Wenige Meter vor der einladend geöffneten Ladentür zieht der Duft in die Nase. Wer Kaffeegeruch erwartet, wird überrascht: Es riecht nach stark geröstetem Toastbrot. „Das wundert die Kunden oft. Oder auch Bekannte sagen, du hast es gut, bist ständig von Kaffeeduft umgeben“, erzählt Alex Siegel. Der Kaffeeduft entwickelt sich erst im Laufe des Röstprozesses.
Aber mit einem haben die Bekannten recht: Er hat es gut. Vor fünf Jahren hat er eine verrückte Idee verwirklicht: Nach einer Reise nach Ruanda, in die er mit bereits vorhandenem Interesse für Kaffee – vor allem dessen Anbau und Verarbeitung – gestartet ist, hat er Kaffeeplantagen besucht. Zurück kam er mit dem Traum, in Hessental, seinem Wohnort, eine Rösterei zu eröffnen.
Die Nachfrage stimmt
Alex Siegel arbeitet hauptberuflich in der Bausparkasse im Facility-Management als Personaler. Seine Leidenschaft machte den Vollzeitberufstätigen zum Hobby-Kaffeeröster. Er mietete einen Raum in der Sulzdorfer Straße, investierte in eine Röstmaschine und in Rohstoffe. Fortan steht er fast jeden Abend an der Maschine, überwacht die Röstung und öffnet Freitagnachmittag und Samstagvormittag den Raum, der zur Hälfte Verkaufsraum geworden ist.
Die Haller wurden auf ihn aufmerksam. Alex Siegel hat keinerlei Werbung gemacht, auch die sozialen Medien behandelt er stiefmütterlich. Interessierte sind auf den Haller Röster zugegangen. Immer mehr Betriebe wollten seinen Kaffee ins Programm nehmen. Mittlerweile sieht man ihn nicht nur im HT-Shop, im BAG-Raiffeisenmarkt, bei Feinkost Knausenberger und Krimmers Backstub‘, sondern auch in drei großen regionalen ReweMärkten. Und nicht nur das Café Tuk Tuk bietet seinen Gästen Siegel-Kaffee an, auch das Sternerestaurant Reber‘s Pflug. Mit Ingmar Krimmer machte er Kaffee-Brot-Abende, mit Jo Waiditschka Barista-Schulungen und auch die Landfrauen sind immer wieder zu Gast und lassen sich guten Kaffee schmecken und über Anbau, Aufbereitung, Röstung und Zubereitung aufklären.
Eine wichtige Rolle für die Qualität spiele die Wasserqualität. „Hartes Wasser gibt keinen guten Kaffee.“ Wasserfilter enthärten unser hartes Haller Trinkwasser. Außerdem sollte man auf die Wassertemperatur achten, mit der man Kaffee aufgießt. Das Wasser sollte nicht sprudelnd kochen, sondern auf circa 96 Grad abkühlen.
Große Kaffeevielfalt
Die erste Frage, die Alex Siegel seinen Kunden stellt, ist: Wie bereitet ihr den Kaffee zu? Denn dementsprechend sollte die Röstung sein. Die meisten seiner Ladenkunden seien immer noch die klassischen Filterkaffeetrinker und die Spannbreite ist weit. Sie kommen aus Hessental, Hall oder sogar von Öhringen. Es sind Menschen, die einfach regionalen, wirklich fair gehandelten Kaffee haben möchten, aber auch echte Kaffeefreaks sind dabei.
Als vor ein paar Jahren das Grundstück vor seinem Wohnhaus im Grundwiesenweg verkauft wurde, sollten dort Mehrfamilienhäuser entstehen. Das war der Familie Siegel, vor allem den vier Söhnen gar nicht recht. „Papa, mach was!“, baten sie. Also tat er sich mit seinem Schwager und gleichzeitig Nachbarn zusammen, dem Inhaber von Holzbau Drechsler. Sie kauften das Grundstück, bauten zwei Häuser darauf und im Erdgeschoss des linken Hauses hängt nun das Schild: „Kaffeerösterei“ und das Logo von „Siegel“ prangt an der Hauswand. Weil die Arbeit so umfangreich geworden ist, hat Alex Siegel sich Unterstützung geholt. Seine Frau Ursula arbeitet mit und kümmert sich vor allem um den Einkauf und Yannick Schilli entlastet ihn beim Rösten. In Kürze traut Siegel sich an die nächste Investition: eine größere Röstmaschine, die zweieinhalbfach so viele Bohnen in derselben Zeit rösten kann. Er erhofft sich damit den ein oder anderen freien Abend.
Alex Siegel wuchs auf der Tullauer Höhe auf und kam durch seine Frau, eine gebürtige Hessentalerin im Jahr 1991 in den Haller Teilort. Mittlerweile fühlt sich Hessental wie seine Heimat an und das genießt er. Bedauern tut er, dass es keinen Ortsmittelpunkt gibt und es eher wie eine Satellitenstadt wirkt.
Immer wieder kommen Kunden in den Laden, man kennt sich, man plaudert nicht nur über Kaffee. „Wir haben circa 20 bis 30 Kunden pro Öffnungstag und mittlerweile fühlt es sich an wie in einem Tante-Emma-Laden.“ So ein Tante-Emma-Laden kann ja bekanntlich auch ein Mittelpunkt im Ort sein. Sonja Alexa Vollmann
Hessental in Zahlen
Hessental liegt auf der Höhe und doch zwischen zwei Bergen. Hier der Einkorn, eine weithin sichtbare, weitgehend bewaldete Erhebung. Dort der Tafelberg. Dieser wurde nahe des Solparks mit Aushub unterschiedlicher Baustellen angehäuft. Daten und Fakten zu Halls größtem Teilort:
• Einwohnerzahl: 8791 (Stand: 30. Juni 2025)
• Wohnbaugebiete: Am Sonnenrain III; Im Hardt; geplant Grundwiesen II
• Gewerbegebiete: Solpark; Breitloh (jeweils Gewerbebauplätze vorhanden)
• Schulen: Grundschule
• Kindergärten: Kinderhaus Regenbogen (städt.); Kinder- und Familienzentrum Pfiffikus (städt.); Tageseinrichtung für Kinder Solpark (städt.); Kindergarten Arche Noah (evang.); Kinderhaus Zottele (frei); Kindernest der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Baptisten; Waldkindergarten Einkornwichtel
• Vereine: Förderverein Grundschule; Initiative KZ-Gedenkstätte Hessental; Landfrauen Hessental; Liederkranz Hessental; Siedlerund Kleingärtnerbund Hessental; TSV Hessental; Schützenverein Sulzdorf-Hessental; Schützengilde Hall; Kleintierzuchtverein; HGC Einkorn Drachenfliegerclub; Drachen- und Ultraleichtflieger Hall; Haller Eisenbahnfreunde; Verein für die Geschichte des Flugplatzes Hall (keine Gewähr auf Vollständigkeit).
• Kirchen: evangelische Matthäuskirche; katholische Kirche St. Maria, evangelischfreikirchliche Kirche
• Sehenswürdigkeiten: Aussichtsberg Einkorn; Gedenkstätte KZ Hessental; Flugplatzmuseum
• Sonstiges: Adolf-Würth-Airport