AIs Karl Friedrich Stiel 1948 seinen Betrieb A für Elektro-Kälte in der Tübinger Hölderlinstraße gründete, war sein Betätigungsfeld vornehmlich auf Unternehmen ausgerichtet: Das Uniklinikum gehörte zu seinen Kunden, ebenso Gastronomiebetriebe sowie Bäckereien und Metzgereien. Für Privatleute war Kältetechnik damals kein Thema“, erzählt Julian Walz, Prokurist bei der Stiel Kälte + Klima GmbH.
Das gesamte Unternehmen bestand in den Gründerjahren aus dem Inhaber, einem Büro und vier Garagen. Karl Friedrich Stiel übergab den florierenden Betrieb im Jahr 1970 an zwei seiner Mitarbeiter: Helmut Hüper und Rudi Gunzert.
1983 begann Rudi Gunzerts Sohn Marcus bei Stiel mit der Ausbildung zum Kältetechniker und blieb dem Betrieb anschließend erhalten. Langsam weitete sich in dieser Zeit das Spektrum aus, „ die ersten Klimaanlagen für Privatleute wurde eingebaut und manch ein Professor leistete sich seinen eigenen Wein-Kühl-Keller“, erzählt Julian Walz. Noch immer war jedoch die Universität der Hauptauftraggeber.
1992 wechselte der Schlosser Walter Walz in das fortschrittliche Unternehmen, der Betrieb wuchs damit auf mittlerweile fünf Mitarbeitende. Das Kälte-Gen scheint in der Familie Walz recht ausgeprägt zu sein: Maren Schneider, Tochter von Walter Walz, begann die Ausbildung im Unternehmen, stieg mit ein und machte ihren Meister.
Zum Januar 2000 übernahm mit Walter Walz und Marcus Gunzert die nächste Generation die Unternehmensleitung. Ein Umzug nach Vor dem Kreuzberg erwies sich als notwendig und richtig: Auf den nun rund 180 Quadratmetern ließ es sich besser planen und arbeiten. Auch Walter Walz Frau Gabriele half nun mit und übernahm das Büro.
2008 begann Julian Walz seine Ausbildung im Unternehmen und bereits 2011 stieg Bruder Ruben Walz, studierter Diplomingenieur für Versorgungstechnik, in die Geschäftsführung mit ein.
Das Unternehmen wuchs und wuchs - ein weiterer Umzug stand 2012 mit den 13 Mitarbeitern bevor: in die August-Bebel Straße. Über 400 Quadratmeter Fläche hatten die Unternehmer hier angemietet. Im April 2013 fand das große Einweihungsfest statt - und im Juni bereits ging der Jahrhunderthagel auf Tübingen hernieder. „Halle und Büros schwammen, wir mussten über Nacht in eine leerstehende Halle nebenan umziehen und es dauerte ein geschlagenes dreiviertel Jahr, bis alles wieder war, wie es sein sollte.“
Trotz der Enttäuschung und dem unglaublichen Aufwand gab niemand auf, im Gegenteil. Alle, Chefs und Mitarbeiter der Stiel GmbH, gaben erst recht Gas. Julian Walz beispielsweise trat im selben Jahr bei der Weltmeisterschaft der Klimatechniker an und erreichte Platz 7, im darauffolgenden Jahr wurde er sogar Europameister.
2020 stieg Vater Walter Walz aus der Geschäftsleitung aus, dafür erhielten Julian und seine Schwester Maren Schneider Prokura. Marcus Gunzert und Ruben Walz haben seither die Geschäftsführung inne, allen vier merkt man die Begeisterung für ihre Arbeit und für ihre Mitarbeiter an. Es geht familiär zu, man achtet aufeinander.
Mitarbeiterzahl, Anforderungen und Produktionsspektrum erweiterten sich stetig, neue Räumlichkeiten wurden dazu gemietet, Sozialräume ausgebaut und heute beschäftigt die Stiel Kälte + Klima GmbH 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, rund 1000 Quadratmeter Fläche stehen zur Verfügung. Bis zu acht Auszubildende werden im Betrieb ausgebildet, in jedem Jahrgang zwei.„ Und die sind so richtig klasse“, freut sich Julian Walz. „Unsere Azubis sind motiviert und menschlich voll o.k.“ Eine eigene Azubi-Werkstatt steht zur Verfügung und in die jungen Leute investiert das gesamte Stiel-Team viel Zeit und Energie. „Der beste Weg, später richtig gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben“, kommentiert Julian Walz.
Die werden sie in der Zukunft brauchen: Der Klimawandel fordert ein Umdenken in Kühl- und Heiztechnik, das Unternehmen ist gefragt wie nie. „Viel zu oft höre ich, dass eine Wärmepumpe nur Sinn macht für Menschen, die Fußbodenheizung haben“, so Julian Walz. „Das ist Quatsch. Selbst Nachtspeicheröfen kann man gegebenenfalls umrüsten.“
Klimaanlagen, die im Winter auch zum Heizen genutzt werden können, finden sich nicht erst seit der Klimaerwärmung in immer mehr Privathaushalten, auch das kann Sinn machen, wenn man damit wenig genutzte Räume bei Bedarf erwärmen kann.“ Seit die Regierung das Thema Wärmepumpen forciert, ist auch bei Stiel die Nachfrage beträchtlich in die Höhe geschnellt: „Wir arbeiten als Kältetechniker seit jeher mit Wärmepumpen, denn Wärmepumpen sind Kältemaschinen, bei denen man die „Abwärme“ nutzt. Damit sind wir der perfekte Ansprechpartner für dieses Thema“, weiß er.
Wie sieht die Zukunftsvision aus? „Für 2030 wünschen wir uns 40 Mitarbeiter. Wir sind sehr breit aufgestellt und wollen unseren Aufgaben weiter so gut nachkommen wie bisher. Dann sind wir zufrieden“, fasst Julian Walz zusammen.
Gefeiert wird der 75. Unternehmensgeburtstag am Samstag, 24. Juni, mit einem Tag der offenen Tür in der August-Bebel-Straße 9 von 10 bis 17 Uhr. Beginn ist um 10 Uhr mit der Eröffnung durch Bürgermeister Cord Soehlke und Vertreter der Handwerkskammer. Mitarbeiter führen durch die Räume und beantworten gerne Fragen, Auszubildende geben Einblick in den Beruf, Essen und Trinken stehen bereit und für die Kids gibt es eine Hüpfburg.