Licht in dunkler Nacht
Sonderveröffentlichung

Weihnachtszauber Licht in dunkler Nacht

Kerzen machen aus jedem dunklen Raum einen Ort der Gemütlichkeit, des Friedens und der Ruhe.

BILD: HALFPOINT/ADOBESTOCK

26.11.2022

Kalt ist es draußen geworden, der Wind pfeift um die Ecken, auf dem Tisch stehen heißer Kakao und die ersten Lebkuchen. Das i-Tüpfelchen eines solch gemütlichen Winternachmittags ist die Kerze, die den Raum ein warmes Licht taucht. Das kleine, flackernde Licht zieht Menschen seit jeher in seinen Bann - und das seit über 5000 Jahren.

Chinesen und Römer

Wie so oft, waren auch bei der Geschichte der Kerze die alten Ägypter mit von der Partie: Als Wachs für ihre frühen Kerzen diente ihnen Tierfett, der Docht war aus Binsen, Hanf oder Strohhalmen geflochten. Auch in anderen Teilen der Welt gab es bald ähnliche Erfindungen. So nutzten etwa die Chinesen Papierrollen, die sie mit Wachs füllten und einen Docht aus gerolltem Reispapier eingossen. Die Verwendung von Bienenwachs ab dem 2. Jahrhundert wird den Römern zugeschrieben. Neben Kerzen aus diesem Stoff gab es damals auch Kerzen aus Pech oder Talg.

Vor allem in religiösen Zeremonien spielten Kerzen schon bald eine wichtige Rolle. Doch sie dienten auch als Lichtquelle für Reisen bei Nacht. Im Mittelalter war Bienenwachs für die Kerzenherstellung eines der wichtigsten Handelsgüter. Es ist reiner als die bis dahin verwendeten Tierfette. Außerdem rußen die Kerzen nicht so stark und verströmen einen deutlich angenehmeren Duft. Doch konnten sich nur reiche Bürger und die Kirche die edlen Kerzen leisten.

Symbol des Lebens

Die Bedeutung der Kerze in der Religion ist bis heute ungebrochen - egal, in welcher Religion. So feiern zum Beispiel die Juden bereits seit 165 v. Chr. mit Chanukka das ,,Fest der Lichter", bei dem ein neunarmiger Leuchter eine wichtige Rolle spielt. Oder Stichwort Osterkerze, die bei den Christen das Leben symbolisiert.

Vorsicht, heiß!

Die Flamme der Kerze
besteht aus vier Temperaturzonen: Unten ist die „Blaue Zone" mit 600 Grad, dann folgt die „Dunkelzone" mit 800 bis 1000 Grad, dann die ,,Leuchtzone" mit bis zu 1200 Grad und schließlich die Hauptreaktionszone" mit bis zu 1400 Grad.
Quelle: Bayerische Kerzeninnung

Entwicklung durch Chemie

Während alles in den nächsten Jahrhunderten so vor sich hin flackerte, tat sich 1823 einiges auf dem Kerzenmarkt: Der französische Chemiker Eugène Chevreul meldete ein Patent für eine tropffreie Kerze an. Das war die Geburtsstunde der Stearinkerze. Stearin ist ein Säuregemisch, das aus tierischen und pflanzlichen Ölen gewonnen wird. In den 1850er-Jahren wurde das Paraffinwachs entdeckt. Vorteil: Es ist geruchlos, strahlend weiß und günstig in der Herstellung.

739 000 Tonnen Kerzen wurden im Jahr 2018 in der Europäischen Union verbraucht. 
Quelle: Statista

Mit der Entwicklung der Glühlampe im Jahr 1879 sank die Nachfrage nach Kerzen stetig. Erst ab den 1980er-Jahren ging es wieder bergauf. Denn da mutierte die Kerze zum Dekogegenstand. Es gibt sie in allen Formen und Farben, mit und ohne Duft. Zudem begannen die Hersteller mit neuen Wachsarten zu experimentieren, zum Beispiel Palmfett oder Sojabohnen. Heute werden Kerzen meist aus einer Mischung aus Paraffin- und Stearinwachs hergestellt. Als Docht dient geflochtene Baumwolle, die zur besseren Brennbarkeit in das Wachs getaucht wird. Kerzen sind heutzutage zwar nicht mehr essenziell, aber nach wie vor beliebt, sorgen sie doch für Gemütlichkeit, Feierlichkeit und Romantik. Anne Meßmer