Das Reutlinger Traditionsgebäck Mutschel: Würfeln ums mürbe Gebäck
Sonderveröffentlichung

Reutlinger Mutscheltag am 13. Januar Das Reutlinger Traditionsgebäck Mutschel: Würfeln ums mürbe Gebäck

Tradition: Am Donnerstag, 13. Januar, ist in Reutlingen wieder Mutscheltag.

Die schönste und größte Mutschel wartet auf den Sieger beim Würfeln am Reutlinger Mutscheltag. Der ist 2022 am 13. Januar. Foto: StaRT GmbH/Corinna Spitzbarth

10.01.2022

Jede Region in Deutschland hat eine kulinarische Spezialität, für die sie steht. In und um Reutlingen ist das nicht anders – und doch hebt sich der Gaumengenuss, der hier geboten wird, ab von jenem anderswo. Denn immer am Donnerstag nach Dreikönig wird in der ehemaligen Freien Reichsstadt zum Mutscheltag geladen.Im Mittelpunkt der Tafel stehen dann die Mutscheln – köstliche Gebäckstücke mit knusprigen Zacken und so mancher Verzierung, um die in fröhlichen Spielerunden gemutschelt, sprich gewürfelt wird. Wobei der glückliche Gewinner am Ende eines vergnüglichen Abends die schönste und größte Mutschel mit nach Hause nehmen darf.Mutscheln haben dieser Tage Saison. Mehr noch, sie sind gelebte Tradition. Es gibt sie in klein, sprich handtellergroß, verkauft werden aber auch größere Exemplare – bis hin zu jenen fast wagenradgroßen Backwaren, die dann beim Spielen mit Freunden und Familie als Hauptgewinn auf die Sieger warten.Die Reutlinger Tradition des Mutschelns und der Mutscheln soll zurückreichen bis ins 13. Jahrhundert. Jeweils am Donnerstag nach dem Dreikönigstag – in diesem Jahr also am Donnerstag, 13. Januar, – wird der so genannte Mutscheltag begangen, ein regelrechter Feiertag in der Stadt, ja, manche sprechen gar vom Reutlinger „Nationalfeiertag“. Dann wird in vielen Reutlinger Gaststätten mittels unterschiedlicher Spiele um das leckere Gebäck gewürfelt. Das war auch schon vor Jahrhunderten so, allerdings versammelte man sich damals meist direkt in den Backstuben der Bäcker, die die Mutscheln in Handarbeit herstellten.Viel Handarbeit ist auch heute noch nötig, bis die Mutscheln in den Auslagen der Bäckereien zu bewundern sind. Das mürbe Gebäck in Sternform hat mehrere unverwechselbare Kennzeichen: Wichtig sind die knusprigen Zacken, der geflochtene Kranz und eine eckige Erhebung in der Mitte. Die kleinen Mutscheln sind ideal fürs Sofortessen, die größeren und aufwendiger gestalteten Mutscheln mit ihren schönen Verzierungen sind dann jene, die gerne als Trophäe am Mutscheltag dienen.In kleiner Runde  

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Die kleineren Mutscheln sind ideal zum sofortigen Verzehr. Foto: Jürgen Herdin

In diesem Jahr, wie auch schon 2021, muss das gesellige Beisammensein corona-bedingt größtenteils ausfallen. Fröhlich Spielerunden können jedoch im kleinen Kreis und in der Familie stattfinden – und der Spaß an Spielen mit so ausgefallenen Namen wie „Nackets Luisle“ oder „Der Wächter bläst vom Turme“ ist dennoch garantiert. Wie auch die Tatasache, dass Mutscheln einfach köstlich sind und zu fast jeder Gelegenheit schmecken.

Und wie isst man nun das Reutlinger Traditionsgebäck, das selbstverständlich auch in den umliegenden Gemeinden, auf der Alb und im Ermstal sehr beliebt ist, am besten? Puristen schwören auf nichts als ein wenig Butter als Beigabe. Andere lieben Mutscheln mit einem Stück Käse oder einem Tellerchen Wurstsalat zum Glas Wein oder Bier, wieder andere genießen sie zum Frühstück, mit Honig, Marmelade und Co., dazu darf es Kaffee, Tee oder Kakao geben. mcj