Maßnahmenpaket gegen Diabetes
Sonderveröffentlichung

Welt Diabetestag Maßnahmenpaket gegen Diabetes

Fachleute fordern umfassende Maßnahmen gegen die Volkskrankheit.

Der Blutzuckertest ist für Patienten Routine. Foto: megaflopp/stock.adobe.com

14.11.2025

Übergewicht und Adipositas nehmen auch bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland weiter zu. Dem Robert Koch-Institut zufolge sind 15,4 Prozent von Übergewicht betroffen. Damit steigt auch das Risiko für Begleiterkrankungen wie Typ-2-Diabetes. Umso dringlicher fordert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) verbindliche Gegenmaßnahmen: Werbeschranken für ungesunde Lebensmittel bis hin zu Standards für gesunde Schulverpflegung und Schulsport. 

„Die Prävalenz von Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen steigt – auch in Deutschland. Ein früher Krankheitsbeginn bedeutet eine längere Dauer, mehr Belastung und ein höheres Risiko für Komplikationen bereits im jungen Erwachsenenalter“, sagt Professor Dr. med. Karsten Müssig, Tagungspräsident der Diabetes Herbsttagung 2025 und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Diabetologie am Franziskus-Hospital Harderberg der Niels-Stensen-Kliniken. „Nur mit verbindlichen, früh ansetzenden Präventionsmaßnahmen können wir diesen besorgniserregenden Trend wirksam aufhalten.“ Eine ausgewogene Ernährung bildet die Basis und senkt den Medikamentenbedarf. 

Früherkennung erleichtert die Prävention

Doch auch Medikamente spielen bei Jugendlichen mit Typ-2-Diabetes eine Rolle. „Eine Herausforderung sind die begrenzten Therapiemöglichkeiten – nur wenige Wirkstoffe wie Metformin oder Liraglutid sind derzeit für Kinder zugelassen“, erklärt der Tagungspräsident. Für andere Medikamente fehlen bislang Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit im Kindesalter. „Wir müssen herausfinden, welche Therapien für Jugendliche langfristig sicher und wirksam sind. Solange dies nicht geklärt ist, bleibt die wichtigste Maßnahme: Prävention und Aufklärung, um die Krankheit gar nicht erst entstehen zu lassen“, so Müssig. 

Aufklärung oder Bildungsangebote

Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz für Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der DDG, Berlin erklärt dazu: „Es wird derzeit viel und gern über Prävention gesprochen, aber die Politik zieht noch immer die falschen Schlüsse: Es reicht nicht aus, an die Eigenverantwortung zu appellieren und auf Aufklärung oder Bildungsangebote zu setzen. Wir brauchen verbindliche rechtliche Rahmenbedingungen, die die gesunde Wahl für Bürgerinnen und Bürger zur einfachen Wahl machen – unabhängig von Herkunft, Bildungsgrad oder Geldbeutel“. Ein solches Maßnahmenpaket würde es allen Menschen in Deutschland erleichtern, sich gesund zu ernähren und mehr zu bewegen und könne mehr Lebensjahre mit guter Lebensqualität garantieren – und Maßnahmen für eine gesündere Ernährung werden von der Bevölkerung klar unterstützt, so Bitzer weiter. 

Laut einer Umfrage der Verbraucherzentrale befürworten über neun von zehn Menschen die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf gesunde Lebensmittel, ebenso sprechen sich die Befragten für strengere Werbeschranken zum Schutz von Kindern aus, 79 Prozent unterstützen eine Abgabe auf stark zuckerhaltige Getränke.

Im Mittelpunkt der Vorab-Pressekonferenz anlässlich der Diabetes Herbsttagung stehen neue wissenschaftliche Erkenntnisse und gesundheitspolitische Forderungen zur Prävention und Behandlung von Diabetes im Kindes- und Jugendalter. Auch die Tagung beleuchtet aktuelle Entwicklungen in Prävention, Diagnostik und Therapie und richtet den Blick auf konkrete Schritte hin zu mehr Kinderschutz und Gesundheit im Alltag. pm