“Herrmanns neue Kleider“: Mit Mut und Gründergeist
Sonderveröffentlichung

Umbau: Herrmanns neue Kleider “Herrmanns neue Kleider“: Mit Mut und Gründergeist

Die Dettinger Firma von Tanja Herrmann “Herrmanns neue Kleider“ und ihr Team präsentieren Mode: Eine wechselvolle Geschichte beginnend mit dem Gasthaus “Post“

Nichts von der Stange auch in Sachen Inneneinrichtung und Design: Tanja Herrmann setzte ihre Ideen gemeinsam mit Handwerkern aus der Region um. Foto: Emil Schmid

18.05.2024

Ältere Dettinger erinnern sich, zumindest an die Erzählungen: In den Räumen der heutigen Männer-Boutique “Herrmanns neue Kleider“ in der Uracher Straße gingen schon vor Jahrzehnten Kunden und Gäste aus und ein. Früher war es allerdings nicht das modebewusste Publikum, das dort eine Anlaufstelle suchte - sondern Reisende, Hungrige und Durstige: Tanja Herrmanns Vorfahren unterhielten in der Ortsmitte das Gasthaus „Post“. Und während drinnen im Lokal das Bier über die Theke ging, wurden draußen schon mal die Pferde getauscht, weiß die Dettinger Geschäftsfrau.

Geblieben ist aus dieser Zeit aber nicht nur der meist lebhafte Betrieb - sondern auch der Rufname von Tanja Herrmanns Vater Werner. Im Ort ist der Mann mit Gründergeist und Geschäftssinn bis heute schlicht als „der Posthalter bekannt“.

Wie und wann allerdings tauschte die Familie dann Poststelle und Wirtshaus gegen stylische Klamotten? Am Anfang stand, man glaubt es kaum, die Leidenschaft fürs Skifahren. Der heute 87-jährige Senior war ein Fan des Schneesports. Als junger Mann ließ sich der gelernte Bäcker zum Skilehrer ausbilden - damit war er in den 1960-er und 70er-Jahren einem heißen Trend auf der Spur: Holzskier verschwanden immer mehr, dafür kamen die moderneren Kunststoffbretter auf.

Fashion-Experte Jens Bierau berät die Kunden in der Herren-Boutique „Herrmanns neue Kleider“. Foto: Emil Schmid.
Fashion-Experte Jens Bierau berät die Kunden in der Herren-Boutique „Herrmanns neue Kleider“. Foto: Emil Schmid.

Irgendwann kamen immer mehr Menschen auf Werner Herrmann zu: Ob er nicht Skier für sie besorgen könne. Herrmann konnte. Diese Zeit war der Anfang des Sportgeschäfts, das Tanja Herrmanns Bruder Mario bis vor eineinhalb Jahren etwas zurückgesetzt in der Uracher Straße betrieben hat. Heute findet sich dort, in gründlich sanierten Räumen, die Damen-Boutique.

Geschäft ist schnell gewachsen

Aber zurück zum Sport. In einem kleinen Raum fing die Familie damals an, doch das Geschäft ist schnell gewachsen. Vor 30 Jahren übernahm Mario Herrmann den Laden von seinen Eltern Schwester Tanja Herrmann sollte eigentlich mit einsteigen. Die aber hatte andere Pläne. „Ich wollte mein eigenes Ding machen“, erzählt sie. Und hatte die Idee, in der eigenen Boutique trendige Damenkleidung anzubieten. 

Mode in Dettingen? Ob das läuft? Am Anfang waren in der Gemeinde viele skeptisch, auch ihre Eltern, erzählt Tanja Herrmann. Doch die junge Gründerin ließ sich nicht beirren. Gemeinsam mit ihrer Cousine Heidi Binder eröffnete sie einen eigenen Laden, legte dabei Wert auf ausgewählte Labels und besondere Stücke.

Schnell überzeugten die beiden Frauen die Zweifler vom Gegenteil. Die Geschäfte liefen, bis heute ist „Herrmanns neue Kleider“ eine Erfolgsgeschichte in Dettingen. Aus dem weiten Umkreis reisen Kundinnen ins Ernstal, Tübingen und Stuttgart sind noch nähere Adressen. Immer öfter kamen auch die Männer der Kundinnen mit, relaxten im Ledersessel - und fragten die Chefin „wann es denn so ein Geschäft endlich für Männer gibt.“

Für Tanja Herrmann ein Signal: Als das Sportgeschäft ihres Bruders frei wurde, entschloss sie sich zu expandieren. Nun hängt Männermode im einstigen Frauenparadies. 
Von Christina Hölz