Das Sudhaus in Tübingen besticht nach dem Umbau durch die Verbindung von historischen und modernen Elementen.
Neueste Ton- und Lichttechniken, ein größerer Konzertsaal, ein neues Foyer mit Gastronomie, ein sanierter Sanitärbereich und vieles mehr haben aus dem Sudhaus eine moderne Spielstätte gemacht. Die Stadt Tübingen als Bauherr hat in erster Linie regionale Handwerksbetriebe beauftragt.
Durch geschicktes Planen konnten auch während der Bauarbeiten Konzerte und Veranstaltungen stattfinden. Die einzelnen Bauschnitte wurden so aufeinander abgestimmt, dass entweder der alte Saal, das Foyer oder der neue Saal zur Verfügung standen.
Das neue Herzstück: der Veranstaltungssaal
Das kleine Backstagehäuschen und der Zugang zum ehemaligen Bistro mussten dem Neubau weichen. Erhalten und herausgearbeitet wurde das historische Kellergewölbe im Erdgeschoss. Um Platz für den Saalanbau zu schaffen, wurde der Hang östlich des Bestandsgebäudes bis zu 16 Meter tief abgetragen.
Heute steht dort der neue Veranstaltungssaal mit einem großzügigen Foyer für die Gäste. Die alte Kappendecke verleiht dem Foyer einen besonderen Charme. Der neue Saal, der für 480 Menschen Platz bietet, ist technisch auf einem topmodernen Stand. Die Bühne kann je nach Bedarf vergrößert oder verkleinert werden. Es ist so auch möglich, eine Szenenfläche von mehr als 140 Quadratmetern zu schaffen.
Die Stadt Tübingen und das Sudhaus haben in eine moderne Technik investiert. Auch Liveübertragungen sollen zukünftig möglich sein.
Für eine optimale Raumakustik wurden an den seitlichen Wänden, der Rückwand und an der Decke Akustikelemente unterschiedlichster Bauart angebracht. Die so optimale Raumakustik sorgt in Verbindung mit der neuen Tonanlage für ein hervorragendes Klangerlebnis für die Besucher.
Die neue Lüftungsanlage versorgt den neuen Saal und das Foyer mit ausreichend Frischluft auch bei voller Besetzung und das äußerst geräuscharm.
Funktionell und klimafreundlich
Bei der Konzeption des Bauvorhabens haben die Betreiber des Sudhaus, Architekt Gerhard Schulz und die Stadt Tübingen großen Wert auf die Funktionalität gelegt. Der Künstlerbereich mit den neuen und großzügigen Backstageräumen und direktem Zugang zur Bühne, der Zuschauerbereich mit Saal, Foyer, und die Räume für die Gastronomie wurden so angeordnet, dass sich Funktionalität und Verkehrswege nicht überschneiden. Zudem ist das gesamte Gebäude barrierefrei konzipiert – auch der Künstlerbereich.
Besonders achteten der Bauherr und der Architekt beim Bau auf den Einsatz von klimafreundlichen Technologien und Materialien. Große Teile des Neubaus sind mit Recyclingbeton errichtet, um den CO2-Fußabdruck zu verringern. Auf dem Parkplatz dient eine Lärmschutzwand gleichzeitig auch als Unterstellmöglichkeit. In naher Zukunft sollen auf ihrem Dach noch eine Photovoltaikanlage montiert werden.
Gelungene Verbindung: Historisch und modern
Das 200 Jahre alte Natursteingewölbe des historischen Kellers wurde bei den Umbauarbeiten in großen Bereichen wieder freigelegt. Im Kontrast zu den modernen Elementen und den neutralen Farben sticht die historische Gewölbedecke aus Sandstein besonders hervor. Die alten Steine wurden vom Sudhaus in Eigenleistung restauriert und entfalten durch einzigartige Leuchtelemente an den Wänden ihren Flair.
Die Tür zur Herrentoilette wurde aus im Sudhaus vorhandenen Eichendielen gefertigt und in das Gewölbeportal eingepasst. Sie vervollständigt das historische Ambiente des früheren Brauereikellers. Die ruhigen Farbtöne des Neubaus fügen sich gut in das Ambiente des am Waldrand gelegenen Gesamtareals ein. Das kräftige Rot der Zuschauertribüne im neuen Saal harmoniert mit der neutralen Farbgebung des Raumes. Im Foyer ist geplant, über den Innenausbau und das Mobiliar farbliche Akzente zu setzen.
Parallel zum Neubau des Saales hat das Sudhaus mit Drittmitteln und in Eigenleistung den Waldbiergarten um eine Zuschauertribüne erweitert. Tübingen hat jetzt ein „Amphitheater“.
Die schöne Atmosphäre unter den Bäumen konnten die Zuschauer schon bei den diesjährigen Sommerveranstaltungen genießen. Jetzt muss neben ein paar Kleinigkeiten nur noch die Küche fertiggestellt werden. Im Foyer soll die jetzige mobile Theke durch eine neue, fest eingebaute Theke mit direktem Zugang zur Küche ersetzt werden.
Jetzt ist die Zielgerade in Sicht und alle am Projekt Beteiligten freuen sich auf das „neue“ Sudhaus.
Sechs Orte
Platz für Kulturevents jeder Art, Proben oder andere Anlässe
Das Sudhaus betreibt sechs Veranstaltungsstätten, die sich für Kulturevents quer durch alle Genres, für Proben und für viele andere Anlässe eignen.
• Der neue Saal bietet 480 Sitzplätze, 800 Stehplätze und ist mit modernster Veranstaltungstechnik und einer mobilen Tribüne ausgestattet.
• Der alte Saal ist nun das neue Foyer mit Gastronomie und einer Studiobühne für Veranstaltungen.
• Der Theatersaal bietet Platz für Kleinkunst, Theaterprojekte und kleinere Konzerte. Für Produktionen und Proben der freien Szene wird er ebenso genutzt wie für Gastspiele quer durch alle Genres.
• Die Galerie „peripherie“ hat sich in den letzten Jahrzehnten als Ort für außergewöhnliche Kunstprojekte etabliert (www.galerie-peripherie.de).
• Der zweite kleine Saal, die „peripherie-Werkstatt“ hat seinen Schwerpunkt in hochwertigen musikalischen Newcomerthemen, wird aber auch für Proben und Produktionen genutzt.
• Mit der neuen Tribüne aus Natursteinen hat der hübsche Biergarten mit seiner Waldbühne nun Platz für bis zu 1000 Besucher.
Der Verein
Die Aufgaben
Das Sudhaus wird getragen vom Sudhaus e.V. (Verein zur Förderung und Betreibung des soziokulturellen Zentrums). Der Verein wurde im April 1987 gegründet. Waren es zu Beginn nur Kulturschaffenden und -institutionen vorbehalten, dem Verein beizutreten, sind heute alle Interessierten herzlich willkommen. Die Hauptaufgaben des Sudhaus e.V. sind:
• die Gestaltung des Veranstaltungsprogramms
• der Erhalt der Bauwerke
• die Vermietung von Gewerberäumen, Künstlerateliers und Proberäumen
• das kulinarisches Angebot auf dem Gelände.
"Uns war die Funktionalität der Räume sehr wichtig, genau wie der Einsatz von klimafreundlichen Technologien."
Gerhard Schulz
Architekt