Die Gestaltung des Bürgerbüros im Erdgeschoss des Rathauses sei laut Bürgermeister in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt gelaufen, dessen Ziel sei ein verantwortungsvoller Umgang mit der historischen Substanz gewesen, ohne sich jedoch als „Verhinderer“ zu zeigen. Im Gegenteil, die Zusammenarbeit sei laut Architekt Keppler durchaus inspirierend gewesen: „Wir wollten keine historisierenden Elemente schaffen, sondern uns zur jetzigen Zeit bekennen“, erklärt er. Altes zu respektieren und zu erhalten sei das Ziel gewesen, aber es sollte in dem Bürgerbüro durchaus der Zeitgeist zu erkennen sein. So bildet das dunkle Fachwerk in dem 4,20 Meter hohen und über 50 Quadratmeter Mittelbereich einen Blickfang, ohne diesen Raum jedoch zu dominieren. Rechts und links gehen sieben Büros mit einer Raumhöhe von 3,40 Meter ab, fünf davon sind verglast und entsprechend transparent – die Türen und weitere Elemente sind aus hellem Holz.
Im ehemaligen Bürobereich des Erdgeschosses war das Fachwerk nur zum Teil sichtbar, nun ist es komplett freigelegt: „Es war eine sehr große Herausforderung damit zu arbeiten“, erklärt der Architekt. Auch habe man bei den Bauarbeiten einige Überraschungen erlebt, denn gerade das Erdgeschoss sei im Lauf der Jahrhunderte zig-Mal umgebaut und umgestaltet worden: Bei den vielen Veränderungen hätten die Baumeister von einst die Statik aus den Augen verloren. „Das ist inzwischen alles im Lot“, sichert Gerhard Keppler zu.
24 Gewerke waren mit den Umbauarbeiten beschäftigt: Zimmerer, Schreiner und auch Gipser, Schlosser, Stahlbauer und viele andere Handwerker aus Bad Urach und der näheren Umgebung haben Hand in Hand gearbeitet. Der Architekt zollt ihnen großes Lob: „Sie haben alle sehr gut mitgezogen und sich mit dem Objekt identifiziert“, erklärt Keppler.
Im September 2019 wurde mit der Umgestaltung des Erdgeschosses in ein Bürgerbüro begonnen, in einem ersten Bauabschnitt wurde der hintere Bereich saniert – in dieser Zeit lief im alten Empfangsbereich der Betrieb weiter. Im Oktober 2020 fand dann der Um- und Einzug ins neue Bürgerbüro statt, eine Einweihungsfeier musste zum großen Bedauern von Bürgermeister Elmar Rebmann ausgefallen. Kirsten Oechsner