Sanierung und Neubau: Mit Mehrwert für alle
Sonderveröffentlichung

Sanierung und Neubau Sanierung und Neubau: Mit Mehrwert für alle

Bücherei, Kulturtreff, Kindergarten: Das sanierte Alte Schulhaus und der neue Bürgersaal sind zum gelungenen Ensemble vereint.

Der hinter der Leinwand im Bürgersaal befindliche Spiegel freut Alt und Jung, so auch Bürgermeister Florian Bauer und den Architekten Matthias Ott. Denn für Tanztraining beispielsweise ist dieses Glas natürlich optimal.

05.11.2023

Bleichstetten feiert sein größtes Bauprojekt seit vielen Jahren: Mit der behutsamen, denkmalgerechten Sanierung samt Umbau der Alten Schule in der Straße Hinterberg gelang ein von der Bevölkerung hoch gelobtes Stück neue Dorfgeschichte - was auch für den benachbarten, neuen Bürgersaal gilt. „Wir wollten, dass es in jedem der sechs Ortsteile St. Johanns eine Begegnungsstätte gibt“, sagt Bürgermeister Florian Bauer. Und Bleichstettens Ortsvorsteher Dieter Kröger fügt sogleich hinzu: „Und jetzt haben wir eine solche mit ganz erheblichem Mehrwert“.

Hier wurden neue Akzente und auch dezente Farbtupfer gesetzt: Entstanden ist ein Ensemble für Jung und Alt, für kulturelle Veranstaltungen und vielerlei Begegnungen. Eingezogen ins Alte Schulhaus ist die Gemeindebücherei und eine Kindergartengruppe samt Teeküche - die beiden Spielplätze draußen nicht zu vergessen. Und in dieser früheren Dorfschule von 1927 war zudem noch Platz für den Sitzungssaal des Ortschaftsrats samt einem kleinen Büro für den Ortsvorsteher.

Kreative Zeitreise zurück

Was lange währt: 2017, nach einem schlimmen Wasserschaden, war klar: Da muss etwas Neues her. Dann aber kamen Corona - und durchaus kritische Diskussionen in der Bevölkerung, wie das Neue im Alten denn nun aussehen sollte. Was folgte, war für die Gemeinde St. Johann und den beauftragten Architekten Matthias Ott aus Laichingen eine herausfordernde und überaus reizvolle Aufgabe gleichermaßen.

Auf kreative Weise begaben sich Ott und sein Bruder Thomas gestalterisch außerdem auf eine ,,Zeitreise“ - 100 Jahre zurück. Zwei große, grüne Schränke mit großer Auslage unten, für die Bücher, haben die Baumeister gerettet und stilvoll in die Räume im Alten Schulhaus implantiert. Wobei die Ausstattung dort weit mehr als nur das Zitieren des Gewesenen aus den „Goldenen Zwanzigern“ ist.

Keine Frage: Wie immer verlangt der Umgang mit dem Denkmalschutz gestalterisches Geschick und Zugeständnisse. Aber das Alte konnte gut integriert werden, das Treppenhaus genauso wie die handwerklich perfekt aufbereiteten Parkettböden aus Eiche, die nun aussehen wie einst.

Barrierefrei erreichbar

Die beachtlichen, auch ästhetisch bemerkenswerte Akzente setzenden Ergebnisse waren weitaus mehr als nur ein Kompromiss mit den so gestrengen Denkmalbehörden. Das Tragwerk erforderte große Aufmerksamkeit, ebenso der Brandschutz, wie selbstverständlich auch eine gute Wärmedämmung Pflicht war. Es kamen neue Fenster und eine Pelletheizung.

Der Laichinger Architekt und sein Team gaben dem alten Gebäude „die zeitgemäße Nutzung, die am Ort gebraucht wird“, so fasste es Matthias Ott zur Eröffnung im Oktober beim Bürgerfest zusammen. Sogar ein moderner Aufzug fand im Alten Schulhaus Platz, das Gebäude ist damit barrierefrei zugänglich. Auch das wurde beim Festsonntag von der Bürgerschaft positiv vermerkt.

Dezentes Grün

Und besonders die farblichen Kompositionen in der einstigen Dorfschule überzeugen. In dezentem Grün von früher sind die Schränke und Türen samt ihren Zargen gehalten, in portugiesischem Azul strahlen die Kacheln im Sanitärtrakt. Der Clou: Die Lichtschalter sind schwarz und - ebenfalls wie in den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts: Da wird nicht etwa geknipst, sondern gedreht.

Anfang 2021, mitten in der Pandemie, wurde der erste Bauabschnitt für die künftige Begegnungsstätte in Angriff genommen, im Frühherbst 2023 war das Werk getan. Wobei ein besonderes Augenmerk auf den neuen Bürgersaal gerichtet war. Im Mai 2022 erfolgte neben dem Schulhaus der Spatenstich.

Der Komplex entstand in Holzbauweise. Über ein kleines Foyer mit großen Glasflächen, dem Übergang zur Alten Schule, öffnet sich der Bau auch zum Innenhof hin, wo ein öffentlich zugänglicher Spielplatz entsteht.

Multifunktionaler Saal

Maximal multifunktional, das war die Devise. Und das ist rundum gelungen, „sorgt für ganz erheblichen Mehrwert“ eben, wie Dieter Kröger es eingangs nannte. Dort gibt es eine Küche, Umkleideräume und WCs. Im großen Saal ist sportliche Betätigung angesagt, er eignet sich für Kulturveranstaltungen jeder Art, Chorgesang, Tagungen, Vorträge und auch für private Feste kann der Bürgersaal angemietet werden. Dieser umfasst einen umbauten Raum von 1732 Quadratmetern und wartet, was ziemlich „retro“ ist, mit einem wunderschönen und gleichermaßen praktischen Detail auf: der versteckten Spiegelwand. -

Kinder toben und turnen gerade durch den Saal mit seinen Fensterflächen bis zum Boden, als eine Wand aus Glas erscheint. Die Schiebewand im östlichen Teil des Saals ist weiß, soll als Leinwand für Filmvorführungen dienen. Selbige beiseite geschoben kommt ein hoher Spiegel zum Vorschein. Und das sei beileibe nicht etwa Kunst am Bau. St. Johanns Bürgermeister Florian Bauer und der Architekt Matthias Ott versichern unisono: So ein Spiegel sei für manchen Sport fast unverzichtbar. Als klassisches Beispiel seien Ballettkünstler genannt, die sich beim Üben unbedingt im Spiegel sehen müssen. Und wer tanzt, will das oft auch. Jürgen Herdin