Kalt ist es draußen geworden, der Wind pfeift um die Ecken, auf dem Tisch stehen heißer Kakao und Lebkuchen. Das i-Tüpfelchen eines gemütlichen Winternachmittags ist die Kerze, die den Raum in ein warmes Licht taucht. Das klein flackernde Licht zieht Menschen seit jeher in seinen Bann- und das seit über 5000 Jahren. Wie so oft, sind auch bei der Geschichte der Kerze die alten Ägypter mit von der Partie: Als Wachs diente ihnen Tierfett, der Docht was war Binsen, Hanf oder Strohhalmen geflochten.
Die Verwendung von Bienenwachs ab dem 2. Jahrhundert wird den Römern zugeschrieben. Neben Kerzen aus diesem Stoff gab es zur damaligen Zeit auch Kerzen aus Pech oder Talg. Vor allem in religiösen Zeremonien spielten Kerzen schon bald eine wichtige Rolle. Doch dienten sie auch als Lichtquelle für Reisen bei Nacht. Im Mittelalter war Bienenwachs für die Kerzenherstellung eines der wichtigsten Handelsgüter. Doch konnten sich nur reiche Bürger und die Kirche die edlen Kerzen leisten. Die Bedeutung der Kerze in der Religion ist bis heute ungebrochen - egal, in welcher Religion. Während alles in den nächsten Jahrhunderten so vor sich hin flackerte, tat sich 1823 einiges auf dem Kerzenmarkt: Der französische Chemiker Eugène Chevreul meldete ein Patent für eine tropffreie Kerze an.
Auftritt der Chemiker
Das war die Geburtsstunde der Stearinkerze. Stearin ist ein Säuregemisch, das aus tierischen und pflanzlichen Ölen gewonnen wird. In den 1850er-Jahren wurde das Paraffinwachs entdeckt. Sein Vorteil: Es ist geruchlos, strahlend Weiß und günstig in der Herstellung. Mit der Entwicklung der Glühlampe im Jahr 1879 sinkt die Nachfrage nach Kerzen stetig. Erst ab den 1980er-Jahren geht es wieder bergauf. Denn da wird die Kerze als Dekogegenstand entdeckt. Heute werden Kerzen meist aus einer Mischung aus Paraffin- und Stearinwachs hergestellt. Anne Schur