Holzbau und Zimmerer-Innung: Zu wenig Bauholz? Im Landkreis Reutlingen kein Thema
Sonderveröffentlichung

Zimmerer-Innung Holzbau und Zimmerer-Innung: Zu wenig Bauholz? Im Landkreis Reutlingen kein Thema

Handwerk: Die Zimmerer-Innung Reutlingen klärt über die aktuelle Situation am Markt auf. Die Profis sind überzeugt, dass die Versorgung mit Bauholz hierzulande gewährleistet ist.

Die Zimmerer erfüllen die vielfältigsten Kunden-Aufträge: Sei es die Erstellung eines ganzen Hauses oder eines Dachstuhls, seien es Arbeiten am Dach oder der Bau eines Carports. Foto: © sculpies/Shutterstock.com

04.11.2021

Viele Baumaterialien sind im ersten Halbjahr 2021 knapp geworden, und außergewöhnliche Preissteigerungen waren die Folge. Besonders betroffen sind nach wie vor Kunststoffmaterialien wie zum Beispiel Rohre und ähnliches sowie Dämmmaterialien und Baustahl.In der Öffentlichkeit und den Medien wurde jedoch vor allem die Verknappung beim Bauholz stark diskutiert. Das ging so weit, dass Forderungen nach einem Einschreiten der Politik und einem Exportstopp erhoben wurden. Zudem stellte sich die Frage, ob genug Holz für die kommende Bauwende da sei.Dazu meint Gerd Renz, Präsident des Landesverbandes Holzbau Baden-Württemberg und Geschäftsführer eines Holzbaubetriebes in Pfullingen: „Im vergangenen halben Jahr haben wir viele Gespräche zu diesem Themenkomplex mit den Beteiligten des Clusters Forst und Holz geführt, mit Waldbesitzern, Sägeindustrie, Holzwerkstoffherstellern, Holzund Baustoffhandel sowie unseren Zimmerern und Holzbau-Unternehmen. Fakt ist, dass die Versorgung mit Bauholz inzwischen wieder in Gänze gewährleistet ist. Was uns noch ein wenig Sorgen bereitet, ist der Mangel an anderen Baumaterialien sowie die nach wie vor erhöhten Preise.“

Gründe für die Verknappung

Für die Entstehung der Situation zeigen sich mehrere Faktoren verantwortlich. Im Frühjahr 2020 kam es zu einer Corona-bedingten Reduzierung der Produktion bei Sägewerken und Holzwerkstoff-Herstellern. Begründet war dies in der Annahme, dass auch die Bauwirtschaft von einem Lockdown betroffen sein und durch diesen der Absatz an Baumaterialen sinken würde.

Wider Erwarten erfährt die Bauwirtschaft in den Folgemonaten jedoch wenig Einschränkungen. Zudem steigt die Nachfrage an Bauholz durch mehr Heimwerkarbeit sowie steigende Exporte. Besonders durch eine auf dem US-Markt bestehende Unterversorgung werden dort in der Folge große Mengen Bauholz auf dem europäischen Markt eingekauft. Da die Holzpreise auf dem US-Markt deutlich über den Einkaufspreisen in Deutschland liegen, verlagern außerdem Skandinavien sowie das Baltikum ihre Exporte vom deutschen auf den amerikanischen Markt.

Zusätzlich zur gesteigerten Nachfrageentwicklung kommen weitere Gründe für eine Verknappung des verfügbaren Bauholzes hinzu. Die Produktion von Bauholz lässt sich nicht kurzfristig ausweiten. Zudem fehlen aufgrund der flächendeckenden Knappheit von Bauprodukten wichtige Zwischenprodukte wie Leim und Folien. Sämtliche auf Erdöl basierenden Produkte sind spürbar knapp und teurer geworden, da die Produktion von Benzin und Kerosin zurückgeht und viele internationale Lieferketten unterbrochen sind. Die gesamte Bauwirtschaft kämpft deshalb aktuell immer noch mit Materialproblemen.

Erschwerend kommt hinzu, dass aufgrund guter Liquidität und vollen Auftragsbüchern in der Holzbaubranche der Bedarf an Holzprodukten steigt. Als Folge aus der erhöhten Nachfrage und niedrigerer Produktion sinken im Frühjahr 2020 die Lagerbestände. Es deutet sich an, dass mit längeren Lieferzeiten und steigenden Preisen zu rechnen ist. Als Reaktion auf diese Meldungen, steigen die Bestellungen an, um Vorräte aufzubauen. Hierbei ist ein Anstieg der durchschnittlichen Bestellmenge um etwa 50 Prozent zu beobachten. Da die Lager der Lieferanten bereits leer sind, führt dies zu verlängerten Lieferzeiten und deutlicher Preiserhöhung. Dadurch spitzte sich die Situation weiter zu, es kommt zu Unruhe und verstärkt zu Hamsterkäufen.

Diese Entwicklung führte zu der prekären Situation im vergangenen halben Jahr. Seit diesem Herbst lässt sich jedoch nun eine deutlich gegenläufige Bewegung auf dem Holzmarkt ablesen. Dazu Christoph Kleih, Obermeister der Zimmerer-Innung Reutlingen: „Auf breiter Front sinken die Preise an den Rohholzbörsen. Unsere Prognose für die weitere Entwicklung auf dem Holzmarkt ist eine völlige Stabilisierung der Verfügbarkeit auf einem etwas höheren Preisniveau. Auch für die angestrebte Bauwende sehen wir langfristig kein Problem in der Verfügbarkeit des Rohstoffs Holz. Grundsätzlich steht in deutschen Wäldern mehr als genug Holz für den Holzbau bereit. Hätten Sie das gewusst? In 120 Tagen wächst in Deutschland der gesamte jährliche Holzbedarf für 350 000 Wohnungen nach.“

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Bauholz ist gefragt: Doch beim Landesverband Holzbau und der Zimmerer-Innung Reutlingen ist man überzeugt, dass die Versorgung gewährleistet ist. Fotos: dpa
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Beliebter Rohstoff, nicht nur in Baden-Württemberg: In deutschen Wäldern steht genug Holz für den Holzbau bereit.

Das Handwerk auf einen Blick


Holzbau Baden-Württemberg
ist mit knapp 1000 Mitgliedsbetrieben bundesweit der zweitgrößte Landesverband in der Holzbaubranche. In der Innung des Landkreises Reutlingen sind 52 Zimmererbetriebe und Holzbau-Unternehmen organisiert. Die Adressen dieser 52 Betriebe kann man auf der Webseite www.zimmererinnung-reutlingen.de einsehen.