Tagungszentrum im Bauhausstil nach Adolf Schneck: Der Brandschutz im Fokus der Sanierung, so Hellmut Kuby
Sonderveröffentlichung

Sanierung: Haus auf der Alb Tagungszentrum im Bauhausstil nach Adolf Schneck: Der Brandschutz im Fokus der Sanierung, so Hellmut Kuby

Denkmal: Das Tagungszentrum der Landeszentrale für politische Bildung ist umfassend saniert. Das Land investierte insgesamt rund acht Millionen Euro.

Seit 30 Jahren ist das Haus auf der Alb Tagungszentrum der Landeszentrale für politische Bildung. Nun wurde das Baudenkmal umfassend saniert. Fotos: Thomas Kiehl

21.02.2022

Seine Geschichte ist so wechselvoll wie seine Nutzung: 1930 als Kaufmannserholungsheim in Betrieb genommen, war das Haus auf der Alb über die Jahre auch Kriegslazarett, Krankenhaus, Genesungsheim und Ende der 1970er sogar Meditationszentrum der Anhänger der Lehren des indischen Gurus Maharishi Mahesh Yogi. Doch besonders der Leerstand und der daraufhin einsetzende Verfall zu Beginn der 80er Jahre hatten Spuren hinterlassen, weshalb damals tatsächlich diskutiert wurde, das Gebäudeensemble an der Hanner Steige in Bad Urach einfach abzureißen.

Ein Vorhaben, das, wie man weiß, nicht umgesetzt wurde. Stattdessen hat man das einmalige Denkmal einer wichtigen deutschen Bau-Epoche gerettet, indem das Land es kaufte und in den Jahren 1989 bis 1992 sanieren und zum Tagungszentrum der Landeszentrale für politische Bildung (LpB) umbauen ließ.

Ein Glücksfall, nicht nur für Freunde des Bauhauses. Denn das von Adolf Schneck 1929 im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ entworfene Gebäude ist eines der wenigen erhaltenen Einzelbauten jener Periode in Württemberg und legt mit seiner nüchternen Formensprache und den geraden Linien Zeugnis ab von den Leitsätzen der Architektur jener Zeit.

Der Umgang mit solch einem Bau erfordert eine behutsame Vorgehensweise, was bereits bei der ersten Sanierung zu Beginn der 90er Jahre berücksichtigt wurde. Dem Team um den Nürtinger Architekten Hellmut Kuby, einem Schüler des berühmten Architekten und Designers Egon Eiermann, gelang es damals trotz Verwandlung des Hauses in eine moderne Tagungsstätte den ursprünglichen Charakter zu bewahren und somit auch bauliche Details wie Fenster, Türen, Treppen, Balkongeländer und nicht zuletzt sogar die Farbkodierung für die Nachwelt zu erhalten.

30 Jahre sind seitdem ins Land gegangen und damit auch drei Jahrzehnte einer intensiven Nutzung des Komplexes als Tagungszentrum mit tausenden von Veranstaltungen. Zeit also, dem Haus erneut Fürsorge und eine weitere Sanierung zukommen zu lassen. In vier Bauabschnitten hat man bereits seit 2013 verschiedene kleinere Maßnahmen an Fenstern, der Fassade und dem Dach umgesetzt, dafür hat das Land rund zwei Millionen Euro in das denkmalgeschützte Gebäude investiert. 
    

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Nahezu unsichtbar: In die Decken der Korridore hat man moderne Brandschutzvorhänge integriert.
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Die Ausstattung der Gästezimmer entspricht dem Stil der Erbauungszeit.

Baustart war 2020

Mit dem fünften, dem zugleich größten und aufwendigsten Bauabschnitt startete man nach sorgfältiger und aufwendiger Planung im Juli 2020. Im Fokus dieses Mal: der Brandschutz sowie die Erneuerung des Bodenbelags und der Sanitärbereiche im Gästetrakt, die Kosten hierfür belaufen sich auf rund sechs Millionen Euro. Vorgesehen war, den Tagungsbetrieb während der Bauzeit komplett auszusetzen, was durch den Corona-Lockdown dann ohnehin eintrat. Gäste hätten somit sowieso keinen Zutritt gehabt, und wenn sie das Haus in dieser Zeit betreten hätten, wären sie an vielen Stellen quasi im Rohbau gestanden.

Denn so aufwendig und teilweise auch schwierig war das Vorhaben, mit dem sich das Laichinger Architekturbüro Ott bei diesem Auftrag gegenübersah. Entsprechend hoch der Anspruch, dabei immer im Hinterkopf, den Originalzustand möglichst zu erhalten und dennoch heutigen Anforderungen gerecht zu werden.

Eine besondere Herausforderung stellten für die Projektleiterin Stefanie Mayer und alle beteiligten Handwerker die Bäder der insgesamt 58 Gästezimmer dar, denn die Arbeiten mussten wegen der Rohrführung zeitgleich auf allen vier Etagen stattfinden. Und das – der Größe der Nasszellen geschuldet – auf jeweils sehr beengtem Raum. „Teilweise ging es um Zentimeter, da waren viele Sonderkonstruktionen notwendig“, berichtet Stefanie Mayer über die Bauphase. 
   

Sie hat das Haus in den vergangenen Monaten bis ins kleinste Detail und die verborgensten Winkel kennengelernt. Was für die Architektin auch eine spannende Zeitreise in die 30er Jahre bedeutete. Und die Erkenntnis brachte, dass für den Bau des Haus auf der Alb tatsächlich die damals modernsten Materialien verwendet und neuesten Verfahren angewandt wurden.

Ein Beispiel hierfür sind die filigranen Rippendecken, die bei der Sanierung zum Vorschein kamen. Hier bestand die Herausforderung darin, dort moderne Brandschutztechnik – wie etwa Brandmeldeanlagen – unterzubringen.

Vom nachträglichen Einbau herkömmlicher Brandschutztüren in den langen Fluren hat man auch aus ästhetischen und denkmalpflegerischen Gründen abgesehen, sie hätten die besondere Raumwirkung deutlich beeinträchtigt. Stattdessen entschied man sich für Brandschutzvorhänge, die nahezu unsichtbar in den Decken integriert sind und sich bei Bedarf herunterfahren.

Vieles von dem, was während der Sanierungsphase am Haus auf der Alb geschaffen wurde, ist – wie der Brandschutz oder die Sanitärtechnik – den Blicken der Besucher entzogen und versteckt in Böden, Decken und hinter Wänden. Das gilt allerdings nicht für die neuen Nasszellen in den Zimmern, sie präsentieren sich in klassisch schlichtem Look, wobei auf kleinem Raum hier alles untergebracht ist, was ein modernes Bad benötigt – begehbare Dusche samt faltbarer Glastrennwand inklusive.

Die Ausstattung der Zimmer selbst entspricht in ihrer Einfachheit dem Stil der Erbauungszeit, und es finden sich auch noch originale Stücke wie Einbauschränke oder Nachttische, viele von ihnen im Zuge der Arbeiten aufgefrischt oder restauriert. Wobei man auch hier, wie insgesamt überhaupt beim gesamten Großprojekt Sanierung in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz vorging. mcj