Daniel Aasmann hat eine Bestellung an Petrus: „Unsere Wunschtemperatur ist 25 Grad“, sagt der zweite Schützenmeister der Schützengilde Schwäbisch Hall. „Das ist die Temperatur, bei der die Leute noch nicht ins Freibad wollen, aber gern aus dem Haus gehen.“
Letztes Jahr habe die Sonne leider allzu heiß auf das Internationale Vorderladerschießen heruntergebrannt, erinnert sich das Leitungsteam, das sich für die Organisation des großen Festes auf dem Hasenbühl engagiert. Es ist eine überwiegend junge Truppe, mit der sich der mindestens 750 Jahre alte Schützenverein da schmücken kann: Fabian Ott (28), Winona Winkler (26), Dominik von Kopp-Ostrowski (28) und Daniel Aasmann (45) tragen schon seit mehreren Jahren mit Feuereifer zum Gelingen der Veranstaltung bei.
Große Verbundenheit
Wie Winona Winkler das Interesse begründet, ist Musik in den Ohren jedes Vereinsvorstands: „Wir fühlen uns verbunden mit dem Verein und sehen uns in der Verantwortung, das Ganze weiterzuführen“, erklärt sie. „Wir sind nicht nur dabei, weil uns der Sport Spaß macht, sondern weil uns viel an der Gemeinschaft liegt. Und dazu gehört eben die Arbeit für das Fest rund um das Internationale Vorderladerschießen.“
Von 5. bis 7. September ist es wieder so weit. Während in den Kinos das „Kanu des Manitu“ auf der Erfolgswelle schwimmt, verwirklichen sich die wahren Fans des Wilden Westens in typischen Outfits auf der weiten Prärie beim Vereinsgelände in Hessental. Zum 55. Mal reisen dafür um die 200 Schützen und Cosplayer mit teils imposanten Zelten aus ganz Deutschland, Holland, Frankreich, der Schweiz und anderen Ländern in den Landkreis Hall. „Den Begriff ‚International‘ nutzen wir nicht von ungefähr“, stellt Fabian Ott zufrieden fest. Eine Gruppe von Landsknechten und ihre historischen Kanonen gehören ebenso zum festen Inventar des kunterbunten Spektakels. 3500 Besucher werden erwartet – an jedem der drei Festtage.
Dass ein kleiner Verein mit gerade mal 300 Mitgliedern eine Veranstaltung dieser Größenordnung wuppt, verdient alle Hochachtung. „Es ist vielen Besuchern gar nicht bewusst, dass da keine Profis dahinterstecken“, weiß Winona Winkler. „Da kommen immer wieder überraschte Fragen in dem Stil: Ja wie, ihr macht das alles ehrenamtlich?“
Eigentlich brauche er 150 Leute, die jeweils zwei Schichten schieben, sinniert der mit der aufwändigen Personalplanung betraute Dominik von Kopp-Ostrowski. Aber bisher habe es immer mit weniger Helfern gut geklappt. Auch Freunde und Familien der Vereinsmitglieder seien im Einsatz. Schützenmeister Hermann Kurz, 64 Jahre jung und seit 49 Jahren Mitglied der Gilde, springt mit seinem Erfahrungsschatz überall ein, wo gerade Not am Mann ist. Völlig ohne Chefallüren. Profis sind nur die Händler, die an rund 30 Ständen alles verkaufen, was dem eleganten amerikanischen Ureinwohner und dem gepflegten Cowboy gefällt.


Kulinarisch viel geboten
Das Speiseangebot darf als Attraktion für sich betrachtet werden. Burger, Flammkuchen, Schnitzel, Chickennuggets, Thai Curry und Pommes werden im „Saloon“ des Vereinsheims aufgefahren. Draußen gibt es neben einer gut sortierten Bar die klassische Westernhelden-Nahrung wie Pulled Pork und den berühmten Bohneneintopf nach Schützengilde-Geheimrezept. Naschkatzen werden in der Cafeteria glücklich.
Bei der Preisgestaltung wird Rücksicht auf die Geldbeutel der Besucher genommen. „Wir sind ein Familienfest“, unterstreicht Daniel Aasmann. „Wir wollen, dass sich jeder bei uns etwas gönnen kann.“ Den Hunger nach Musik stillen, wie stets komplett kostenfrei, die Band Highwaystation No.1 am Freitagabend und die Flat Iron Band am Samstagabend – mit Country, Hilly Billy, Blues und Rock’n’Roll. Beatrice Schnelle
Hessentaler Bahnhof von oben

Dass der Bahnhof Hessental auf viele Reisende nicht gerade einladen wirkt, ist kein Geheimnis. Seit Langem beschäftigt eine Sanierung und Erweiterung verschiedene Gremien und Initiativen. Gerade in Sachen Barrierefreiheit muss nachgelegt werden. Allerdings ist der Baubeginn dazu erst für 2029 vorgesehen und dauert wohl mehrere Jahre. Es sollen Aufzüge und mindestens eine Rampe eingebaut werden. Auch der Bahnhofsvorplatz soll erneuert werden. Der Bahnhof blickt auf eine lange Geschichte zurück. Ab 1867 gab es diesen im Ort. 1936 wurde Hessental nach Hall eingemeindet. Im Oktober 1944 richtete die SS am Bahnhof ein Konzentrationslager ein. Im April 1945 wurden die Insassen im Hessentaler Todesmarsch nach Dachau getrieben. Damit die Gräuel der damaligen Zeit nicht in Vergessenheit gerät, ist dort heute die KZ-Gedenkstätte Hessental zu finden.