Beim Jahreskonzert der Stadtkapelle kommen originale Blasorchesterkompositionen, Solowerke und Filmmusiken in klangvollen Arrangements zum Vortrag. Für sein Abschiedskonzert hat Dirigent Bernd Haid im Archiv gekramt und aus seinen vergangenen Konzerten verschiedene Höhepunkte ausgewählt.
Mit „A Festival Prelude“, einer kraftvollen Originalkomposition von Alfred Reed, wird das Programm des Großen Blasorchesters eröffnet. Die Festmusik basiert auf einem melodischen Hauptthema und zwei Fanfaren-Motiven, von denen eines harmonisch, das zweite durch Triolen-Rhythmus geprägt ist.
Auch Kurt Gäble ist ein gern gespielter Komponist der Stadtkapelle. Von ihm wird „Celtic Flutes“ vorgetragen, ein Solowerk für zwei Flöten und sinfonisches Blasorchester im keltisch-irischen Stil. Ein weiteres Originalwerk stammt von Otto M. Schwarz. Seine Blasorchesterwerke sind meist Programmmusiken. Die Stadtkapelle spielt „In 80 Tagen um die Welt“.
Filmmusik ist eine Gattung, die bei Blasorchestern beliebt ist. Zunächst wird ein Querschnitt aus Filmen von und mit Charles Chaplin gespielt. Besonders in der Stummfilmzeit hatte die Begleitmusik die Aufgabe, Charaktere zu unterstreichen sowie Gefühle und Emotionen an den Zuschauer zu bringen. Die umfassende Selection „Charles Chaplin“ wurde von Marcel Peeters meisterhaft arrangiert.
Für den Arrangeur Naohiro Iwai hat der Berufsmusiker Bernd Haid eine besondere Vorliebe. Iwai hat unter dem Titel „Disney Fantasy“ bekannte Melodien aus Zeichentrickfilmen wirkungsvoll bearbeitet und arrangiert.
Bei einem weiteren Solo-Stück für Mallets wird der studierte Schlagzeuger Haid persönlich als Solist zu hören sein. Der temperamentvolle Sousa-Marsch „Hands Across the Sea“ rundet das attraktive Konzertprogramm ab.
Dieses feine Gespür für die Musik
Blasmusik: „Es könnten Tränen fließen“: Musikdirektor Bernd Haid steht beim Jahreskonzert der Stadtkapelle Hechingen letztmals am Dirigentenpult.
Von Sabine Hegele
Mit „gemischten Gefühlen“ blickt die Hechinger Stadtkapelle ihrem letzten Jahreskonzert unter dem Dirigat von Musikdirektor Bernd Haid am kommenden Sonntag, 1. Dezember, ab 17 Uhr in der Stadthalle „Museum“ entgegen. Und ja, „es gab Musiker, die haben geweint, als sie von Bernds bevorstehendem Abschied erfahren haben“, erzählen die beiden Vorsitzenden Ulrike Stoll-Dyma und Katja Kohler. Bedauern herrsche bei der gesamten Kapelle, doch bestehe auch Verständnis für den Wunsch des scheidenden Dirigenten, künftig mehr Zeit für die Familie haben zu wollen.
„Einige Musiker sehen außerdem die Chance, mit einem neuen musikalischen Leiter noch einmal neu durchzustarten.“ Der ist übrigens bereits gefunden: Michael Koch. Für die Stadtkapelle Hechingen gibt er sein Engagement beim Musikverein Dunningen auf; den Musikverein Balingen leitet er weiterhin. Die Nachfolge von Bernd Haid wird er zum 1. März des nächsten Jahres antreten.
Bis dahin wird der Musikdirektor weiter am Dirigentenpult des Hechinger Orchesters stehen, dessen Proben leiten und auch in der Jugendausbildung tätig sein. Ein weiteres Konzert unter seiner Regie aber gibt es mit den Zollernstädtern keines mehr.
„Seine Geduld ist unendlich, sein Dirigat unaufgeregt und gut zu lesen.
Das Vorstandsduo über Bernd Haid
Umso wichtiger ist es der Stadtkapelle, am Sonntag ein richtig gutes Konzert zu spielen. Katja Kohler und Ulrike Stoll-Dyma verstehen das „ein Stück weit auch als Geschenk von uns an ihn“. Und Bernd Haids Ansprüche an das Orchester sind hoch – das war schon immer so.
Ihr unter seinem Dirigat erarbeitetes Können unter Beweis stellen wollen die Musiker mit Stücken, die sie dem Hechinger Publikum während der „Ära Haid“ schon einmal präsentiert haben. Die Auswahl getroffen hat „der Meister“ selbst. Darunter die „Disney Fantasy“ von Naohiro Iwai. Dieses Werk hat die Stadtkapelle bereits 1993, bei ihrem ersten Konzert unter Bernd Haid, aufgeführt.
Ein Novum erwartet die Konzertbesucher auch: Der studierte Schlagzeuger wird anlässlich seines Abschieds mal wieder selbst zum Musiker. Das hat sich Katja Kohler von ihm gewünscht – und auch die Stückauswahl getroffen: Gemeinsam mit David Kohler und Martin Löffler wird Haid das Stück „Serenade for a Picket Fence“ vorstellen – am Xylophon.
Die Freude des Blasorchesters auf diesen besonderen Moment ist groß. Da könnten auch Tränen fließen, denn mit Bernd Haid verliert die Stadtkapelle einen Dirigenten, „der die Ruhe weg hat“ in dem „felsenfesten Vertrauen in die Musiker, dass alles gut wird“.
In all den Jahren ausgezeichnet hätten ihn ferner sein „feines Gespür“ nicht nur für die Musik, sondern auch dafür, „was zur Stadtkapelle passt“. Und Katja Kohler und Ulrike Stoll-Dyma wissen noch mehr Gutes über den Musikdirektor zu sagen: „Bernd ist ein akkurater Mensch – und so dirigiert er auch! Seine Geduld ist unendlich, sein Dirigat unaufgeregt und gut zu lesen.“
Was die Hechinger Stadtkapelle dem scheidenden Musikdirektor für die Zukunft wünscht? „Wir wünschen Bernd mehr Zeit für seine Familie, dass er der Stadtkapelle gewogen bleibt – und dass er das Musizieren nicht vergisst.“ Und schon heute darf sich Bernd Haid von „seinem“ Orchester zum nächstjährigen Jahreskonzert eingeladen fühlen: „Bernd, es wäre schön, wenn du kommen würdest.“
Eines noch zum Schluss: „Bernd und Micha waren die Gesichter der Stadtkapelle. Sie haben großen Anteil an der hohen musikalischen Qualität und dem guten Ruf der Stadtkapelle weit über die Stadtgrenzen hinaus. Dafür sind wir ihnen sehr dankbar.“ Zur Erklärung: Michael – Micha – Hegele hat bereits Anfang des Jahres nach Jahrzehnten das Amt des Vorsitzenden an Katja Kohler und Ulrike Stoll-Dyma abgegeben.
Der Neue heißt Michael Koch
Michael Koch wird zum 1. März 2020 die Nachfolge von Bernd Haid antreten. Koch wurde 1968 in Marburg an der Lahn geboren, ist verheiratet, zweifacher Familienvater und wohnhaft in Mössingen. Zu Beginn seines musikalischen Werdegangs studierte er Klarinette an der Musikhochschule in Trossingen. Das Studium des Dirigats absolvierte er bei Miguel Angel Monroy, Kapellmeister und Leiter zahlreicher internationaler Dirigierkurse. Sein Aufbaustudium im Fach Dirigieren und mehrere Fortbildungen ermöglichten es ihm, seine Fähigkeiten zu erweitern und seine eigene Stilistik weiter auszubauen und zu formen. Auch die Ausbildung und Förderung von Jungmusikern liegt ihm am Herzen. Mehrere Lehraufträge an der Jugendmusikschule Balingen sowie an der Jugendmusikschule Steinlach in Mössingen machen dies deutlich. Hier unterrichtet er den musikalischen Nachwuchs auf der Klarinette und dem Saxophon, aber auch in der Orchesterleitung und dem Ensemblespiel.