Was tun gegen Stress und Panikattacken?
Sonderveröffentlichung

Start ins Berufsleben Was tun gegen Stress und Panikattacken?

Viele Auszubildende und Studierende kämpfen mit Prüfungsangst. Vorbereitung und Angebote können verhindern, dass sie außer Kontrolle gerät.

Wer unter Prüfungsängsten leidet, sollte sich Hilfe suchen. Foto: Markus Hibbeler/dpa-tmn

27.09.2024

Die meisten Menschen empfinden Prüfungen als belastend, da sie oft mit Stress und Leistungsdruck verbunden sind. Trotz dieser Herausforderungen schaffen es einige, Prüfungen ohne Probleme zu meistern. Für andere wird jede Prüfung zur Hürde – nicht wegen des Wissens, das abgefragt wird, sondern wegen der Angst vor der Situation selbst. Doch die gute Nachricht ist: Prüfungsangst lässt sich überwinden und es gibt zahlreiche Unterstützungsangebote.

Wichtig: Nervosität vor einer Prüfung ist nicht gleichbedeutend mit Prüfungsangst. Eine gewisse Anspannung kann laut der psychologischen Psychotherapeutin Diana Kunitz sogar förderlich sein, da sie die Konzentration steigern kann: „Von Prüfungsangst spricht man erst, wenn diese Anspannung das Leben erheblich beeinträchtigt.“ Dies kann der Fall sein, wenn man Prüfungen immer wieder verschiebt oder deutlich stärker unter ihnen leidet als normalerweise üblich.

Laut der Psychologin und Leiterin der psychosozialen Beratungsstelle des Studentenwerks Osnabrück Kerime Faris-Lewe ist es für Betroffene wichtig, sich bereits zu Beginn etwa des Studiums oder der Ausbildung mit dem Thema Prüfungsangst auseinanderzusetzen. Schwierig ist nämlich, wenn man erst einen Tag vor der Prüfung damit beginnt, etwas dagegen zu tun. Besser: Frühzeitig nach Hilfsangeboten etwa beim Studierendenwerk suchen.

Warum haben Menschen Prüfungsangst?

Prüfungsangst kann viele verschiedene Ursachen haben. Eine häufige Ursache sind negative Erfahrungen, wie das Durchfallen bei Prüfungen oder unangenehme Begegnungen mit Prüfern oder Prüferinnen, die abwertend waren oder besonders schwierige Prüfungen gestaltet haben. „Manchmal kann auch ein geringes Selbstwertgefühl der Grund sein, also dass man von sich selber ausgeht, dass man zu dumm sei und man solche Herausforderungen ohnehin nicht schaffen kann“, so Diana Kunitz. Ebenso kann fehlende oder falsche Vorbereitung auf Prüfungen eine Rolle spielen.

Welche Symptome sind typisch für Prüfungsangst?

Bei einigen Menschen zeigt sie sich laut Diana Kunitz nur durch leichte Konzentrationsstörungen, Gereiztheit oder allgemeines Unwohlsein. Andere erleben intensivere Symptome wie Panikattacken. Die können sich in typischen Angstsymptomen wie Unruhe, starkem Herzklopfen, übermäßigem Schwitzen und Magen-Darm-Beschwerden äußern. „Im Extremfall kann es zum Erbrechen und intensiven Angstgedanken kommen, bis hin zu dem Blackout, der natürlich auch passieren kann, wenn die Angst besonders groß ist“, sagt Kunitz.

Wie kann man langfristig seine Prüfungsangst bewältigen?

Um Prüfungsangst nachhaltig in den Griff zu bekommen, ist es wichtig, die Ursache der Angst zu verstehen. Wenn man lediglich Schwierigkeiten hat, den Lernstoff zu strukturieren und sich effektiv vorzubereiten, kann es sehr hilfreich sein, etwa die Studienberatung aufzusuchen, wo passende Lernmethoden vermittelt werden. Auch Lerngruppen können laut Kerime Faris-Lewe eine große Unterstützung sein, da man sich gemeinsam den Stoff erarbeitet und sich nicht allein fühlt. Wichtig sei zudem, eine gute Balance zwischen Lernzeiten, Pausen und Freizeit zu finden, um nicht in einen Lerntunnel zu geraten. Techniken wie progressive Muskelentspannung (PMR), Yoga oder Meditation können ebenfalls sehr nützlich sein.

Wenn tiefere Probleme wie geringes Selbstwertgefühl oder starke Versagensängste vorliegen, reichen gute Lernmethoden oft nicht aus. In solchen Fällen kann eine Psychotherapie sinnvoll sein, um grundlegende Ängste zu bearbeiten und langfristig einen gesunden Umgang mit Prüfungsstress zu entwickeln, so Kunitz.

Was hilft kurz vor oder während der Prüfung?

Diana Kunitz empfiehlt etwa die tiefe Bauchatmung (dabei atmet man gezielt in den Bauch ein- und langsam wieder aus) sowie die sogenannte Lippenbremse (tief durch die Nase einatmen, durch die locker aufeinanderliegenden Lippen langsam ausatmen). Auch das bewusste Wahrnehmen der Umgebung, etwa das Beschreiben von Farben oder Objekten, kann helfen, belastende Gedanken zu vertreiben.

Auch Kerime Faris-Lewe rät dazu, bereits vor der Prüfung Entspannungsmethoden zu lernen und anzuwenden. Auf der kognitiven Ebene sollten Katastrophengedanken hinterfragt und durch realistische Selbstinstruktionen ersetzt werden. Zusätzlich kann die mentale Visualisierung einer erfolgreichen Prüfungssituation helfen. Elena Hartmann, dpa