Im Gewächshaus des Göppinger Gärtnerhofs Jeutter sind die Kids ganz versunken in das ausgebreitete Naturmaterial. „Wir haben ganz viel draußen gesammelt“, erzählt ein kleiner Junge und zeigt stolz seine Schätze. Moos, knorrige Zweige, Samenstände, Hagebutten und schöne Blätter hat er ausgebreitet und befestigt alles an einem Kranz aus Tannengrün. Die siebenjährige Devin bastelt zum ersten Mal einen eigenen Kranz. „Für unsere Tür“, erzählt sie. Die fünfjährige Selma möchte ihren fertigen Adventsschmuck zuhause auf das Fensterbrett legen.
Hochkonzentriert und mucksmäuschenstill
Seit drei Jahren bietet Nicole Jeutter über die Göppinger Volkshochschule Kinderkurse im Herbst und Sommer an. Das Ziel: Den Kindern die Natur näher zu bringen, das Draußensein ganz entspannt zu genießen und sich ohne Druck einfach frei zu fühlen. „Ich habe schon mit meinen eigenen Kindern sehr viel Zeit draußen verbracht“, erzählt Jeutter. Beim Rundblick durchs Gewächshaus ist sie zufrieden, wenn sie die Kinder beim Werkeln beobachtet. Haselzweige, Zapfen, Beeren und Früchte hat Raphael gesammelt. „Ich habe schon einmal einen Kranz gemacht“, erzählt der Zehnjährige. Das Verzieren und Binden findet Raphael ganz toll und auch er weiß schon genau, wo sein Kunstwerk liegen soll: „Auf dem Esszimmertisch.“ Die Kreativität der Kids ist hoch. Aus dem, was sie gesammelt haben, lassen sie ganz individuelle Kunstwerke entstehen. Auffallend ist die Ruhe im Gewächshaus: Es ist mucksmäuschenstill, ganz konzentriert wird ausgewählt und ausprobiert, welcher Zweig oder welches Blatt an welche Stelle gebunden werden kann. Die Kompositionen wachsen, wer etwas alleine nicht schafft, bekommt Unterstützung.
Johannes ist nach rund einer Stunde fertig. Stolz präsentiert er seinen Kranz, den er mit Mahonie und Laub geschmückt hat. Der Fünfjährige möchte sein Werk ans Fenster hängen. Nicht nur Zapfen, Blätter oder Moos verzaubern die Kids, Devin hat eine winzige Schnecke auf einem ihrer Blätter entdeckt. Fasziniert betrachten die Kids das winzige Tierchen und dann sind sie sich einig: Die kleine Schnecke wird nach draußen gebracht, damit sie in der Natur ganz unbehelligt weiterleben kann. „Das sind die Dinge, die ich fördern möchte“, sagt Nicole Jeutter. Das Bewusstsein für die Natur und die Tiere möchte sie wecken und stärken sowie den Kindern so ganz nebenher auch noch etwas Wissen vermitteln. Alles läuft spielerisch und nach getaner Arbeit lassen sich die Kids den heißen Tee schmecken. Ganz fertig sind die jungen Floristen noch nicht: Wer möchte, kann sich ein passendes Band für seinen Kranz aussuchen.
Die Kinder geben sich gegenseitig Tipps
Natürlich werden auch die Kränze der anderen Kinder bestaunt und man mag es kaum glauben, die Kleinen fangen an zu fachsimpeln, geben einander Tipps, wie man den Bindedraht am besten gewickelt bekommt und welche Naturschätze ganz besonders schön aussehen. Raphael hat eine interessante Frucht verarbeitet und er weiß sogar, dass es eine Mispel ist. „Die kann man essen“, sagt er. Und wie schmecken Mispeln? Raphael vergleicht sie mit Datteln und Feigen. Kaum ist das Rätsel um die Frucht gelöst, wird über alte Apfelsorten geredet und einige Kinder kennen sogar noch Äpfel, die es nicht im Laden zu kaufen gibt, die aber bei den Großeltern auf der Streuobstwiese wachsen. „Die schmecken viel besser als die gekauften“, sind sie sich einig. Iris Ruoss