Es war eine große Herausforderung für den Architekten und die neuen Besitzer gleichermaßen: Das 50 Jahre alte Hotel Engelhardt in der Pfullinger Kaiserstraße 120 (auch: Hauffstraße 111) wurde aufwändig umgebaut und ist nun ein Rehabilitations-Zentrum für psychisch kranke Menschen. Diese sollen in der Rehabilitationseinrichtung REHA.rt befähigt werden, ihren Alltag wieder selbstständig meistern zu können - oder sogar den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu schaffen.
In 16 Monaten Umbauzeit wurden Wände entfernt, Räume und Zimmer somit auf die passende Größe gebracht - und acht Kilometer Kabel verlegt. In Sachen Brandschutz waren teilweise sehr aufwändige Maßnahmen nötig, erläutert der Architekt Jochen Schmid vom Reutlinger Büro Hartmaier+Partner. Das dreigeschossige Gebäude besitzt eine Alarmleitung mit der Feuerwehr. Und wie in einem Hotel gibt es eine Nachtwache. Wir haben das gesamte Gebäude mit seinen 2000 Quadratmetern Nutzfläche nachhaltig saniert“, so Schmid. Das Haus mit seinen beiden Aufzügen ist barrierefrei, zwei der Wohnungen sind rollstuhlgerecht. Die Arbeiten wurden allesamt von Handwerkern aus der Region ausgeführt.
Hausherr ist die Reutlinger PP.rt, die Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik. Das Investitionsvolumen belief sich auf 2,3 Millionen Euro, gut angelegtes Geld, davon ist Prof. Gerhard Längle überzeugt. Der PP.rt-Geschäftsführer ist selbst Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Suchtmedizin und Rehabilitationswesen. „Wir wollen erreichen, dass die Menschen fit gemacht werden für den ersten Arbeitsmarkt“, beschreibt er eines der Ziele.
Die beiden Gesellschaften PP.rt und GP.rt, die Gemeindepsychiatrischen Hilfen Reutlingen, werden von einer gemeinsamen Geschäftsführung geleitet. Neben anderen beschäftigt sind in der Pfullinger Einrichtung Ärzte, Psychologen, sozialpädagogisches Personal, Pflegekräfte und Ergotherapeuten. Die Einrichtung bietet 15 stationäre und zehn ambulante Plätze für Menschen, die nach akuten psychischen Krisen wieder in einen möglichst selbstständigen (Berufs)-Alltag zurückbegleitet werden sollen. Im Erdgeschoss gibt es vier Werkstattund Berufsbildungsbereiche. Den Menschen, zumeist zwischen 18 und 25 Jahre alt, stehen im ehemaligen Hotel Einzimmer-Wohnungen zur Verfügung. Der Hotel-Charakter soll bewusst erhalten bleiben, betont Moritz Sans, der kaufmännische Direktor der PP.rt. Die Menschen seien schließlich vorübergehend hier, so Gerhard Längle, was somit auch dem Boarding-Haus-Charakter des ehemaligen Hotels von Fritz Engelhardt entspricht.
Teilnahme am gesellschaftlichen Leben - und womöglich führt der Weg ja zurück in den ersten Arbeitsmarkt: Ganz praktisch unterstützt wird das mit der modernen Lehr- und Übungsküche, auch entstand eine gut bestückte Werkstatt. Es gibt einen Raum speziell für die Arbeitstherapie. Und derzeit eingerichtet wird ein Raum, in dem Büroarbeiten und EDV-Anwendungen trainiert werden können.
Thema Nachhaltigkeit: Demnächst kommt noch eine moderne Photovoltaik-Anlage aufs Dach, das aber muss zuvor grundlegend abgedichtet werden. Und draußen gibt es bereits zwei Elektro-Tankstellen; insgesamt zehn sollen es werden. Prof. Gerhard Längle weiß um deren Bedeutung: „Die Hälfte unseres Fuhrparks besteht aus Elektro-Fahrzeugen.“
Von Jürgen Herdin