Am 29.10.1974 trafen sich die damaligen Werkstattverantwortlichen aus Reutlingen, Balingen, Mariaberg, Linsenhofen, Tübingen, Grafeneck und Urach, um eine erste Regionalbesprechung abzuhalten. Daraus ist die regionale Arbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) Region Neckar-Alb entstanden.In diesem Jahr 1974 hatte der Deutsche Bundestag für die Beschäftigten in den Werkstätten die sogenannte Werkstattkonzeption verabschiedet.
Sozialpolitische Grundlage
Damals arbeiteten in Deutschland bereits 50.000 Menschen, vorwiegend geistig behinderte Erwachsene, in Werkstätten. Erstmalig wurde ihnen damit eine sozialpolitische Grundlage für ihre berufliche und persönlichkeitsbildende Förderung zugestanden. Gerade für Menschen, die aufgrund ihrer Beeinträchtigung keinen Zugang zu einer Erwerbstätigkeit hatten, war dies ein Meilenstein zu einem Leben mit mehr Teilhabe und Anerkennung.
2.500 Arbeitsplätze
Die Regionale Arbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Region Neckar-Alb umfasst heute die Landkreise Reutlingen, Tübingen, Sigmaringen und Zollernalb. Beteiligt sind die Werkstattträger Bruderhaus-Diakonie - Reutlingen, Freundeskreis Mensch - Tübingen, Habila GmbH - Tübingen, AIS gGmbH - Mössingen, Mariaberger Werkstätten - Gammertingen, Werkstatt an der Schanz der Samariterstiftung in Münsingen, St. Franziskus Werkstatt in Sigmaringen und die ZAW gGmbH mit Sitz in Bisingen im Zollernalbkreis.
In der Summe steht diese regionale Arbeitsgemeinschaft somit für 2.500 Arbeitsplätze für Menschen mit einer Behinderung an 35 Standorten in der Region Neckar-Alb. Jede einzelne Organisation steht dabei für die Vielfalt der Weiterentwicklung von Teilhabemöglichkeiten im Lebensbereich Arbeit. Werkstätten sind zwischenzeitlich zu modernen Sozialunternehmen geworden, die von Jahr zu Jahr ihre Qualifizierungs-, Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten weiterentwickeln und modern aufstellen.
Individuelle Möglichkeiten
Menschen mit einer Behinderung werden personenzentriert passende Möglichkeiten entweder innerhalb der Werkstätten oder auf ausgelagerten Arbeitsplätzen angeboten. Nahezu alle Mitgliedsorganisationen der RAGWfbM bieten auch sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Menschen mit einer Behinderung an oder auch Tagesstätten und Zuverdienstmöglichkeiten.
Neue Ideen
In den zurückliegenden 50 Jahren haben sich die Arbeitswelten in der Region in jeder Hinsicht stark verändert. Die Globalisierung und der technische Fortschritt haben Arbeiten und Arbeitsplätze überflüssig gemacht. Bislang ist es jedoch stets gelungen, neue Arbeitsideen zu entwickeln und die Arbeitsplätze mit guter Arbeit zu versorgen. Dabei sind viele schon langjährige und tragfähige Beziehungen zu den Unternehmen aus der Region und darüber hinaus entstanden.
Zahlreiche Kunden
Zu den Kunden der von den Werkstätten gefertigten Produkte und angebotenen Dienstleistungen gehören sowohl Großunternehmen, aber auch der Mittelstand sowie kleinere Firmen, öffentliche Verwaltungen und auch Endverbraucher. Wie alle Menschen haben auch Menschen mit einer Behinderung Talente, Interessen, Neigungen und können, darauf aufbauend, Fähigkeiten und Qualifikationen für ganz unterschiedliche Arbeitsbereiche entwickeln.
Vielfältige Arbeitsmöglichkeiten
In der Produktion findet man hierbei die Metall- und Blechbearbeitung ebenso wie die Fertigung von elektronischen Komponenten oder Kabeln sowie beispielsweise auch die Holzbearbeitung, Druckereien bis hin zur Fertigung von anspruchsvollen Medizinprodukten in einem Reinraum. Auch im Bereich Dienstleistungen sind wertvolle Arbeitsangebote entstanden. Hier werden beispielsweise Kfz-Arbeiten durchgeführt, Fahrräder repariert, Garten- und Landschaftspflegearbeiten ausgeführt und Cateringaufträge übernommen. Auch Dienstleistungen in der Werbemittelverwaltung und im Bereich der Logistik können Werkstätten in der Region Neckar-Alb anbieten. Zudem werden auch sogenannte CAP-Märkte betrieben, dies sind Lebensmittelmärkte, in denen Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten.
Eigene Produktpalette
Nahezu jede Werkstatt stellt auch eigene Produkte her, die sie direkt oder auch mit Hilfe von Partnern vertreibt. Lebensmittelprodukten, Von wie beispielsweise frisch geröstetem Kaffee, und Holzprodukten über Außenmöbel und Vordächer ist auch hier die Vielfalt Programm. Gerade in einer Zeit mit schnellen stellen sich die Werkstätten aus der Region Neckar-Alb dem Markt mit seinen sich verändernden Anforderungen. Neue Arbeitsbereiche entstehen oft Veränderungen auch aus konkreten Anfragen von neuen Kunden oder auch von Bestandskunden.
Guter Austausch
In der regionalen Arbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Neckar-Alb findet nun schon seit 50 Jahren ein guter Austausch über neue Ideen, Informationen und Best-Practice-Ansätze statt. Aus Werkstätten sind zwischenzeitlich moderne Sozialunternehmen geworden, die attraktive Leistungen für ihre Kunden anbieten und für die Menschen mit einer Behinderung mit inklusiven Ideen und personenzentrierten Ansätzen eine gute Teilhabe ermöglichen. Auch die kommenden 50 Jahre werden in dieser regionalen Arbeitsgemeinschaft sicherlich kollegial und mit großer Zuversicht gemeinsam gestaltet.
Danke für 50 Jahre
Das 50-jährige Jubiläum der regionalen Arbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen in der Region Neckar-Alb ist zunächst jedoch ein guter Anlass, um Danke zu sagen an die Landkreise und die Leistungsträger der Sozialversicherung. Der Dank geht auch an die vielen Kundinnen und Kunden, welche erfolgreich für die notwendige Auslastung in den zahlreichen Betrieben unserer Region gesorgt haben. Ein besonderes Dankeschön gilt natürlich auch den Menschen mit und ohne Behinderung vor Ort, die auf Augenhöhe zusammenarbeiten und die erfolgreiche Entwicklung der zurückliegenden fünf Jahrzehnte ermöglicht haben.