Ortszentrum Walddorf Ein Jahrhundertprojekt

Im Herzen des Ortsteils Walddorf, eingerahmt von der Haidlinsgasse, dem Talbrunnenweg und der Hauptstraße, gelang entlang der Rathausgasse in nur fünf Jahren Bauzeit die bedeutendste Neugestaltung in diesem Teil des Ortszentrums. Auf diese, vor allem auch konservatorisch gelungene Leistung zum Erhalt historischer Gebäude, sind Bauherren, Architekten und die Kommunalpolitik zurecht stolz. Weshalb die offizielle Einweihung an diesem Sonntag, 10. Juli, auch ausgiebig gefeiert wird.

 Sei es der ehemalige Schweinemasthof, das Ochsenareal oder die Alte Molkerei: Sorgsam und mit dem Blick für konservatorische Details arbeiteten der staatliche Denkmalschutz und die Experten für Baudenkmalpflege der Firma Jako aus Rot an der Rot im Auftrag der Gemeinde Hand in Hand. Zudem schuf Jako, gleich nebenan entlang der Haidlinsgasse, drei Mehrfamilienhäuser mit je acht Wohnungen – und in der Rathausgasse ein Reihenhaus mit drei Einheiten. Die jeweiligen Erdgeschosse können als Gewerbefläche genutzt werden.

Alle Gebäude auf dem Areal bekamen zur Energieversorgung ein zentrales ,,kaltes" Nahwärmenetz. Das ist Erdwärme aus rund 140 Metern Tiefe. Es konnte dabei - und das ist ein Baustein mit Blick auf die angestrebte Energiewende - auf den Einsatz von fossilen Brennstoffen komplett verzichtet werden.

Markantes Gebäude

Neben dem ehemaligen Gasthof ,,Ochsen" - mit seinem einzigartigen Brückenübergang der markanteste Bau - ist im Gebäude des ehemaligen Schweinemastetriebs das neue Ärztezentrum entstanden. Vorhanden sind dort auch 22 Parkplätze entlang des Talbrunnenwegs. Im ehemaligen ,,Ochsen" wird unter anderem die Gemeindebücherei Platz finden. Der Trauungssaal ist dort bereits eingezogen, auch ist dort Platz für Versammlungen und für den Einzelhandel.

Das Konzept einer überaus ambitionierten, behutsamen Restaurierung historischer Baustruktur überzeugte dann auch die Landespolitik. Walddorfhäslachs Bürgermeisterin Silke Höflinger verweist darauf, dass das Projekt Ortsmitte mit einem hohen Betrag von sechs Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln bezuschusst wurde.

„Die Neugestaltung beider Ortskerne, auch in Häslach, hatte von Beginn meiner Amtszeit im Jahr 2004 an höchste Priorität“, so Höflinger. 2007 erfolgte der Antrag zur städtebaulichen Förderung, 2012 wurde der städtebauliche Wettbewerb ausgeschrieben, der auch die gesamte Neugestaltung des Verkehrsraumes umfasste, der heute mit Kreisverkehr, neuem Pflasterbelag und vollständig barrierefrei ausgeführt ist.

Der Rathaus- und Molkereiplatz und der Platz vor dem ehemaligen Notariat, das die Gemeinde U3-Kinderhaus zu einem umgebaut hat, sind ebenfalls mit Wasserspielen, viel Grün und neu angeordnetem Busplatz umfassend modernisiert worden.

Begannen die Grundstückskäufe bereits 2006, landete die Gemeinde im Jahr 2014 den ganz großen Coup. Auch die ehemalige Schweinemast und die Molkerei wurden gekauft. Der Kommune gelang es in besagtem Quartier insgesamt 11 000 Quadratmeter Grund und Boden in ihren Besitz zu bringen – und hatte damit die notwendige Planungshoheit im Walddorfer Ortskern.

Ergebnis begeistert

Es begannen die städtebaulichen Planungen für den Bereich südlich des Rathauses. Im Herbst 2016 konnte das Unternehmen Jako Baudenkmalpflege GmbH gewonnen werden. Zuvor war ein langes, aufwendiges, denkmalschutzrechtliches Verfahren zu durchlaufen. Jako nahm sich der ambitionierten Städtebauplanung an - und der damit einhergehenden Gebäude-Nutzungskonzeption der Gemeinde Walddorfhäslach.

Das Ergebnis begeistert - und das nicht nur die Einheimischen. Sie und alle Interessierten können an diesem Sonntag, 10. Juli, den neu gestalteten Ortskern in Walddorf in Augenschein nehmen. Denn an diesem Tag wird in Walddorfhäslach gefeiert, wobei die offizielle Einweihung des Bau-Ensembles mit einem Dorffest verbunden wird. Die Gäste erwartet ein buntes Rahmenprogramm, daneben besteht auch die Möglichkeit, an Führungen durch das sanierte Denkmalschutzgebäude ,,Ochsen" teilzunehmen. Jürgen Herdin