und Bürgerinnen seit fast 15 Jahren quasi einen zweiten Hausberg. Der Tafelberg ist nicht natürlich entstanden, wie Friederike Gruenhagen-Wahl vom Presseteam der Stadt Hall betont. „Der Tafelberg wurde im Jahr 2009 aufgeschüttet. Der Berg besteht großteils aus den Aushüben des Diak-Neubaus sowie des Kocherquartiers. Außerdem ist dort Bodenmaterial des Starkholzbacher Sees aufgeschüttet“, erklärt die Pressesprecherin.

Der Tafelberg habe sich zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt. „Es wurden auf dem Berg mehrere Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen. Derzeit bestehen aber keine Erweiterungspläne für das Naherholungsgebiet.“

Fantastischer Ausblick

Wer schon einmal den Tafelberg „erklommen“ hat, der darf sich über einen fantastischen Ausblick in alle Himmelsrichtungen freuen: In der Ferne sind beispielsweise die Hügelrücken der Limpurger Berge bei Gaildorf und des Mainhardter Waldes zu sehen.

"Es dominieren stachelige Distelgewächse wie Acker-Kratzdistel oder Eselsdistel, die trockene und sonnige Standorte mögen."
Kleine Gehäuseschnecken fliehen vor der Mittagshitze am Tafelberg, indem sie den Stengel nach oben klettern und sich dort „festkleben“.
Kleine Gehäuseschnecken fliehen vor der Mittagshitze am Tafelberg, indem sie den Stengel nach oben klettern und sich dort „festkleben“.

Während im Frühling noch ein sattes Grün zu sehen war, wirkt der Tafelberg jetzt im Spätsommer auf den ersten Blick eher unwirtlich. Die Vegetation rund um das Plateau ist in der Sommerferienzeit eher spärlich: Es dominieren stachelige Distelgewächse wie Acker-Kratzdistel oder Eselsdistel, die trockene und sonnige Standorte mögen. Die goldene Graslandschaft ähnelt zumindest den Sommer über einer afrikanischen Steppenlandschaft.

Anpassungsfähige Schnecken

Vertreter aus der heimischen Tierwelt, die hier den Hochsommer überleben wollen, müssen entweder trockenheiße Sommer mögen oder anpassungsfähig sein. Kleine Gehäuseschnecken sind da besonders clever und fliehen vor der heißen Mittagshitze, indem sie einen Trick anwenden. Sie heften sich am verblühten Sauerampfer im Stengelbereich fest: Hier oben gibt es wenigstens ab und an einen kleinen Luftzug und es ist nicht so flirrend heiß wie am Boden.

Das Plateau auf dem Tafelberg ist ein Eldorado für Insekten. Heuschrecken springen bei einem Tritt auf dem trockenen Boden schnell zur Seite. Wildbienen wie die Furchenbiene steuern gezielt die Blüten der Wilden Karde an. Auch zeigen Mäuselöcher, dass auch kleine Nager den Sommer auf dem Tafelberg aushalten. Feld- und Wühlmäuse müssen aber ständig auf der Hut sein: Der Tafelberg ist ein beliebtes Jagdrevier von Mäusebussard und Rotmilan. Die seltene Wiesenweihe, die im Landkreis Hall nur im Nordosten brütet, ist hier im Spätsommer ebenfalls ein gelegentlicher Gast.

Schafe weiden

Allerdings sind spannende Naturerlebnisse für ein paar Wochen aus gutem Grund nur in reduzierter Form möglich. Momentan kann der Tafelberg nicht erklommen werden, weil er großflächig eingezäunt ist. Eine Schafherde labt sich seit ein paar Tagen an den Gräsern und Blättern der Sträucher auf dem Plateau. „Ein Teil der Fläche wurde in einem Landschaftspflegevertrag an einen privaten Beweider vergeben“, bestätigt Gruenhagen-Wahl.

Dieses Jahr dürfte der Weidezaun aber so gesteckt worden sein, dass die Schafe nicht wie im vergangenen Jahr geschehen an die Weinrebenblätter herankommen können. Andreas Scholz

Weinanbau mit Leidenschaft erlernen und betreiben

Auf dem Tafelberg wollte vor ein paar Jahren ein Hobbywinzer einen kleinen Bioweinberg in Betrieb nehmen. Der Winzer entschied sich nach einer Weile aber Für die Übernahme einer Weinlage in einem traditiohellen Weinanbaugebiet außerhalb des Landkreises.

Ein ehrenamtliches Team hat sich mittlerweile als „Weinbauverein Tafelberg“ Rebflächen auf dem Tafelberg angenommen.

„Die Bodenbeschaffenheit ist herausfordernd und nicht ideal für einen ertragreichen Weinanbau“, stellt Katja Karle vom Vorstand klar. Jedoch habe der Berg für die 17 Mitglieder eine besondere Lage. „Das ist quasi eine Premium-Lage. Der Tafelberg ist ein Ort, der uns in der Freizeit ermöglicht, den Weinanbau mit Leidenschaft zu erlernen und zu betreiben. Wir machen das ohne Profitstreben, sondern versuchen den Weinanbau in Einklang mit der Natur und den herausfordernden klimatischen Begebenheiten zu bringen.“

Fachliche Unterstützung würden die Freizeitwinzer und -winzerinnen von zwei erfahrenen Winzern aus Brackenheim und Forchtenberg erhalten. „Wir erweitern dadurch stetig unser Know-how“, so Karle. Inzwischen sind die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (Piwis) Satin Rouge, Sauvignac und Sauvitage im vierten Jahr, sie tragen schon Trauben. ,2023 haben wir trotz Trockenheit bisher Glück gehabt und es sieht ganz danach aus, als könnten wir die ersten Liter Tafelberg-Wein ausbauen oder zumindest leckeren Traubensaft genießen. Dank der wunderbaren Brise auf dem Tafelberg sind unsere Rebstöcke bis dato auch von Mehltau verschont geblieben“, freut sich die Hobbywinzerin. asc