Von Daniela Strohmaier
Hans-Georg Ehekircher ist Obermeister der SHK-Innung Göppingen. Mit unserer Zeitung sprach er über die Wärmewende und warum es aus Umwelt- und Kostengründen schon heute sinnvoll ist, bei der Wärmeerzeugung auf erneuerbare Energien zu setzen.
Herr Ehekircher, das Thema Klimaschutz ist heute ein treibender Faktor in Politik und Gesellschaft. Spricht man über den nötigen Energiewandel, denken viele mit Windkraft und Solaranlagen aber zuerst an die Stromerzeugung. Inwiefern betrifft der Wandel die SHK-Branche?
HANS-GEORG EHEKIRCHER: Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass 40 Prozent der Primärenergie im Haushalt für Heizung und Warmwasser verbraucht wird. Zum Vergleich: Strom beträgt weniger als 10 Prozent des Energieverbrauchs in einem Haushalt. Wir stehen in unserer Branche tatsächlich also an erster Stelle, was den Energiewandel betrifft. Möchte man sich für das Klima einsetzen, ist man gut damit beraten, Veränderungen im Bereich Heizung und Warmwasser vorzunehmen. Es gibt an dieser Stelle zum Glück sehr viele Hebel, die gezogen werden können: So lässt sich viel Energie durch die richtige Dämmung und den Einsatz von Hocheffizienzpumpen einsparen. Und man kann vor allem auf Heizungsanlagen setzen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden.
Kann man heute als Verbraucher überhaupt noch guten Gewissens eine Öl- oder Gasheizung kaufen?
Ich sage mal vorsichtig: „ja“. Vor allem für den Einsatz von Gasheizungen gibt es oft keine Alternativen, zum Beispiel wenn kein Brennstofflagerraum vorhanden ist oder auch wenn Etagenheizungen in einem Haus sind. Als Hybridheizung wird Gas jedoch auch mit bis zu 40 Prozent gefördert, sofern der Anteil der erneuerbaren Energie mindestens 25 Prozent der Gebäudeheizlast abdeckt. Auch mit einer neuen, effizienten Ölheizung kann man Ressourcen einsparen. Übrigens: Bis 2026 ist das auch überhaupt kein Problem und selbst danach dürfen Ölheizungen weiterhin installiert werden, wenn sie erneuerbare Energien mit einbinden oder wenn kein Gasoder Fernwärmenetz vorhanden ist. In Baden-Württemberg gilt ohnehin schon seit 2010 das E-Wärme-Gesetz, nach dem Eigentümer bestehender Wohngebäude erneuerbare Energien einsetzen müssen, sobald sie ihre Heizungsanlage austauschen.
Die gesamte Heizungsanlage muss individuell zum jeweiligen Haus passen.
Hans-Georg Ehekircher Obermeister
Dann ist eine Umrüstung nicht erforderlich?
Wenn es möglich ist, macht eine Umstellung von Öl auf Pellets durchaus Sinn: Zum einen lässt sich das Brennstofflager für das Öl problemlos auch als Lager für Biomasse nutzen, zum anderen ist die Umstellung auch finanziell lohnenswert: Vergleicht man die Brennstoffpreise über mehrere Jahre hinweg, zeigt sich, dass Pellets locker 30 Prozent günstiger sind als Öl. Die getätigte Investition für die Umrüstung holt man also relativ schnell wieder herein. Die staatlichen Förderungen tun unserer Erfahrung nach ihr Übriges und überzeugen selbst hartgesottene Verfechter der Ölheizung davon, sich mit dem Thema Heizungssanierung und Wechsel auf erneuerbare Energien auseinanderzusetzen.
Welche Möglichkeiten der staatlichen Förderung gibt es und wie hoch fallen diese aus?
Da wäre zum einen die Förderung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zu nennen und zum anderen die steuerliche Förderung für energetische Maßnahmen bei zu eigenen Wohnzwecken genutzten Gebäuden. Mit dem Programm der BAFA des Bundes sind Förderungen bis zu 45 Prozent möglich, zum Beispiel wenn man eine Ölheizung komplett durch eine Wärmepumpe oder Pelletheizung ersetzt. Alternativ kann auf eine Steuerermäßigung in Höhe von 20 Prozent der Sanierungskosten gesetzt werden, wobei der Maximalbetrag bei 40 000 Euro liegt. Dazu kommen weitere Förderungen für kleinere Maßnahmen wie die vom hydraulischen Abgleich oder die Pumpenförderung.
Sehen Sie denn schon eine Veränderung in der Nachfrage von Wärmeerzeugern, die mit regenerativen Energien betrieben werden?
Auf jeden Fall sehen wir hier seit einiger Zeit eine steigende Nachfrage. Besonders das Interesse für Biomasse-Anlagen geht durch die Decke. Das ist für uns spannend, weil die Nachfrage für Pellet- oder Holzschnitzelheizungen in den letzten Jahren eher gesunken war. Auch Wärmepumpen stehen bei den Hausbesitzern sehr hoch im Kurs, denn sie sind umweltfreundlich, nahezu wartungsfrei und die Betriebskosten sind gering. Allerdings eignet sich der Einsatz einer Wärmepumpe nicht in jedem Fall.
Wann erachten Sie Wärmepumpen als wenig sinnvoll?
Das Haus muss einfach zu dieser Art Heizungsanlage passen. Dazu zählt, dass es sehr gut gedämmt sein muss und die Vorlauftemperaturen müssen niedrig gehalten werden können. Überhaupt keinen Sinn macht der Einsatz einer Wärmepumpe also beispielsweise im unsanierten Altbau, das führt nur zu Mehrkosten und dem Klima hilft das auch nicht. Erst im Konzept mit einer Generalsanierung oder in Einzelfällen auch, wenn eine Fußbodenheizung vorhanden ist, empfehlen wir bei Altbauten eine Wärmepumpe. Im Grunde muss jedes Haus, dessen Besitzer sich für den Einsatz einer Wärmepumpe interessiert, individuell von einem Fachmann betrachtet werden.
Auf eigene Faust die Heizung zu planen ist also keine gute Idee?
Nein, man sollte unbedingt einen Fachbetrieb fragen. Das beginnt schon damit, dass eine Heizungssanierung mit einer größeren Investition verbunden ist, und hier spielt Vertrauen eine große Rolle. Ein Experte aus einem Innungsbetrieb berät ausgiebig und kann auch alle Fragen beantworten. Außerdem kümmert er sich darum, dass die Heizung ordnungsgemäß installiert wird. Dass man mit dem Selbsteinbau einer günstigen Anlage vom Heizungsdiscounter spart, ist ein Trugschluss, denn ist eine Heizung unpassend oder wird nicht richtig angeschlossen, können hohe Folgekosten und Schäden entstehen.
Thema Innung: 2020 findet die Landesverbandstagung erstmals in Göppingen statt. Welche Bedeutung hat das für Sie?
Darauf freuen wir uns sehr. Die Landesverbandstagung im Juli ist die wichtigste Veranstaltung in der Branche. Hier kommt die Branche zusammen, man tauscht sich aus und beschließt gemeinsam, in welche Richtung es in Zukunft gehen soll. Wir sind stolz darauf, Gastgeber in diesem Jahr sein zu dürfen und ein wirklich sehr engagiertes Team der Innung bereitet schon ein attraktives Rahmenprogramm vor.
Zur Person: Hans-Georg Ehekircher ist Obermeister der SHK-Innung Göppingen.