Vietnamesische und indische Auszubildende zeichnen sich durch hohe Motivation, Lernbereitschaft und Freundlichkeit aus. Doch trotz dieser positiven Eigenschaften schaffen es laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) nur etwa 500 von 1200 vietnamesischen Auszubildenden, ihre Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Anders im Oberlinhaus Freudenstadt, das jährlich rund 160 vietnamesische Jugendliche in der Pflege ausbildet, mit einer Erfolgsquote von über 90 Prozent!


Das Projekt „ChancenSchmiede“
Seit letztem Jahr werden im Projekt „ChancenSchmiede“ auch 20 vietnamesische Jugendliche durch das Oberlinhaus begleitet, die vorrangig in der Gastronomie, aber auch im Verkauf und weiteren Engpassberufen ihre Ausbildungen in den Kreisen Freudenstadt und Rottweil absolvieren. Was ist das Erfolgsgeheimnis des Sozialunternehmens im Nordschwarzwald, das Pflegeeinrichtungen und nun auch Betrieben in ganz Baden-Württemberg zu Fachkräften verhilft?
Hohe Motivation der Auszubildenden
Laut Wolfgang Haug, dem „Vater der Kooperation“, liegt der Erfolg in verschiedenen Faktoren. Zahlreiche Jugendliche stammen aus den ländlichen Regionen Vietnams, in denen die Familien in Armut leben. Sie bringen daher eine hohe Motivation mit. Die Herkunft erleichtert die Integration in ländliche Gebiete Deutschlands.
Sandra Finkbeiner, die die Gastronomie- und Verkaufs-Azubis betreut, bestätigt: „Die jungen Menschen sind das Leben auf dem Land gewöhnt, sie vernetzen sich schnell und lernen flott, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen.“
Intensive Betreuung und Unterstützung
Ein Schlüssel zum Erfolg ist die intensive Betreuung in den ersten Monaten der Ausbildung.
„Für viele vietnamesische Auszubildende stellen Alltagsprobleme wie die Kontoeröffnung oder Behördengänge große Hürden dar“, so Sandra Finkbeiner, die die Azubis im Projekt mit großer Freude betreut.
Ganzheitliche Betreuung durch das Oberlinhaus
Das Oberlinhaus bietet den Ausbildungsbetrieben ein umfassendes Fachkräfteprogramm. Es übernimmt die Akquise der Auszubildenden, das Matching mit den Betrieben, Unterstützung im Visumsprozess sowie die sozialpädagogische Begleitung in den ersten Monaten. Ein wichtiges Ziel ist es, dass aus dem „Will kommen“ auch ein „Will bleiben!“ wird. Denn besonders in ländlichen Gebieten möchten Ausbildungsbetriebe vermeiden, dass die jungen Menschen nach der Ausbildung in die Großstädte abwandern.
Fazit
Das Oberlinhaus Freudenstadt zeigt, dass mit hoher Motivation der Auszubildenden, intensiver Begleitung und ganzheitlicher Unterstützung durch die Ausbildungsbetriebe der Weg für vietnamesische Jugendliche in Deutschland erfolgreich geebnet werden kann. Das Erfolgsgeheimnis liegt in der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Betrieben und der Betreuung der Auszubildenden, die weit über die eigentliche Ausbildung hinausgeht. So können den Jugendlichen nicht nur berufliche Perspektiven, sondern auch ein neues Zuhause in Deutschland geboten werden.
Jährlich fliegt eine Delegation des Oberlinhauses nach Vietnam, um die Beziehungen zu den Kooperationspartnern zu pflegen. Auch der vietnamesische Botschafter in Berlin unterstützt das Oberlinhaus, da ihm die gute Ausbildung und Integration seiner Landsleute in Deutschland sehr am Herzen liegen.