Orte der Achtsamkeit
Sonderveröffentlichung

Tag des Friedhofs Orte der Achtsamkeit

Friedhöfe sind Orte der Stille und Erinnerung, bieten aber auch Raum für Begegnungen

Foto: BDB

21.09.2024

Friedhöfe haben auch soziale Funktionen: Sie sind nicht nur ein Ort der individuellen Trauer, die Besucher nehmen auch die anderen Schicksale wahr. Daneben sind sie auch Orte der Achtsamkeit.

Die erste Erfahrung mit dem Friedhof haben die meisten Menschen anlässlich des Begräbnisses eines Familienmitglieds. Als Kind sieht man sich umgeben von Trauernden und staunt, wie die Stimmung beim gemeinsamen Kaffee und Kuchen wieder anders wird: Da wird gelacht, Erinnerungen werden ausgetauscht, Reden gehalten, Verabredungen getroffen. „Das Leben geht weiter“, sagt jemand. Und „wir sollten uns viel häufiger sehen.“ Wenn sich dann nach und nach die Gäste verabschiedet haben, bleiben die engsten Angehörigen unter sich. So dankbar sie die Worte des Trostes aufnehmen, so sehr spüren sie doch, dass mit dem Tod etwas Endgültiges Raum greift.

Der Friedhof hat neben der individuellen auch eine wesentliche soziale Bedeutung. Jeder Friedhofsbesucher, der „sein“ Grab aufsucht, sieht auch andere Gräber, liest die knappen Zeilen auf fremden Grabsteinen, rechnet Lebensalter aus und nimmt – wenngleich unbeteiligt – die Schicksale anderer Menschen wahr. Vor allem, wer regelmäßiger Friedhofsbesucher ist, wird feststellen, dass ihm immer wieder dieselben Menschen begegnen. Beim Warten am Wasserhahn kommt man ins Gespräch, tauscht sich aus über die Bepflanzung der Gräber, vielleicht über die dort Begrabenen. Die Grundstimmung von Ruhe, die ein Friedhof ausstrahlt, trägt auch dazu bei, dass Friedhöfe zu Orten der Achtsamkeit werden. Auf Friedhöfen gehen die Menschen langsamer als sonst, meist schützen große Bäume oder Hecken vor dem Lärm draußen, auf älteren Friedhöfen laden Bänke zum Verweilen ein.

Die öffentlichen Bereiche der Friedhöfe sind in aller Regel intensiv gepflegt, typische Friedhofspflanzen wie Thuja (Lebensbaum), Taxus (Eibe) und Buchsbaum, aber auch Blütensträucher und ausladende Laubbäume sorgen für eine Parkatmosphäre, in der sich auch zahlreiche Vögel und andere Tiere wohlfühlen.

Friedhöfe erfüllen gerade heute wichtige gesellschaftliche Funktionen. Sie sind Begräbnisstätten, aber auch grüne Oasen in Ballungsgebieten und zudem interessante Orte für die Erforschung der Ortsgeschichte. Die Träger der Friedhöfe, meist die Kommunen oder die Kirchen, sorgen für Anlage und Pflege der öffentlichen Teile des Friedhofs. Die traditionelle Bestattung mit individuellem Grab und Grabstein ist eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt des Kulturgutes Friedhof. Je höher die gärtnerische Qualität der Beete und Hecken, Baumgruppen und Rasenflächen, desto mehr gewinnt der Friedhof als Ganzes. Dies gilt für historische Friedhöfe ebenso wie für jeden Friedhof.

Tag des Friedhofs

Ins Leben gerufen wurde der „Tag des Friedhofs“ 2001 vom Bund deutscher Friedhofsgärtner (BdF) im Zentralverband Gartenbau e.V. gemeinsam mit den bundesweit tätigen Friedhofsgärtnern, Steinmetzen, Bestattern, Floristen, den Städten und Kommunen sowie Religionsgemeinschaften und Vereinen. Seitdem entwickelte sich dieser Aktionstag zu einem viel beachteten Event. Jeweils am dritten Septemberwochenende nehmen tausende Menschen an Aktionen zum Thema „Friedhof“ teil.

Ab 2023 fungiert der Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e.V. (VFFK e.V.) als ideeller Träger. Der VFFK möchte Friedhöfe als sozial, kulturell und ökologisch wertvolle Orte im Bewusstsein der Gesellschaft verankern. Er setzt sich für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Friedhöfe ebenso ein wie für die aktive Kulturpflege und für den Dialog der Religionen. Als ideeller Träger des „Tag des Friedhofs“, soll dieser Einfluss noch stärker betont werden.

Für die Jahre 2024 und 2025 findet der Tag des Friedhofs unter dem Motto „endlich und lebendig“ statt.