Erscheinungsbild



Sonderveröffentlichung

Sanitär - Heizung - Klima Eine Lüftung muss kein Luxusgut sein

Die Bedeutung gesunder Raumluft wird oft unterschätzt – möglicherweise mit teuren und gesundheitlich riskanten Folgen.

Die Qualität der Raumluft ist Lebensqualität - allerdings wird dieses Thema oft vernachlässigt. Experten raten, sich beim SHK-Fachbetrieb zu diesem Thema zu informieren.

25.08.2025

„Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel“, sagt Christian Reusch, Leiter der Abteilung Klima und Lüftung beim Großhandelsbetrieb Herrlinger KG in Eislingen. „Ohne Essen überlebt der Mensch drei Wochen, ohne Trinken drei Tage – aber nach drei Minuten ohne Luft wird es kritisch.“ Mit diesem drastischen Vergleich macht der Experte deutlich, warum die Qualität der Raumluft längst mehr sein sollte als eine Randnotiz. Während Wasser in Deutschland strengen Qualitätskontrollen unterliegt und aufwendig gefiltert wird, wird Luft oft als selbstverständlich hingenommen. Dabei verbringen Menschen im Schnitt rund 90 Prozent ihres Lebens in Innenräumen. „Wir sehen Luft nicht und wir riechen sie oft nicht – aber ihre Zusammensetzung wirkt sich direkt auf unsere Gesundheit aus“, betont Reusch. 

Covid-Pandemie bringt Thema ins Bewusstsein - kurzfristig

Mit der Corona-Pandemie ist das Thema Lüftung stärker ins Bewusstsein gerückt. Klassenzimmer mussten regelmäßig durchgelüftet werden, Förderprogramme unterstützten die Anschaffung von Luftreinigern oder Schullüftungsgeräten. Doch viele Projekte scheiterten an überlasteten Herstellern oder langen Lieferzeiten. „Teilweise hatten wir Lieferzeiten von 48 Wochen – das ist für Schulen völlig unrealistisch“, erinnert sich Reusch. Heute, wenige Jahre später, scheint die Dringlichkeit bereits wieder abgeflaut. Dabei bleibt das Grundproblem bestehen: Verbrauchte, feuchte Luft in geschlossenen Räumen kann zu Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen und auf Dauer zu gesundheitlichen Schäden führen. 

"Luft hat eine direkte Auswirkung auf unsere Gesundheit."

Lüften ist wichtig - und mehr als nur kurz Fenster öffnen

Ein Vier-Personen-Haushalt produziert pro Tag etwa zehn Liter Wasserdampf – durch Kochen, Duschen oder schlicht durch Atmung und Schwitzen. Ohne kontrollierte Abfuhr setzt sich diese Feuchtigkeit an Wänden und Decken ab. Schimmel wächst zunächst unbemerkt hinter Tapeten oder Möbeln, bis er sicht- und riechbar wird. „Dann ist es meist schon gefährlich für die Gesundheit“, warnt Reusch. Moderne Lüftungsanlagen bieten hier eine Lösung: Sie führen verbrauchte Luft samt Feuchtigkeit ab und bringen gefilterte Frischluft ins Haus. Schimmelbildung wird so verhindert, die Luftqualität bleibt konstant hoch – unabhängig davon, ob gerade jemand das Fenster öffnet. Besonders für Allergiker ist das ein Vorteil, denn viele Anlagen filtern auch Pollen und Feinstaub. Die Investition liegt, je nach Ausführung, bei 15 000 bis 20 000 Euro. „Das klingt viel“, räumt Reusch ein. „Aber wer eine Schimmelsanierung bezahlen muss, ist schnell im selben Kostenrahmen – nur ohne den langfristigen Nutzen.“

Fehlende Priorität am Bau

Eine Lüftung zum Anschauen gibt's in der Technikausstellung der Herrlinger KG in Eislingen. Foto: Nina Walter
Eine Lüftung zum Anschauen gibt's in der Technikausstellung der Herrlinger KG in Eislingen. Foto: Nina Walter

Trotzdem wird das Thema bei Bau- und Sanierungsprojekten häufig vernachlässigt. Küchen, Bäder oder Garagen haben oft Vorrang, Lüftungssysteme fallen dem Rotstift zum Opfer. „Das Verständnis fehlt“, sagt Reusch. „Viele Bauherren sehen die Notwendigkeit nicht – bis Probleme auftreten.“ Dabei schreibt der Gesetzgeber längst vor, dass bestimmte Energiestandards nur mit Lüftungsanlagen erreicht werden können. Auch Fördermittel sind an Nachweise gebunden. „Der Handwerksbetrieb plant Anlagen nach DIN-Norm und unterstützt Handwerker und Bauherren bei den Formalitäten“, erklärt Reusch. 

Handwerk zwischen Neuland und Routine

Ein weiteres Hindernis: Viele Handwerksbetriebe sind im Bereich Lüftung noch wenig erfahren. „Unsere Sanitär- und Heizungsbetriebe wachsen in das Thema hinein – immer mehr bieten das an“, berichtet Reusch. Herrlinger KG unterstützt mit Beratung, Planungssoftware und Schulungen für die Handwerksbetriebe. Denn die sind die ersten Ansprechpartner, wenn es um den Einbau geht. 

Wartung nicht vergessen

Eine eingebaute Lüftungsanlage ist kein Selbstläufer. Filter müssen regelmäßig kontrolliert und gewechselt werden. Je nach Umgebung – ob ländlich mit Pollenflug oder städtisch mit Feinstaub – können die Intervalle variieren. Moderne Geräte verfügen über Sensoren, die rechtzeitig anzeigen, wann ein Wechsel nötig ist. Auch hier sind die Fachbetriebe der SHK-Innung dann die Spezialisten.