Kirchengemeinde in Bad Urach: Sich treffen und begegnen
Sonderveröffentlichung

Umbau der Rathaus-Apotheke Kirchengemeinde in Bad Urach: Sich treffen und begegnen

Umbau der Rathaus-Apotheke: Mit niederschwelligem Konzept hofft evangelische Kirchengemeinde auf spontane Passanten ebenso wie auch regelmäßige Gruppen als Nutzer der Einrichtung

Mit Ein- und Ausblicken: Der Ort der Begegnung soll bewusst für Nutzer und Passanten offen gehalten werden. Fotos: Kirsten Oechsner

30.09.2023

Vom Rande der Innenstadt mitten rein ins Zentrum: Die evangelische Kirchengemeinde hat das in die Jahre gekommene und sanierungsbedürftige Hartensteinhaus aufgegeben und unter dem Motto „Treffen und Begegnen“ neue Räume in der ehemaligen Rathaus-Apotheke bezogen. In dem Traditions-Haus – die Apotheke wurde 1479 gegründet – wird ein neues Konzept des Gemeindelebens umgesetzt. „Wir titulieren sie nicht als Gemeinderäume“, erklärt Pfarrerin Katja Pfitzer, der Treffpunkt steht allen Interessierten offen.

Das spiegelt sich in einem Angebot wider: Alle zwei Wochen öffnen sich beispielsweise mittwochs die Türen zur „Atempause zur Marktzeit“, einer Begegnungsmöglichkeit ohne Zwang und unabhängig von der Konfession. „Wir sind bunt und stehen für Vielfalt“, meint die Pfarrerin. „Wir sind hier niederschwelliger als ein Gemeindehaus“, erklärt die Pfarrerin.

Hell und freundlich

Flexibilität: Pfarrerin Katja Pfitzer schiebt die Garderobe auf Rollen auf die Seite.
Flexibilität: Pfarrerin Katja Pfitzer schiebt die Garderobe auf Rollen auf die Seite.

Die Einrichtung ist zurückhaltend modern, hell und freundlich – jeder solle sich laut Katja Pfitzer willkommen fühlen. Grüne Stühle setzen dezente farbliche Akzente ebenso wie die Beleuchtung, mit dem Licht können verschiedene Stimmungen erzeugt werden. Auf insgesamt 120 Quadratmetern verteilen sich ebenerdig und damit behindertengerecht ein 70 Quadratmeter großer Veranstaltungsraum, ein Besprechungsraum mit 70 Quadratmetern und eine etwas größere Küche für Veranstaltungen.

Die Gruppen der Kirchengemeinde werden sich umgewöhnen müssen, der neue Treffpunkt ist deutlich kleiner als das Gemeindezentrum – die räumliche Veränderung sei indes notwendig gewesen: „Die Gemeinde schrumpft relativ rapide.“ Damit Bedürfnisse der verschiedenen Gruppen vom Jugendkreis bis zum Trauercafé und die Einrichtung auch optimal zusammenpassen, hat sich ein Team um Kirchenpflegerin Anke Class intensiv mit dem Thema beschäftigt. So kann der Veranstaltungsraum komplett bestuhlt werden, dann finden 65 Besucher Platz. Zwei Tische stehen immer in dem großen Raum, es existieren weitere in Reserve: „Sie sind multifunktional nutzbar“, erklärt Katja Pfitzer, die Möblierung kann schnell und unkompliziert verändert werden.

Das gilt auch für die Garderobe, die sich auf Rollen befindet und auf die Seite geschoben werden kann. In einer Ecke wurde eine bereits rege genutzte Lounge eingerichtet, daneben befindet sich eine Theke. Wo es möglich war, wurden Einbauschränke eingebaut und damit Stauflächen geschaffen: „Wir wollten nicht, dass die Räume zugestellt werden.“ Eine Wohlfühlkultur sollte entstehen, dazu zählt auch der Einbau von Schallschutzdecken. Der Boden ist pflegeleicht und praktisch, aber optisch trotzdem eine Augenweide.

Offen sein und Einblicke ermöglichen – das sei laut Pfarrerin Pfitzer durchaus bewusst so gewollt: „Vielleicht kommt der ein oder andere Passant auch mal rein.“ Gruppen, die zurückgezogen sein wollen und sich nicht in der Öffentlichkeit präsentieren möchten, können die Schaufensterfronten mit Rollos dicht machen.

Gestartet ist der Umbau von einer Apotheke zum Ort der Begegnung – es wurde ein eigenes Logo dafür kreiert – im Herbst 2022. Kurz vor dem Schäferlauf fand dann in den Räumlichkeiten die erste Veranstaltung statt, inzwischen ist der Belegungsplan schon vergleichsweise gut gefüllt. Neue Gruppen sind laut Katja Pfitzer jederzeit willkommen: „Sie sollten zum Umfeld passen.“ Kirsten Oechsner