Was tut sich und was hat sich in Gomaringen getan? Das SCHWÄBISCHE TAGBLATT sprach mit Bürgermeister Steffen Heẞ über die Gemeinde im Steinlachtal.
Gomaringen als Wohnort: Was zeichnet die Gemeinde aus?
Gomaringen liegt sehr verkehrsgünstig, aber dennoch abseits großer und lauter Verkehrsströme in der Region Neckaralb, eingebettet ins Wiesaztal und nah an Streuobstwiesen, Wald und Albtrauf. Schloss, Kirche, Neues Rathaus und Naturana-Hochhaus symbolisieren lebendige Geschichte und Gegenwart. Das jüngste Wohngebiet „Heckberg“ mit 56 Bau nahezu plätzen ist aufgesiedelt; in Stockach wird der zweite Bauabschnitt „Kreuzäcker“ auf den Weg gebracht und im Rahmen der Sanierung „Ortsmitte IV“ möchten wir die Erschließung weiterer Wohnflächen erreichen. Beeindruckend ist die vielfältige und engagierte Vereinsarbeit in unserer "Mitmachgemeinde“ Gomaringen. Auch haben wir eine gute Infrastruktur mit Angeboten für alle Generationen - von der Kinderbetreuung über das Sport-Areal und das neue Jugendzentrum bis hin zu jeder Menge ehrenamtlicher Angebote für Ältere.
Gomaringen als Gewerbestandort. Wo liegen die Vorzüge?
Aktuell können wir leider keine freien Gewerbegrundstücke anbieten. Mit rund 3,8 Hektar stehen allerdings in naher Zukunft das Gebiet „Untere Halde Nord“ und mit 3,7 Hektar das interkommunale Gewerbegebiet „Unipro“ zur Verfügung. Mit vier Haltestellen wird übrigens die künftige Regionalstadtbahn („Gomaringer Spange“) die Gewerbegebiete mit dem Zentrum verbinden und weiter aufwerten. Wohnen und Arbeiten bleibt auch weiterhin auf unserer kommunalpolitischen Agenda.
Im Zuge und in Folge der “Quartiersimpulse“ lief und läuft ja aktuell so einiges. Gerne ein paar Worte dazu...
Ja, dieses große Beteiligungsprojekt war ein Segen für die Ehrenamtslandschaft und das Gemeinwesen in Gomaringen. Neben dem ausgesprochen rührigen Verein „Gut leben im Alter“ hat sich auch eine Backhausgruppe gegründet, die um „Bäckerinnen und Bäcker mit Leidenschaft“ wirbt, um nach Möglichkeit diese neue Begegnungsstätte im Schlosshof für Jung und Alt wiederzubeleben.
Um das Projekt „Zeit-Tausch“ nach Bondorfer Vorbild kümmert sich ebenfalls eine ehrenamtliche Gruppe und unsere neue Gemeinwesenstelle. Eine neue Stelle entstand unabhängig von diesem Programm auch für die kommunale Wärmeplanung (und andere Aufgaben); eine weitere, zeitlich befristete soll mit anteiliger Förderung noch für das Klimaschutzmanagement geschaffen werden.
Wo liegen die Herausforderungen für das nächste Jahr?
Da steht wie immer vieles an und soll weiter vorangebracht werden, nach aktuellem Stand unter anderem die Sanierung und Erweiterung des Feuerwehrhauses, die Sanierung und Erweiterung der Schlossschule und der Hublandschule, die Schaffung/Bereitstellung von (auch altersgerechtem) Wohnraum, nach der Gründung der Genossenschaft die weitere Sicherstellung der ärztlichen Versorgung, das Nahmobilitätskonzept und der Lärmaktionsplan, die Wärmeplanung und das Nahwärmekonzept, die Wind-/Solarenergie in der Raumschaft. Weiterhin die sukzessive städtebauliche Sanierung und die Regionalstadtbahn.
Die meisten Projekte erstrecken sich über mehrere Jahre. Personell und finanziell muss das natürlich auch alles zu schaffen sein.
Würden Sie sich gerne weniger Bürokratie in Ihrem Job wünschen?
Ja, natürlich! Sie hemmt uns finanziell und in der Geschwindigkeit der Umsetzung. Es sei allgemein die Frage gestellt: gestellt: Welchen Mehrwert hat welche Regelung gerade mit Blick auf unsere europäischen Nachbarländer.
Der Bürokratiekostenindex ist in Deutschland unaufhaltsam gestiegen: 31. März 2024: 67 Milliarden; 2023: 66 Milliarden und 2022: 65 Milliarden Euro.
Das Land Baden-Württemberg hat gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden erst Mitte dieses Jahres einen sogenannte „Entlastungsallianz“ gestartet. Damit sollen hunderte von Maẞnahmen zum Bürokratieabbau realisiert werden.
Doch Wunsch und Wirklichkeit gehen meines Erachtens weit auseinander, jedenfalls ist auf der kommunalen Ebene noch nichts angekommen, was uns wirklich weiterhelfen würde. Den Ansatz begrüßen wir natürlich und hoffen weiterhin.
Nur ein Beispiel, wo Verfahrens- und Personalkosten in die Höhe getrieben wurden - auf Anweisung des Landes: Das neue kommunale Haushaltsrecht verlangte vor ein paar Jahren von den Gemeinden, alle Gegenstände zu bewerten und einzelne Abschreibungsbögen zu erstellen. Das Land selbst hat das aber nicht gemacht.
Kurz - wie meine Amtskollegen würde ich mir mehr allgemeine Verlässlichkeit des Gesetzgebers wünschen. Auch das hätte definitiv positive Wirkung auf einen Abbau der kommunalen Bürokratie, würde Kosten sparen und schlussendlich die Glaubwürdigkeit unserer Demokratie stärken.
Info: www.gomaringen.de