Die Innung ist ein wichtiges Sprachrohr
Sonderveröffentlichung

Zeit, zu machen. Die Innung ist ein wichtiges Sprachrohr

Handwerk: Die Zimmerer-Innung Tübingen meistert Herausforderungen der Branche gemeinsam.

Zimmerer auf der Baustelle. Archivbild

02.10.2025

Die Zimmerer-Innung Tübingen hat ihren Mitgliedsbetrieben viel zu bieten: Sie ist erster Ansprechpartner bei Problemen und organisiert wichtige Weiterbildungen sowie Informationsveranstaltungen. Sie bietet Gelegenheiten für wertvollen Austausch und Vernetzung, zum Beispiel auch ganz locker im Rahmen von gemeinsamen Ausflügen. Vor allen Dingen aber vertritt sie die Interessen der Zimmereien und deren Mitarbeitenden. „Bei der Innung geht es thematisch um das große Ganze, was die Zukunft unseres Berufsstands anbelangt. Dazu gehören zum Beispiel auch Tarifverträge, Rahmenbedingungen für Arbeits- und Ausbildungsplätze, Arbeitssicherheit und nicht zuletzt Lobbyarbeit, um die notwendige politische Unterstützung zu sichern“, erklärt Innungsobermeister Jan Lzicar. „Wobei die Innung die Interessenvertretung der Zimmereien direkt ist, in unserem Fall die Zimmereien aus Tübingen und Umgebung. Die Innungen wiederum werden durch den Landesverband Holzbau BW vertreten und betreut und der Landesverband selber ist die Vertretung Baden-Württembergs bei Holzbau Deutschland in Berlin.“ 

Nur gemeinsam stark

Bereits im Mittelalter wussten Handwerker: Um günstige politische Rahmenbedingungen zu schaffen, muss man in der Zunft aktiv werden, um Veränderungen zu bewirken und das eigene Geschäft zu schützen. Was damals die Zunft war, ist heute die Innung – ein freiwilliger Zusammenschluss von Betrieben, der Gewerken wie Zimmereien bessere Chancen bietet, ihre gemeinsamen Interessen durchzusetzen. Die Zimmerer-Innung Tübingen lebt diese Tradition und heißt neue Mitglieder und frische Ideen jederzeit willkommen. Alle sechs Wochen trifft man sich in lockerer Atmosphäre, um aktuelle Themen zu besprechen. Probleme werden gehört und der Austausch unter Kollegen gefördert. „Die Herausforderungen der Branche lassen sich gemeinsam besser meistern. Außerdem sichert nur eine starke Innung die Interessen aller und ist politisch wirksam“, betont Jan Lzicar. Wer aktiv mitgestalten möchte, kann einfach vorbeikommen und auch erst einmal reinschnuppern. 

Gewerk steht gut da

Auch die Zimmerer-Innung spürt die allgemeine Wirtschaftssituation. Die Vorlaufzeiten in den Auftragsbüchern haben sich bei vielen Innungsbetrieben um einiges verkürzt. Es herrscht Zurückhaltung beim Bauen, obwohl Wille und Notwendigkeit durchaus vorhanden sind. Zum einen aber seien die Leute durch die weltwirtschaftliche und geopolitische Lage verunsichert, sagt Lzicar. Zum anderen seien die Hürden momentan recht hoch: Bauen sei zu bürokratisch und zu teuer geworden, so der Innungsobermeister. „Aber das wird sich auch wieder erholen, es gibt immer ein Auf und Ab. Und unterm Strich steht das Zimmerer-Handwerk trotzdem noch gut da.“ Der positive Trend zu Holzbau beschert den Tübinger Innungs-Zimmereien einen kontinuierlichen Auftragsfluss. 

Ausbildung ist gefragt

Nachwuchssorgen plagen viele Handwerksberufe – nicht so das Zimmerer-Handwerk im Landkreis Tübingen. Hier ist die Ausbildung zum Zimmerer nach wie vor gefragt, die Klassen an den Berufsschulen sind voll. Kein Wunder, denn Holz gilt als Baustoff der Zukunft, weil es nachhaltig und vielseitig einsetzbar ist.

Laut Obermeister Jan Lzicar lohnt es sich, vor der Ausbildung, ein Praktikum zu absolvieren. So können Praktikant und der Betrieb besser einschätzen, ob der Berufsalltag den Vorstellungen entspricht und die Zusammenarbeit zwischenmenschlich gut funktioniert. Wem es im Praktikum gut gefällt, der entscheidet sich im Anschluss oft auch für die Ausbildung, weiß Lzicar aus eigener Erfahrung. 

Den Spruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ kennt Jan Lzicar noch gut aus seiner eigenen Ausbildungszeit – und stimmt diesem nur teilweise zu. Auszubildende könnten nicht die Aufgaben eines erfahrenen Gesellen übernehmen, so Lzicar. Aber das bedeute nicht, dass sie weniger wert seien. Man müsse auch Auszubildenden auf Augenhöhe begegnen. „Die Jugendlichen sind heutzutage mündiger, anders reif, und das müssen wir berücksichtigen“, erklärt er. Nur dann gelänge es, den Nachwuchs in den Betrieben zu halten, so der Innungsobermeister.

Aktuell sind etwa zehn Prozent der Auszubildenden weiblich, und die Zahl steigt kontinuierlich, berichtet Jan Lzicar. Das Vorurteil, Frauen seien für diesen Beruf nicht geeignet, kann er nicht bestätigen. Für ihn ist klar: „Frauen haben die gleichen Möglichkeiten wie Männer und sind genauso willkommen.“ Zudem sei im Berufsalltag ohnehin Teamarbeit gefragt, wodurch etwaige Unterschiede nicht ins Gewicht fielen. Nach der Ausbildung werden viele Zimmerergesellen von den Betrieben übernommen. Zusätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich im Beruf weiterzubilden, man kann zum Beispiel den Meister machen oder ein duales Studium absolvieren. bru/aj