Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt den Welttag des Hörens in diesem Jahr ganz in das Zeichen um das Engagement für die Versorgung von Ohren und Gehör und appelliert an die Verantwortung jedes Einzelnen, für die eigene Hörgesundheit vorzusorgen. Im deutschsprachigen Raum steht der Welttag des Hörens 2025 unter dem Motto„Mehr verstehen, mehr erleben“. Denn hören ist weit mehr, als nur das Wahrnehmen von Schall - es ist der Schlüssel zu Lebensfreude, Kommunikation mit anderen Menschen und zur aktiven Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben. Hören, Verstehen und Erleben stehen in direkter Verbindung miteinander. Konzerte, Diskussionen oder Vorträge: Das Hören ist eine wichtige Voraussetzung für zwischenmenschliche Interaktion und Teilhabe - im Beruf und im Privatleben. Der positive Einfluss eines intakten Hörsinns auf unseren Alltag ist Thema zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. So erklärt die WHO in ihrem „World Report on Hearing“, dass ein nicht medizinisch versorgter Hörverlust die Sprachentwicklung, die psychische Gesundheit, die Lebensqualität, den Bildungserfolg sowie die ökonomische Unabhängigkeit negativ beeinflussen kann. Studien weisen darüber hinaus auf einen Zusammenhang von unversorgtem Hörverlust und dem Abbau der kognitiven Leitungsfähigkeit hin.
Soziale Aktivitäten brauchen ein gutes Gehör
Wissenschaftlich gut dokumentiert sind die mit einem unversorgten Hörverlust in Verbindung stehenden Risiken für das physische, soziale und emotionale Wohlbefinden: Menschen, die schlecht hören, meiden zunehmend Telefonate und Gespräche, insbesondere in Gruppen. Ein intakter oder gut versorgter Hörsinn kann also vor sozialer Isolation bewahren. 96 Prozent der Hörgeräte-Träger berichten laut der aktuellen EuroTrak Germany-Studie von einer höheren Lebensqualität, seitdem sie ihre Schwerhörigkeit haben versorgen lassen. Etwa 60 Prozent der Hörgeräteträger bedauern rückblickend, dass sie eine Versorgung zu lange aufgeschoben und so auf gesellschaftliche und berufliche Teilhabe verzichtet haben.
Vor diesem Hintergrund wirbt der Welttag des Hörens weltweit und somit auch im deutschsprachigen Raum für aktive Vorsorge: Mit dem Motto „Mehr verstehen, mehr erleben“ sollen betroffene Menschen motiviert werden, ihren Hörsinn vor schädlichen Umwelteinflüssen - vor allem vor Lärm zu schützen, regelmäßig überprüfen und im Bedarfsfall rechtzeitig versorgen zu lassen.
Eine Hörschädigung ist die häufigste angeborene Sinnesbehinderung. Um sie frühzeitig zu erkennen und zu therapieren, gibt es das Neugeborenen-Hörscreening, das bereits in den ersten Lebenstagen durchgeführt wird. Die Testverfahren, die vom HNO-Ärztinnen und -Ärzten durchgeführt werden, sind einfach, schnell und finden ohne Belastung für das Kind statt. Bei Bedarf beginnt die Rehabilitation durch spezielle Hörsysteme, die der ausgebildete Hörakustiker kindgerecht durchführt und betreut.
Ab einem Hörverlust von 20 Prozent kann gegenüber der gesetzlichen Krankenkasse ein Anspruch auf eine Hörsystemversorgung bestehen. Hierfür erhält der Patient eine Verordnung des HNO-Arztes. Auch hier berät und hilft der Hörakustiker und passt die Hörgeräte auf die individuellen Bedürfnisse an und bleibt auch danach ein enger Partner bei der Feinjustierung, Wartung und regelmäßigen Kontrollen.
In manchen Fällen stoßen Hörgeräte jedoch an ihre Grenzen, dann kann beispielsweise ein Cochlea-Implantat weiterhelfen. Da diese Lösung mit einem operativen Eingriff einhergeht, wird zunächst eine umfassende Voruntersuchung durchgeführt. Schließlich steht die Operation an, die in der Regel stationär und unter Vollnarkose stattfindet. Dem Operationstermin folgt nach einigen Wochen die erste Aktivierung. Dann wird das Gerät auch individuell eingestellt.
Versorgung übernimmt die gesetzliche Krankenkasse
Menschen, die einen Hörverlust bei sich wahrnehmen, sollten daher nicht zögern, sondern sich durch einen Hörtest beim Hörakustiker oder HNO-Arzt Klarheit verschaffen, der Hörminderung identifiziert und verordnet eine darauf abgestimmte Therapie. In den meisten Fällen ist dies eine Hörsystemversorgung.
Gesetzlich Versicherte können in Deutschland eine Versorgung mit modernen Hörsystemen bereits ohne eigene Aufzahlung erhalten. Der Versicherte zahlt lediglich die Rezeptgebühr. Der Hörakustiker berät bei der Auswahl der richtigen Hörsysteme, gibt dem Hörgeräteträger in der Phase des Probetragens und der Eingewöhnung Tipps und passt die Hörsysteme schrittweise an die individuellen Bedürfnisse an. Anschließend bietet der Hörakustiker einen regelmäßigen Wartungs- und Reinigungsservice.
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Mit den Ohren alles OK?
Das Hörvermögen nimmt mit dem 50. Lebensjahr ab. Defizite bleiben jedoch oft unerkannt.
Viele Menschen ab 50 sind gesundheitsbewusst und nehmen Vorsorgeuntersuchungen wahr, so eine repräsentative Civey-Umfrage. Viele vergessen bei der Vorsorge allerdings ihren Hörsinn. Nur 15,4 Prozent der Befragten lassen regelmäßig ihr Gehör testen. Zum Vergleich: Über 70 Prozent gehen jährlich für Kontrolluntersuchungen zum Zahnarzt. Fast ebenso viele machen einen beim Hausarzt (65,6 Prozent). Immerhin die Hälfte der Befragten lässt ihr Sehvermögen regelmäßig überprüfen (50 Prozent). Gesundheitscheck
Fachärztliches Hörscreening ab 50
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass noch mehr Menschen über die Bedeutung des Hörsinns und seiner Erhaltung aufzuklären sind. Informationen über die möglichen Folgen einer nicht erkannten und versorgten Schwerhörigkeit könnten dazu motivieren, den Hörsinn in die Routine der individuellen Gesundheitsvorsorge einzubinden. Einen wichtigen Beitrag können die Krankenkassen leisten. Die bundesweite Initiative Hörgesundheit fordert daher, ein fachärztliches Hörscreening ab 50 Jahren als Vorsorgeleistung in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen.
Ab dem 50. Lebensjahr setzt in der Regel die Schwerhörigkeit im Alter (Presbyakusis) ein - oftmals schleichend, unbemerkt, manchmal jahrelang unbemerkt. „Noch immer scheinen viele Menschen die möglichen Folgen einer unversorgten Schwerhörigkeit zu unterschätzen“, sagt Dr. Stefan Zimmer, Vorsitzender des Vorstands des Bundesverbandes der Hörsysteme-Industrie (BVHI). „Nur so ist zu erklären, warum die Vorsorgebereitschaft nicht höher ist - trotz unkomplizierter Hörtests beim HNO-Arzt und bester professioneller Versorgung beim Hörakustiker. Diese ist, inklusive moderner Hörgeräte, für gesetzlich Krankenversicherte bereits ohne eigene Aufzahlung erhältlich.“ Eine frühzeitige Versorgung mit Hörsystemen kann das Risiko gesundheitlicher Einschränkungen mindern, die mit unversorgter Schwerhörigkeit in Verbindung stehen. Wie gesundheitsbewusst die Menschen ab 50 Jahren in Deutschland sind, belegen die Civey-Erhebung: Rund 81 Prozent halten die persönliche Gesundheitsprävention für wichtig.
pm