Das Altarbild ,,Die Kreuzabnahme Christi", das sich in der Propsteikirche von St. Peter befindet, ist ein Meisterwerk der barocken Malerei. Es stammt aus der Werkstatt des Antwerpener Malers Peter Paul Rubens. Wie kam die Bildtafel eigentlich nach Recklinghausen?
Im Stadtarchiv befindet sich ein altes Dokument. Dort liegt ein städtisches Rechnungsbuch aus dem Jahr 1617 vor, aus dem hervorgeht, dass ein gewisser Claß Meibom das Kunstwerk von 'Ruirordt' abholen sollte. Bei 'Ruirordt' handelt es sich um den heutigen Duisburger Stadtteil Ruhrort. Für den Transport erhielt der Fuhrmann drei Rheinische Gulden und drei Schilling. Die Bezahlung bekam er nicht von der Kirche, sondern von der Stadt. Irgendwann im Jahr 1617 macht sich Claß Meibom auf den Weg ins heutige Duisburg. Ruhrort lag damals im Ausland. Das klevische Ruhrort war ein wichtiger Zollhafen und gehörte seit 1609 zum Länderkomplex des Kurfürstentums Brandenburg.
Das Gemälde wurde von Antwerpen auf dem Landweg auf der Handelsstraße über Mechelen, Löwen, Maastricht, Herzogenrath und Jülich nach Köln gebracht. Erst in Köln erfolgte die Verschiffung auf einen holländischen Frachter. In Ruhrort schließlich wurde das Gemälde auf ein Pferdefuhrwerk umgeladen und zum Gotteshaus in Recklinghausen gebracht.
Gute Verbindungen nach Köln
Doch wie kam die Pfarrei St. Peter dazu, ein Gemälde aus der Rubens-Werkstatt zu kaufen? Die Stadt und die Kirche hatten von alters her Verbindungen nach Köln. Dort existierten Handelshäuser, die auf den Vertrieb von Luxusgütern aus Antwerpen spezialisiert waren. Es muss unter Kölner Vermittlung zum Kauf gekommen sein. In Köln gab es Anfang des 17. Jahrhunderts Kupferstiche, die Bildmotive von Rubens zeigten. Daraus konnten Kunden - quasi wie aus einem Katalog - eine Bestellung auswählen. Rubens war damals ein Unternehmen und ein Markenname. In seinem Atelier fertigten Mitarbeiter Repliken und Kopien geradezu in Serie an. So wurde das Recklinghäuser Bild nach einem um 1612 entstandenen Original des Meisters gefertigt, das in der Kathedrale von Antwerpen zu bewundern ist. Der Preis für das Altarbild ist nicht bekannt. Bianca Munker