Herr Kronmüller, können Sie sich an den ersten Haller Frühling erinnern? Karl Kronmüller: Nicht mehr genau, das ist auch schon eine ganze Weile her! Das erste Mal fand der Haller Frühling vom 28. April bis 1. Mai 1990 statt - also ziemlich exakt vor 33 Jahren. Die Vorgänger-Veranstaltung „Haller Woche" wurde bereits seit 1976 veranstaltet. Zu diesem Zeitpunkt existierten in Schwäbisch Hall außerdem noch mehrere Werbegemeinschaften, die sich dann erst zu einer Händlervereinigung zusammenschlossen, dem heutigen Verein Schwäbisch Hall aktiv. Durch diesen Zusammenschluss haben wir ein effizienteres Mittel, die Anliegen von Handel, Handwerk und Gastronomie in der Bürgerschaft einzubringen.
Was erhofften sich die Organisatoren damals vom Haller Frühling? Das Ziel war es, die Stadt Schwäbisch Hall belebter zu machen. Erst war das Event noch eine kommunale Leistungsschau, bei der sich Handel, Handwerk und Industrie den Besuchern vorstellten. Seit 1990 und mit dem neuen Namen ,,Haller Frühling“ kamen dann noch der verkaufsoffene Sonntag und viele weitere interessante Events hinzu.
Wie hat sich das Angebot über die Jahre hinweg entwickelt? Zunächst mal ist das Gebiet deutlich größer geworden. Die Händler und Gastronomen in der Innenstadt und auch in den beiden Handelszentren West und Ost nehmen teil. Das ist auch gut und wichtig so: Denn es gibt Produkte, die können nur auf großer Fläche zum Kauf angeboten werden, wie etwa Möbel oder Gartenzubehör. Dieser Platz ist in der Haller Innenstadt nicht gegeben. Wir wollen aber als eine Einkaufsstadt auftreten, in der die Kunden vor Ort idealerweise alles bekommen, was sie benötigen. Und das eben auch, wenn wir dreimal im Jahr beim Haller Frühling, im Zuge des Jakobi-Markts und beim Haller Herbst zum verkaufsoffenen Sonntag laden. Als weitere Entwicklung kam hinzu, dass irgendwann die Stadt Schwäbisch Hall als weiterer Organisator mit eingestiegen ist und für den Part Kunst- und Kulturangebote am Aktionswochenende verantwortlich zeichnete.
Dennoch gibt es auch Inhaber, die sich gegen eine Teilnahme entscheiden. Was sind ihre Gründe? Ganz klar der Fachkräftemangel. Der macht auch vor den Haller Händlern nicht Halt. Oftmals ist es für viele inhaber geführten Geschäfte schwierig, genügend Personal aufzutreiben, um auch noch die Kunden an einem Sonntag zu bedienen, nachdem bereits sechs Tage die Woche geöffnet war. Das ist durchaus nachvollziehbar, auch für uns vom Verein Hall aktiv. Dennoch sehen wir auch die vielen Vorteile, die solche Aktionstage mit sich bringen.
Die da wären? Die Geschäfte haben zum einen natürlich die Möglichkeit, Umsatz zu generieren und sich einem Publikum vorzustellen, das an normalen Werktagen vielleicht keine Zeit für einen Abstecher in die Stadt hat und dadurch eventuell sogar lieber online bestellt. Zum anderen profitiert die Kundschaft, insbesondere auch Familien. So ein verkaufsoffener Sonntag ist für viele die einzige Möglichkeit, mit der ganzen Familie die Stadt und alle Aktionen zu erkunden. Denn es gibt ausreichend Beschäftigung für die Kinder, denen es dadurch nicht langweilig wird. Die Eltern können gemeinsam schlendern und shoppen. Und wer möchte, kann dann sogar noch gemeinsam einkehren. Das ist an einem normalen Werktag so meist nicht gegeben.
Überlegen sich die teilnehmenden Geschäfte jedes Jahr etwas Neues? Ja, auf jeden Fall, und das ist meiner Meinung nach auch enorm wichtig, um die Aufmerksamkeitauf sich zu ziehen. Viele Ladengeschäfte kooperieren daher inzwischen mit Vereinen, die etwas aufführen, oder bieten Verkostungen an. Außerdem sorgt oftmals auch die musikalische Unterhaltung für den richtigen Eventcharakter.
Wie ist Ihre Einschätzung - nehmen die Menschen die Bemühungen des örtlichen Einzelhandels wahr? Insbesondere nach den vergangenen Jahren ist mein Eindruck, dass die Kunden solche Events liebend gerne annehmen. Denn neben dem Bummeln und Genießen stehen auch der Austausch und die Sozialkontakte am Haller Frühling im Fokus.
Gesellig wird's dann wohl auch auf der anschließenden Maihocketse, die ebenfalls ein Traditionsevent des Vereins ist. Sind sie zufrieden mit der diesjährigen Kombination? Ich empfinde die Kombination sogar als genial! Wir haben uns zudem bewusst für das frühere Datum entschieden, um nicht mit dem sehr gut laufenden Käse- und Genussmarkt in Wackershofen konkurrieren zu müssen. So ein Sonntag hat auch nur eine begrenzte Anzahl an Stunden. Alles zu erleben, also sowohl die Atmosphäre im Freilandmuseum als auch den Haller Frühling mit seiner Vielzahl an Attraktionen, dafür reicht die Zeit bei vielen Besuchern einfach nicht.
An welchen Stellschrauben will der Verein in Zukunft noch drehen, um den örtlichen Einzelhandel weiter zu stärken? Wir als Verein wollen den Vernetzungsgedanken unserer Mitglieder weiter fokussieren, beispielsweise durch gegenseitige Bewerbung der Produkte in den Geschäften, um den Kunden ein noch besseres Einkaufserlebnis zu bieten. Außerdem sind wir daran interessiert, noch mehr Partner mit ins Boot zu holen. Die Gemeinschaft soll dadurch in den Vordergrund gerückt werden und nur so können wir auch als Verein erfahren, was sich die Händler wünschen. Ein weiterer Punkt ist die Sichtbarkeit auf Social Media, die wir nun sukzessive ausbauen wollen. Mit unserer neuen Geschäftsführerin Jessica Kettner haben wir einen Vermarktungsprofi von der Verwaltung erhalten, die viel frisches Blut und Ideen einbringt.
Was raten Sie als Ehrenvorsitzender den jungen Vorstandskollegen? Ich teile mit ihnen meine Erfahrungen aus den vorherigen Jahrzehnten, möchte dabei aber nicht der Besserwisserei verfallen. Es tut gut, dass im Vereinsvorstand junge Gewerbetreibende aus Gastronomie und Einzelhandel nachrücken und damit auch neue Perspektiven einbringen. Was mir aber immer besonders wichtig sein wird, ist, dass alle Stellen miteinbezogen werden und regelmäßig über den Tellerrand hinaus geschaut wird. Diese Aspekte platziere ich nach wie vor sehr nachdrücklich - innerhalb der Vorstandsarbeit im Verein Schwäbisch Hall aktiv, aber auch privat (lacht). Alisa Grün
Zur Person
Bäckermeister Karl Kronmüller ist durch sein jahrzehntelanges Engagement mit dem Haller Handel, Gewerbe und der Gastronomie sehr gut vertraut. 1980 übernahm er die Bäckerei in der Gelbinger Gasse in dritter Generation. Zwischen 2010 und Ende 2019 zeichnete er als Erster Vorsitzender des Vereins Schwäbisch Hall aktiv verantwortlich. Seit 2015 befindet sich Karl Kronmüller im Ruhestand, ist aber dennoch mehr als rührig: Einmal im Jahr reist der 68-Jährige mit der Initiative Senioren Experten Service" der Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit in verschiedene Länder, um vor Ort sein Handwerk zu lehren und die fremde Kultur kennenzulernen. Diese Reisen brachten ihn schon nach Bulgarien, Bolivien und Armenien. gra