Mechatronik war einst das Zauberwort, mit dem der Göppinger Gemeinderat überzeugt wurde, um dem großen Investitionspaket des neuen Stadtteils zuzustimmen. Das war vor 30 Jahren. Heute ist „Industrie 4.0“ das Stichwort, das viele Unternehmen verbindet. Aber es ist die gesunde Mischung unterschiedlicher Branchen, die das Erfolgsgeheimnis des Stauferparks ausmachen. Die Konversion des ehemaligen Militärgeländes begann in den 1990er-Jahren, nachdem 1992 die US-Streitkräfte abgezogen waren. In dieser Zeit gründete sich zum Beispiel auch die Firma „Klug Laser“, die einer der Pioniere ist, die im Stauferpark investiert haben. Das mittelständische Unternehmen von Helmuth Klug bearbeitet Metall, schweißt, biegt und schneidet Bleche entsprechend den Kundenwünschen. „Mit unserem neuen Unternehmen ,LaserOn‘ haben wir den ersten Online-Shop eines Herstellers geschaffen, auf dem Kunden individuelle Schweißteile und -baugruppen in Standardgrößen online kalkulieren und direkt bestellen können“, sagt Katrin Klug, die Tochter des Firmengründers. Moderne Ausstattung sowie das Thema Digitalisierung sind seit jeher wichtig. Im Stauferpark ist das Unternehmen nun aber an seine räumlichen Grenzen gestoßen. Dieses Jahr ist darum ein zweites Werk ist auf dem Boehringer-Areal in der Göppinger Weststadt mit rund 1400 Quadratmetern Fläche eröffnet worden – mit vier weiteren Schweißarbeitsplätze sowie Lagermöglichkeiten. Damit arbeiten die 90 Mitarbeiter nun auf einer insgesamt rund 6400 Quadratmeter großen Fläche. „Die Nachfrage steigt – sowohl bei unseren Stammkunden, aber auch über viele Neukunden dürfen wir uns freuen“, berichtet Helmuth Klug. Das 25-jährige Bestehen seines Betriebs soll bei einem großen Sommerfest mit den Mitarbeitern gefeiert werden – aber auch mit Lieferanten, Kunden und Partnern.
Neue Firmen siedeln sich an
Während Klug Laser eines der ersten Unternehmen im Stauferpark war, ist die Firma Kreeb noch recht jung am Standort. Der Spezialist für Schleif- und Polierwerkzeuge ist aus der Göppinger Nordstadt aus recht urbaner Umgebung in einen Neubau in der Steinbeis-Straße umgezogen. In einer modernen Umgebung und in bester Nachbarschaft ist innovatives Arbeiten möglich. Das wissen auch jene Unternehmen zu schätzen, die bereits seit vielen Jahren ihren Standort im Stauferpark haben – allen voran die Firma Kleemann, die mobile Brechmaschinen herstellt oder auch der Maschinenbauer OSG. Beide haben sich große Teile der Flächen im Gewerbegebiet gesichert, um auch in Zukunft flexibel expandieren zu können.
Messebauer im ehemaligen „Gym“
Die meisten Firmen haben mit modernen Neubauten für passende Voraussetzungen für sich gesorgt. Der Messebauer Gielissen jedoch hat in einem ehemaligen Flugzeug-Hangar große Flächen für sich geschaffen. Dort, wo einst Flugzeuge standen und bei den US-Amerikanern zuletzt ein großes „Gym“ untergebracht war, werden heute Messestände konzipiert. Seit 1937 ist Gielissen groß im „building unforgettable stories“ für seine Kunden. Mit Messeständen, Ladeneinrichtungen und Events werden unvergessliche Geschichten erzählt. Das Team ist an zehn Standorten in sechs verschiedenen Ländern für seine Kunden einerseits vor Ort ansprechbar und andererseits auch weltweit unterwegs. Hier im Göppinger Stauferpark, wird hauptsächlich der Bereich der Markenkommunikation im Messebau abgedeckt. Das Team steht leidenschaftlich hinter seinen kreativen Projekten. So werden mit vielen Kunden jahrzehntelange, vertrauensvolle Beziehungen gepflegt. Die Pandemie hat die Messebranche während der Lockdowns nahezu zum Erliegen gebracht. Umso mehr freut sich das Team, dass seit dem Frühjahr wieder Messen stattfinden. Aktuell steht die Planungsphase zur Maschinenbaumesse AMB in Stuttgart an. Auf der letzten AMB 2018 war Gielissen auf der Messe für den Bau von 15 Messeständen mit einer bebauten Fläche von etwa 3500 Quadratmetern zuständig. Für 2022 sind allein für diese Messe Stände in der baren Gesamtgröße eines Fußballfeldes in Planung.
Ein Hauch von Silicon Valley
Software-Experten von Siemens, der Cinteg AG, von Advanced Applications, Zeta, imos und vielen anderen machen den Stauferpark als Gegenpol zum Software-Giganten Teamviewer in der Innenstadt durchaus zu einem kleinen Silicon Valley am Fuße des Hohenstaufens. Innovationen sind hier Zuhause – ganz so, wie beim „großen Bruder“ in den USA, wo das Silicon Valley als Innovationsmetropole der digitalen Welt gilt.
Eine Erfolgsgeschichte, die für die Digitalisierung von Unternehmen ein wichtiger Baustein ist, ist das Datacenter, das der kommunale Energieversorger EVF 2019 gebaut hat. Es ist eines der modernsten Colocation-Rechenzentren in Baden-Württemberg – mit Platz für knapp 150 IT-Racks. Gewerbekunden können diese mieten, um ihre IT-Hardware sicher unterzubringen und zu betreiben. Die EVF kümmert sich um die Infrastruktur und das Gebäude selbst, also beispielsweise die Kühlung, Stromversorgung und den physischen Schutz. „Unser Datacenter überzeugt durch die modernste Ausstattung und die Garantie einer Verfügbarkeit von 99,97 Prozent. Das bedeutet, dass ein Ausfall, zum Beispiel wegen einer unterbrochenen Stromversorgung, nahezu ausgeschlossen ist“, sagt Matthias Brandmaier, Leiter des Datacenters. „Tatsächlich hatten wir bisher eine Verfügbarkeit von 100 Prozent.“ Seit Sommer 2020 ist das Datacenterzertifiziert nach ISO/IEC27001. Dieses Jahr erhielt es vom TÜV Rheinland die Zertifizierung nach DINEN50600. Die Nachfrage ist groß: Derzeit erfolgt die zweite Ausbaustufe der zur Verfügung stehenden Kapazitäten. das/tif/rai