Sonderveröffentlichung

Zimmerer-Innung Vom Dachstuhl bis zur Achterbahn

Zu bauen gibt es immer etwas, so die Expertenmeinung - sowohl im Rohbau als auch im Ausbau. 

Die Aussichten im Zimmerer-Handwerk sind sehr gut. Foto: Holzbau Deutschland/Rolando Laube

28.10.2024

Die Zahl der Mitarbeiter ist in der Bauwirtschaft in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen. Auch bei den Zimmerern ist der Bedarf gesunken - allerdings verhaltener als in anderen Berufen.„Die Betriebe suchen immer gute und engagierte Fachkräfte“, sagt Dieter Kuhlenkamp, Betreuer des Berufsbildungsausschusses beim Bund Deutscher Zimmermeister (BDZ). Zu bauen gibt es immer etwas, so die Expertenmeinung - sowohl im Rohbau als auch im Ausbau.
„Klassischerweise baut ein Zimmerer Dachstühle, Treppen und Hallen“, sagt Maximilian Schneider, Zimmerermeister und Ausbilder im Zimmererausbildungszentrum in Biberach (Baden-Württemberg). 

Aber auch Holzhäuser können von Zimmerern entworfen und gebaut werden. „In der Königsdisziplin, dem Ingenieur-Holzbau, entstehen zudem so interessante Dinge wie frei tragende Schwimmbadkonstruktionen und Achterbahnen - sogar das Expo-Dach in Hannover ist aus Holz“, sagt Kuhlenkamp.
Doch vor dem Errichten kunstvoller Konstruktionen stehen die Ausbildung zum und eine Zimmerer-Gesellen Weiterbildung. Neben dem Polier und dem Meister sind auch Fortbildungen zum Bauingenieur oder Architekten an Fachhochschulen möglich. Ausgebildet wird im dualen System, also im Betrieb und in der Berufsschule. Hinzu kommt eine überbetriebliche praktische Ausbildung, „damit man die Praxis vertiefen kann und auch Fertigkeiten lernt, die der eigene Ausbildungsbetrieb nicht anbietet“, erläutert Schneider. 

Wer sich einen Ausbildungsbetrieb sucht, sollte auf die Breite des Angebots achten. „Es kommt nicht so sehr darauf an, dass der Betrieb besonders groß ist“, sagt Kuhlenkamp. Aber er sollte neben dem allgemeinen Dachstuhl“ noch andere Projekte mit dem Werkstoff Holz im Programm haben.„Zimmerer können ihren Schwerpunkt auch auf Restaurationen legen, auf Denkmalpflege und Bauwerkserhaltung, den Trockenbau oder eben auf den Bau von Holzhäusern.“ Zudem sollte sich jeder Auszubildende überlegen, was ihm persönlich Spaß macht und den Betrieb entsprechend auswählen. „Dabei kann es auch helfen, das Schulpraktikum in einem eventuellen Ausbildungsbetrieb abzuleisten“, sagt der Diplom-Ingenieur vom BDZ. Die meisten Auszubildenden waren bei Ausbildungsbeginn 16 bis 19 Jahre alt, der Großteil hat einen Haupt- oder Realschulabschluss.

 „Beim Schulabschluss ist alles möglich, aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Leute mit Mittlerer Reife am besten zurechtkommen“, sagt Kuhlenkamp. Wer sich als Abiturient für eine handwerkliche Ausbildung entscheidet, wolle meist ein Studium anhängen - typischerweise als Bauingenieur, Architekt oder im betriebswirtschaftlichen Bereich. Einige Fähigkeiten sollten Interessenten unbedingt mitbringen: „Rechnen ist Grundvoraussetzung für alles, und auch einen Bericht sollte man ohne größere Probleme schreiben können.“ Technisches Geschick sei zu-dem von Vorteil, ebenso wie räumliches Vorstellungsvermögen und die Fähigkeit, „die Theorie verarbeiten zu können“, betont Kuhlenkamp. Wichtig ist zudem Teamfähigkeit, denn auf der Baustelle arbeiten die Zimmerer immer in Gruppen.

Die „Stufenausbildung Bau“ ist in jedem Bundesland gleich. In der dualen Ausbildung stehen pro Woche 12 Berufsschulstunden auf dem Plan, in denen Theorie gelehrt wird. In der überbetrieblichen Ausbildung sollen die jungen Zimmerer„von allen Bauberufen etwas mitkriegen, damit sie die Schnittstellen mit anderen Handwerkern auf einer Baustelle kennenlernen.“ Am Ende steht die Gesellenprüfung. Nach Abschluss ihrer Ausbildung sollten junge Zimmerer nach Kuhlenkamps Ansicht Berufspraxis sammeln und sich dann weiterbilden - zum Polier oder zum Meister. „Das ist eine anspruchsvolle Ausbildung mit vier Schwerpunkten in Theorie und Praxis“, sagt er. Damit können Spezialwissen und zahlreiche Kompetenzen erworben werden, die nicht nur für all jene interessant sind, die sich selbstständig machen wollen. „Man kann einfach die Zusammenhänge besser erkennen“, sagt der Ingenieur.
Die meisten Anwärter interessieren sich in Zusammenhang mit der Selbstständigkeit für den Meisterbrief. Die Aussichten auf Erfolg sind nicht schlecht, denn „Betriebswechsel stehen in großer Zahl an“, so der Experte.

Von Verena Wolff, dpa