Sonderveröffentlichung

Weihnachtszauber zum 4. Advent Anschluss unter dieser Nummer

Ein offenes Ohr oder eine persönliche Nachricht. Oft bewirkt ein kleines Gespräch bereits einen großen Schritt. Weihnachten bei der Telefonseelsorge Ulm/Neu-Ulm. Zwei ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und der Stellenleiter erzählen.

Sorgen, Nöte, Kummer? Wer gerade jetzt vor den Feiertagen jemanden zum Reden braucht, ist bei der Telefonseelsorge richtig. Foto: © Alliance Images/ Shutterstock.com

18.12.2019

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Von Julia Haaga  

„In meinem früheren Job im Bildungswesen hatte ich oft das Gefühl, dass mir Menschen etwas erzählen wollen. Dafür war im Berufsalltag allerdings einfach kein Platz.“ Die Geschichte, die Anna erzählt, ist wahr, nur der Name in Wirklichkeit anders. Anna ist eine von insgesamt 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei der Telefonseelsorge Ulm/Neu-Ulm. Seit 18 Jahren ist Anna dabei und beantwortet E-Mails von Menschen, die sich vertrauensvoll an sie wenden.

Wir schenken allen ein offenes Ohr

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FOTO: © WOMUE / FOTOLIA.COM   

Ursula hat bis zu ihrer Pension 2007 in einer psychosomatischen Abteilung gearbeitet. Mit dem Eintritt in die Rente beschloss sie, die Ausbildung zur Telefonseelsorgerin zu machen. „Eine Bekannte von mir hat noch mit über 80 bei der Telefonseelsorge gearbeitet. Das hat mich inspiriert.“ Ursula kann bei der Gesprächsarbeit viel aus ihrem früheren Beruf mit einbringen. Gerade, wenn es um die seelische Einschätzung der Hilfesuchenden geht. „Wir sind keine Therapeuten“, wie Dr. Stefan Plöger, Leiter der Telefonseelsorge Ulm/Neu-Ulm zu verstehen gibt. „Wir schenken den Menschen ein offenes Ohr, hören einfach zu. Wir wollen den Hilfesuchenden Impulse geben, sich selbst zu helfen.“ In Zeiten der Digitalität gibt es auch bei der Telefonseelsorge die Möglichkeit, eine E-Mail mit dem persönlichen Anliegen zu versenden oder mit einem Mitarbeiter per Chat in Kontakt zu treten. „Gerade in der Vorweihnachtszeit gehen die Menschen mehr in sich. Der Advent ist eine Zeit, in der man sich mehr auf sich besinnt“, erzählen Ursula und Anna. In den Wochen vor Weihnachten gelinge es den ehrenamtlichen Telefonseelsorgern daher besser, einen Zugang zu den Anrufern zu finden.

Oft kann wirklich geholfen werden

„Eine Anruferin erzählte mir, wie sehr ihr vor dem gemeinsamen Familienessen an Heiligabend graute“, erzählt Plöger. „Es ging um ihre Schwester, mit der seit längerer Zeit Funkstille herrschte. Die Vorstellung, mit ihr ein gemeinsames Gespräch an der festlich gedeckten Tafel zu führen, überforderte die Anruferin. Ich sagte: Warum bis Weihnachten warten? Rufen Sie Ihre Schwester doch jetzt an!“ Wenig später meldete sich die Anruferin noch einmal zurück, diesmal freudig: „Ich habe meine Schwester angerufen und es stellte sich heraus, dass sie sehnlichst auf meinen Anruf gewartet hatte. Wir konnten alle Missverständnisse aus dem Weg räumen, jetzt kann Heiligabend kommen!“

Eine Ausbildung zum Telefonseelsorger dauert anderthalb Jahre. Die Teilnehmer der Ausbildungsgruppe treffen sich einmal pro Woche, um mehr Verständnis über sich selbst zu gewinnen. „Nur wer sich selbst versteht, kann auch anderen eine Hilfe sein“, erklärt Plöger, ausgebildeter Psychotherapeut. „Wenn ich jemanden in der Leitung habe, weiß ich: Dieser Augenblick zählt. So, wie wir uns jetzt gerade begegnen, treffen wir nie wieder aufeinander. Wer entscheidet darüber, dass ich jetzt gerade diesen Anrufer in der Leitung habe? Ist es das Schicksal?“ Früher hat die Telefonseelsorge kleine Kärtchen verteilt, versehen nur mit der Telefonnummer. „Vielen hat das geholfen,“ weiß Ursula. „Einfach das Wissen darum, dass es zu jeder Zeit jemanden gibt, der einem zuhört. Fast wie ein Leuchtturm, oder ein Stern, der uns in finsteren Zeiten den Pfad erhellen kann. Auf dem Weg zu uns selbst.“

Info Telefonseelsorge Ulm / Neu-Ulm, 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222, der Anruf ist kostenfrei.