Das Gaststättengewerbe und das Brauwesen stehen seit vielen Jahren unter Druck. Personalmangel, gestiegene Rohstoffpreise und hohe Energiekosten machen der Branche zu schaffen.

Doch trotz der allgemeinen Zurückhaltung der Verbraucher trägt Europas Brauwirtschaft weiterhin zur Wirtschaftskraft des Kontinents bei. Dies geht aus dem Report von „Europe Economics“ hervor. Die Studie zeigt, dass die Braubranche direkt oder indirekt über zwei Millionen Arbeitsplätze in der Europäischen Union (EU) sichert. Dazu zählen rund 118 000 Jobs direkt im Brausektor und 217 000 in der Zulieferindustrie – vor allem in der Landwirtschaft. Auch rund 220 000 Stellen im Handel und 1,5 Millionen Arbeitsplätze im Gastgewerbe zählen dazu.
Der Studie zufolge erreichten die Verbraucherausgaben für Bier im Jahr 2022 in der EU rund 110 Milliarden Euro. Deutschland ist mit 1490 überwiegend handwerklichen und mittelständischen Brauereien und einer Jahresproduktion von etwa 8,4 Milliarden Litern der mit Abstand größte Bierhersteller Europas.
Jedes zehnte Bier ist alkoholfrei
Derweil blieb der bundesweite Bierabsatz 2024 stabil. Das Statistische Bundesamt meldete im Vorjahr einen Rückgang von lediglich 0,6 Prozent. Wieviel Bier konsumiert wird, hat dabei vielfältige Einflüsse: Ein warmer Sommer mit vielen Sonnenstunden lässt etwa die Gäste in die Biergärten strömen. Auch eine Fußballeuropa- oder Weltmeisterschaft bei gutem Wetter sorgen für bessere Umsatzzahlen.
Trotz der wirtschaftlichen Belastung durch hohe Produktionskosten befindet sich der Biersektor weiterhin auf Innovationskurs und vergrößert stetig seine Auswahl an Marken und Produkten – auch um dem steigenden Bedarf an alkoholfreien Bieren gerecht zu werden, wie der Deutsche Brauer Bund mitteilt. Hauptgeschäftsführer Holger Eichele vermutet, dass bald jedes zehnte Bier alkoholfrei sein wird. Inzwischen hat das alkoholfreie Bier sogar dem klassischen Weizen den Rang auf der Beliebtheitsskala abgelaufen. Kein anderes Segment der Brauwirtschaft hätte in den vergangenen zehn Jahren so stark zugelegt wie die alkoholfreien Biersorten. Dennoch bleibt das herkömmliche Pils mit einem Marktanteil von knapp 50 Prozent die mit Abstand beliebteste Biersorte, gefolgt vom Hellen.
Die Deutschen sorgen dafür, dass das Bier größtenteils im eigenen Land bleibt. Rund 80 Prozent des gesamten Absatzes sind für den inlandsverbrauch bestimmt und wurden auch hier versteuert. Die industriellen Brauwirtschaften, die jeweils mehr als 20 Beschäftigte zählen, setzen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes jährlich rund neun Milliarden Euro um. pm