Bürger stets beteiligt
Seit Anfang 2016 wurde das Zukunftskonzept in enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung entwickelt: Zu Beginn standen eine Bürgerbefragung, eine Klausurtagung des Gemeinderats sowie eine städtebauliche Bestandserhebung in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Planungs- und Beratungsbüro Reschl (unsere Zeitung berichtete). Anfang 2017 wurden die Ergebnisse vorgestellt. Rund 80 Prozent der Befragten schätzten die Lebensqualität mit „gut bis sehr gut ein“, die restlichen 20 Prozent waren nicht zufrieden – „eine deutliche Handlungsaufforderung“, meinte der beratende Prof. Dr. Richard Reschl.
In einer weiteren Zukunftswerkstatt wurden von den Einwohnern Kirchbergs Vorschläge zur Stadtentwicklung erarbeitet. „Ich war sehr begeistert, wie das damals abgelaufen ist. Hier wurden teilweise gute Ideen eingebracht und die Entwicklungen, die wir heute haben, sind maßgeblich eingeleitet worden“, blickt Ohr zurück. Zusammen mit den anderen Erkenntnissen entstand das „Zukunftskonzept 2030“, das der Gemeinderat als Wegweiser für die eigene Arbeit im Januar 2018 beschloss. Schwerpunkte sind die Bevölkerungs-, die Wohnbau- und die Gewerbeentwicklung, alles Punkte, die sich direkt auf die Finanzsituation der Stadt auswirken. „Wir konnten bisher eine sehr gute Entwicklung erreichen, wir stehen heute bei 4375 Einwohnern. Auch was die Finanzen der Stadt betrifft, erreichten wir zuletzt bei den Steuereinnahmen eine gute Stabilisierung“, berichtet der Bürgermeister.
Positive Einwohnerentwicklung
Um die positive Einwohnerentwicklung weiter zu stützen, sollen die Erweiterung des Gewerbegebiets an der Autobahn 6 geprüft und neue Wohnbaufläche im Außenbereich ausgewiesen, aber auch innerstädtische „Entwicklungspotenziale“ aktiviert werden. In den nächsten Jahren erfolgt auf der einen Seite eine kleinteilige Abrundung der bestehenden Bebauung, auf der anderen Seite wird das neue, knapp zwölf Hektar große Baugebiet „Oberloh“ zwischen Kirchberg und Lendsiedel Stück für Stück erschlossen. Der Gemeinderat gab den Startschuss für dieses Projekt im November 2019. Als nächster Schritt soll der Beschluss über die weitere Ausarbeitung eines Bebauungsplans für den ersten Bauabschnitt erfolgen.
Nur dadurch, dass sich viele junge Familien ansiedeln, kann die kommunale Infrastruktur erhalten und weiter ausgebaut werden. In den vergangenen Jahren wurden vom Gemeinderat innerstädtische Gebiete für die verdichtete Wohnbebauung ausgewiesen (Sanierungsgebiet „Lindenquartier“ und im „Hofgarten“). Durch die Arrondierung des Areals „Im Stück“ zwischen der Haller und der Lendsiedler Straße entstehen zwar im ehemaligen Außenbereich, aber doch zentrumsnah rund 25 neue Baumöglichkeiten. Denn, so betont Bürgermeister Ohr, „wenn wir nicht jahrelangen Stillstand produzieren wollen, müssen wir etwas tun“. Die Verfahren dauern halt lange: „Es ist ja nicht so, dass wir eine Fläche haben, einen Plan aufstellen, und im nächsten Jahr wird gebaut.“
Wir kämpfen seit Jahren“
Dass Kirchberg aktiv werden muss, ist unbestritten: Lendsiedels Ortsvorsteher Bernhard Röder wittert mit dem Gebiet „Oberloh“ eine „einmalige Chance“. Junge Leute, die gut integriert waren, seien schon abgewandert. „Wir kämpfen schon seit Jahren um ein neues Baugebiet.“ Derzeit gebe es vor allem eine Nachfrage nach Bauplätzen für Einfamilienhäuser. Eine verdichtete Bebauung, wie sie in innerstädtischen Sanierungsgebieten möglich ist, werde nicht so stark nachgefragt, lautet die Meinung der Stadträte.
Allerdings werde das Gremium den Plan ständig weiterentwickeln: „Wir werden ganz sicher nicht warten, bis wir tatsächlich 2030 haben. Wir werden laufend auf dem Weg sein. Und wir müssen zu gegebener Zeit wieder neue Ziele definieren“, fasst Bürgermeister Stefan Ohr die zukünftige Vorgehensweise zusammen. Thorsten Hiller