Früher gab es in Vellberg einen sehr aktiven Altenpflegeförderverein, deren ehrenamtliche Mitglieder sich in erster Linie um die Bewohner des Heimes kümmerten und vielfältige Veranstaltungen sowie individuelle Betreuung leisteten.
Nachdem nun das Seniorenwohnheim neu erbaut wurde, gilt es für die Zukunft wieder, einen Stamm von Helfern aufzubauen, die im Rahmen eines Besucherdienstes das Leben im Heim mitgestalten möchten. Das soll natürlich erst dann geschehen, wenn es die aktuelle Situation zulässt. Im Pflegestift sind zurzeit 45 Personen beheimatet. „Es geht darum, dass Spiel, Spaß und Freude zwischen unseren Bewohnern und Mitbürgern entstehen“, erläutert der Leiter des Pflegestifts Vellberg Henry Bartz. „Dabei sind wir für alle Ideen und für ganz individuelle Maßnahmen offen“, betont er.
Seit der Wiedereröffnung trifft sich der Stammtisch, den es auch schon im Altbau gab, immer montags um 15.30 Uhr im hellen Aufenthaltsraum. Karin Ziegler und Helmut Papke, die direkt neben dem Stift in der Markgrafenallee wohnen, organisieren das regelmäßige Treffen seit acht Jahren. Sie sind auch nach Rosenberg gefahren, wo die Vellberger Heimbewohner zur Überbrückung während der Bauphase untergebracht waren.
An einem Nachmittag hat Helmut Papke wie immer seine Ziehharmonika mitgebracht, und schon werden die ersten Lieder gesungen. Zwischendurch liest Karin Ziegler originelle, selbst verfasste Geschichten vor. Diese zaubern den alten Menschen ein Lächeln aufs Gesicht. Erna Hartmann bedauert, dass es immer noch keine Liederbücher gibt. „Aber das meiste können wir ja auswendig, gell“, stupst sie ihre Nachbarin an und beide singen fröhlich weiter.
Die 90-jährige Hartmann würde es sehr freuen, wenn möglichst viele Menschen – egal welchen Alters – ins Heim kommen würden, um etwas mehr Leben in den Alltag zu bringen. Denn manchmal gebe es keine Angehörigen, und wenn doch, hätten diese oft nicht so viel Zeit. Andere Familienmitglieder wohnen wiederum weiter weg, bedauert Erna Hartmann manche Mitbewohner.
Einfach mal den Rollstuhl ins Grüne schieben und reden bringt schon Freude.
Erna Hartmann Heimbewohnerin
Dienst für eine gute Sache
„Einfach mal den Rollstuhl durch die Markgrafenallee ins Grüne schieben und ein bisschen reden und lachen – das reicht schon und bringt Freude“, regt sie an. In der Altenpflege baut man auf das Engagement der freiwilligen Helfer, die ihre Zeit, Energie und Fertigkeiten unentgeltlich in den Dienst einer guten Sache stellen. Sie widmen sich schließlich ihrem Ehrenamt aus Überzeugung und natürlich, weil es ihnen Spaß macht.
Heimleiter Henry Bartz sieht die Ehrenamtlichen nicht als Notwendigkeit in Zeiten des Pflegenotstandes, sondern als wichtige Bindeglieder. Beide Seiten würden profitieren.
Fortbildungen und Ausflüge
Er hebt außerdem hervor, dass man das Engagement völlig flexibel gestalten könne. „Wir werden unseren Helfern natürlich auch etwas bieten, wie zum Beispiel Fortbildungen, Ausflüge und gemeinsame Treffen“, so Bartz. „Für die Zeit der ehrenamtlichen Tätigkeit besteht auch ein Versicherungsschutz durch das Haus“, fügt Bartz hinzu.
Für den geplanten Aufbau des Besucherdienstes hat bereits der Vorsitzende des Vellberger Generationsbündnisses, Joachim Ciupke, eine mögliche Unterstützung bestätigt. Von Johanna Horlacher
Eine Wette lässt den Wein sprudeln
Jubiläum: Seit drei Jahrhunderten ziert der Brunnen das Städtle. Beim Fest rund um den Rebensaft wird er zum Publikumsmagneten.
Der Vellberger Marktbrunnen wird 300 Jahre alt. „Da die Jahreszahl 1720 erhaben ist, wurde sie mitgegossen“, erläutert Stadtarchivar Andreas Maisch. „Eine Attraktion“, sagt der ehemalige Stadtführer Hugo Götzelmann. Bürgermeisterin Ute Zoll empfindet ihn als das Zentrum des Städtles. Im Frühjahr sorgt das Rathaus für den Blumenschmuck. Gerlinde Wallisch gießt die Blumen. Ulrich Wallisch füttert die Fische und säubert mit seinem Kescher das Wasser im hinteren Brunnenbecken. „Die Leute freuen sich an den Fischen“, stellt Wallisch fest. „Es gibt sogar einen ganz großen, alten Karpfen, den Oskar.“
Die Landfrauen haben 20 Jahre lang den Brunnen österlich geschmückt. Jetzt gibt es keinen gesunden Buchs mehr und so wurde 2019 beschlossen, die Tradition zu beenden. Der frühere Hauptamtsleiter Hans Ebert betont: „Bis 1930 diente der Brunnen der Trinkwasserversorgung aller Bewohner des Städtchens.“
Heute stehe er nur noch an drei Tagen im Jahr wirklich im Mittelpunkt – so auch beim Weinbrunnenfest. Dieses geht auf eine Wette nach der Renovierung des Brunnenstocks im Jahr 1966 zurück. Heute sorgt Rathausmitarbeiterin Petra Schloßstein dafür, dass – wie von Altbürgermeister Hermann Frank damals bezweifelt und von Schlossermeister Karl Bezler ermöglicht – Wein aus dem Brunnen fließt. Dafür wird der Rebensaft in Kanister und dann in einen Druckbehälter gegossen, der ihn mit Stickstoff hochpumpt. Beim überregional beliebten Fest im Juli werden sich wieder viele Menschen um ihn gruppieren. Ursula Richter
Interessierte melden sich beim Pflegestiftleiter
Wer sich gerne einbringen und die Bewohner im Pflegestift in Vellberg besuchen möchte, sobald es die derzeitige Situation erlaubt, kann sich direkt an den Leiter Henry Batz unter der Telefonnummer 0 79 07 / 9 44 44 02 wenden.
Die Geschichte des Brunnens
Der eiserne Brunnen wurde 1720 von der Steuerstube der Reichsstadt Hall, in deren Besitz Vellberg von 1596 bis 1802 war, genehmigt. Das Eisenwerk Königsbronn goss die Platten. Vellberg musste 1722 zwei Drittel der 490 Gulden Gesamtkosten zahlen. Eine Quelle im Garten speist über eine Teuchelleitung, also eine Röhre aus Baumstämmen, die Anlage. Die Wette hinter dem Brunnen diente, bis sie 1938 mit Eisengittern umzäunt wurde, als Viehtränke, Pferdeschwemme und Löschteich. Im alten Waschhaus befindet sich die technische Station zur Durchführung des Weinbrunnenfestes.