Wolpertshausen. Nächstes Jahr am 16. und 17. Mai ist es wieder so weit: Nach fünf Jahren Pause gibt es eine neue Gewerbeschau in Wolpertshausen. Dieses Mal aber nach einem anderen Konzept. „Ausgestellt wird nicht in den Gemeindehallen, sondern in den Betrieben vor Ort“, erklärt Bürgermeister Jürgen Silberzahn das Vorhaben. „Es war der Wunsch der Firmen, sich in den eigenen Räumen zu präsentieren.“
Das bestätigt Renate Zucker von der gleichnamigen Edelstahlschmiede in den Süßwiesen: „Unseren anspruchsvollen Maschinenpark und das breite Spektrum unserer Fertigungsteile, die auf einer Produktionsfläche von 5000 Quadratmetern hergestellt werden, können wir schlecht an einem kleinen Ausstellungsstand vorführen.“ Die Leute sollen sehen, was sich in den „schwarzen Hallen“ verbirgt, findet sie. Außerdem hofft die Firmenleitung, bei so einem Tag der offenen Tür neue Arbeitnehmer, vor allem künftige Auszubildende zu finden, wenn sie gleich den ganzen Maschinenpark in Aktion vorführen kann. „Wir suchen junge Leute, die in unseren vielfältigen Bereichen arbeiten wollen“, erklärt Renate Zucker.
Ganz in der Nähe, ebenfalls im Gewerbegebiet Birkicht, will die Gemeinde ein Festzelt aufbauen. Was dort alles geboten sein soll, kann Bürgermeister Silberzahn noch nicht verraten. „Wir haben vor Kurzem erst einen Ausschuss gegründet, der alle Planungen und Vorbereitungen übernehmen soll. Dem will ich nicht vorgreifen.“ Außerdem sollen alle Aktionen mit den Gewerbetreibenden abgesprochen werden.
Auch die Firma Sortec Pharmasortiertechnik in der Frankenstraße will zur Gewerbeschau ihre Werkstore öffnen. Das Unternehmen, das zur Optima-Gruppe gehört, hat ebenfalls einen hochinteressanten Maschinenpark vorzuweisen. Hier werden Sortierer, Zuführungssysteme und Komponenten zur Vereinzelung von Kleinteilen hergestellt, die dann in den Abfüllmaschinen hauptsächlich für die Pharmaindustrie Verwendung finden.
Neue Kundenkreise wird sich Sortec mit dieser Spezialisierung an einem Tag der offenen Tür wohl nicht erschließen können. Geschäftsführer Ralf Bräuner hofft aber auf gute Gespräche und freut sich schon darauf, die Fertigungshalle und den Neubau mit laufenden Maschinen interessierten Leuten präsentieren zu können. Außerdem wird die Feuerwehr Wolpertshausen in der Werkshalle die Besucher bewirten.
Auch im Ökopark macht man sich bereits Gedanken über die Gewerbeschau. Gottfried Gronbach denkt, dass es für die Mieter in seiner Gewerbehalle interessant sein könnte, sich dem Publikum zu präsentieren und nennt als Beispiel die Firma iPLON Solutions. Sie liefert Systeme und Dienstleistungen für Betrieb und Wartung von PV-Dachanlagen und PV-Kraftwerken. Fest angemeldet hat sich schon Manfred Reinhardt aus Wolpertshausen, der in der Ökohalle seine Elektro-Motorräder ausstellen will.
Claudia Kern-Kalinke
Leben in und mit der Natur
Garten: In Hörlebach haben sich Ingrid und Gerhard Fischer einen idyllischen Lebensraum geschaffen. Beide setzen sich für Ökologie und Artenschutz ein.
Von Elisabeth Schweikert
Ein Stück abseits der Straße, mitten in einem zauberhaft angelegten Garten, steht in Hörlebach das Haus, in dem Ingrid und Gerhard Fischer leben. Idylle pur. Lediglich der Verkehrslärm stört. Als konstantes Grundrauschen ist es an diesem Nachmittag ständig präsent. „Wenn’s ganz ruhig ist, hat es einen Unfall auf der A 6 gegeben“, berichtet Ingrid Fischer.
Ingrid Fischer (59) stammt aus Hörlebach, ihr Mann Gerhard (62) aus Wolpertshausen. Die beiden sind in der ganzen Gemeinde als umtriebiges Paar bekannt, sind zupackend und engagiert, entgegenkommend und vielseitig interessiert. Man weiß: Wenn’s wo klemmt und tatkräftige Hilfe nötig ist – Fischers lassen einen nicht hängen. Es wundert nicht, dass Gerhard Fischer der stellvertretende Bürgermeister in Wolpertshausen ist und Ingrid Fischer sich als Vorsitzende des Landfrauenvereins engagiert. In solche Positionen wird nur gewählt, wer in der Lage ist, Menschen zu einer Gemeinschaft zu formen und mit fröhlichem Unternehmergeist die Gruppe anzuführen. Die Fischers bringen sich in vielen Vereinen im Ort und der Gesamtgemeinde ein. Sie sind Mitglied im Angelverein Hörlebach, bei Wolpi 0 bis 100, im Jugendclub Wolpertshausen, bei den Samstagskickern Orlach, beim Imkerverein Kirchberg-Ilshofen, bei den Landfrauen und beim Förderverein der Grundschule Wolpertshausen.
Ruhe und Gelassenheit
Natur ist den Fischers wichtig. Im Haus öffnen sich in den Zimmern bodentiefe Fenster zum Garten. Es wirkt, als säße man beinahe mitten in der Natur. „Wir haben Sitzmöglichkeiten rund ums Haus geschaffen“, erzählt die Landfrau, die als Erzieherin im Gemeindekindergarten arbeitet. Dank der zahlreichen Sitzplätze können die Fischers sonnige und schattige Plätze finden – je nach Bedarf. Die Natur ist wichtige Kraftquelle. „Wenn wir Zeit haben, setzen wir uns hin und beobachten, was hier alles an Getier und Schmetterlingen lebt.“
Beide Fischers stammen von einem Bauernhof, sind mit Tieren und der Arbeit mit dem Boden aufgewachsen. Selbstverständlich ist deshalb für sie, ihren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten. Als im März der Hobby-Gärtner und Naturfotograf Martin Herbst bei den Landfrauen darüber referierte, wie Hausgärten umgestaltet werden können, saßen beide Fischers im Publikum. Etliches hat das Paar umgesetzt, anderes ist in Planung.
An zwei Seiten um das Grundstück ist eine Hecke mit immergrünen und blühenden Sträuchern gepflanzt. Auf Abschnitten experimentieren Fischers mit der Anlage einer Benjeshecke (siehe Info). Der Garten ist durchdacht gegliedert in Blumenanlagen, Gemüsebeete samt Gewächshaus. Trockenmauern sind aufgesetzt, es gibt ein Feuchtbiotop und Ecken, die der Natur überlassen sind.
Ein Steinhaufen liegt auf einem Rasenstück. Damit soll ein Trockenstandort angelegt werden, in der Art, wie sie Martin Herbst im Frühling bei den Landfrauen vorgestellt hat. Auf diese Weise sollen Insekten einen dauerhaften Lebensraum bekommen. Auch Ingrid Fischer hat beobachtet, dass es deutlich weniger Insekten gibt, als noch vor Jahrzehnten. „Sogar die Schnaken werden weniger.“ Und ihr Mann, Elektro-Ingenieur Gerhard Fischer, formuliert seine Ansicht über das Artensterben in einem Brief an die Imker so: „Die Insekten bilden das unterste Glied der Nahrungskette. Jeder kann sich ausrechnen, wer wohl der Nächste ist.“
„Vögel hat’s massig“, erzählt Ingrid Fischer, während sie durch den Garten geht. „Dort lebt der Igel“, zeigt sie auf Sträucher, „und im Sommer schwirren Leuchtkäfer. Unsere Enkel sind davon immer ganz fasziniert.“ Der dicke Kater Felix kommt, streift um die Beine. „Dort auf den Balken sitzen Turmfalken“, zeigt sie auf den Dachstuhl. „Erdkröten haben wir, solche Monster“, sagt sie und demonstriert mit beiden Händen, dass diese Tiere gut 20 Zentimeter groß sind. Die Kröten sitzen im Efeu und im Kräuterbeet. „Die machen mir nichts – aber Spinnen. Lieber 20 Schlangen als eine Spinne.“ Ihren zwei erwachsenen Töchtern geht es ebenso. Das wusste Sohn Sebastian zu nutzen, plaudert Ingrid Fischer aus. „Die haben alles gezahlt“, erzählt sie lachend, damit Buddy – so der Spitzname des Sohns – die Spinnen aus dem Zimmer befördert.
Bienenkästen schwimmen davon
Im Garten stehen fünf Bienenkästen. „Wir hatten schon 20“, erzählt Ingrid Fischer. Doch am 29. Mai 2016, als der Dauerregen in Braunsbach die Sturzflut auslöste, schwammen die Bienenkästen mit dem Hochwasser in Hörlebach davon. „Die Einzigen, die sich über das Hochwasser gefreut hatten, waren unsere Gänse. Die hatten noch nie einen so großen Swimmingpool.“ Die Fischers werden den Tag nicht vergessen. Nachmittags hatten sie sich noch über das Unwetter, das zu diesem Zeitpunkt über Schwäbisch Gmünd festsaß, unterhalten. Doch am Abend, als Ingrid Fischer was aus dem Keller holen musste, gluckerte es. Dann kam das Wasser. Aus dem Gulli und vom kleinen Hang nebenan. Ihr Sohn Sebastian, der gerade zu seinem Studienort fahren wollte, schaffte es gerade noch, sein Köfferchen und seinen Laptop aus der Kellerwohnung zu retten. Später stand das Wasser dort 1,60 Meter hoch.
Doch das ist vorbei und vergessen. Jetzt steht anderes auf der To-do-Liste der Fischers: Sie helfen ihren beiden Töchtern beim Bauen.
Benjeshecken schaffen Lebensraum für Wildtiere
Eine Benjes- oder Totholzhecke besteht aus locker aufgehäuften Ästen und Zweigen. Die Brüder Benjes haben sie Ende der 1980er-Jahre bekannt gemacht. Dabei werden Grünabfälle verwertet und durch im Boden eingebrachte Pfosten befestigt. Der dadurch entstehende Sichtschutz entwickelt nach kurzer Zeit ein Eigenleben. Die Hecke bietet zahlreichen Vogelarten einen geschützten Bereich. Igel, Siebenschläfer, Zauneidechsen, Erdkröten oder Wildbienen beziehen die Hecke gern und sorgen als Nützlinge für weniger Schädlinge im Garten.
Bei der Anlage ist darauf zu achten, dass kein Schnittgut von austreibenden, dominanten Sträuchern wie Brombeeren verwendet wird. Diese würden in Kürze alles überwuchern. Der Vorteil des Geästes in den Hecken: Vögel sitzen darauf und bringen durch Kot die Samen von weiteren Wildpflanzen ein. Hermann Benjes plädiert dafür, die Hecken gezielt mit Gehölzen zu bepflanzen. sel