Was will ich werden?
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Ausbildung - last minute Was will ich werden?

Tests zur Persönlichkeit und den Interessen können bei der Berufswahl sehr hilfreich sein. Aber Vorsicht, nicht alle Tests sind seriös.

Über sich selbst nachzudenken, ist für die Berufswahl entscheidend. Foto: Wayhome Studio/adobe.stock.com

11.05.2024

Welche Talente habe ich und in welchem Beruf kann ich sie einbringen? Brauche ich Freiheit oder klare Strukturen? Fragen, die sich nicht nur Einsteiger in den Arbeitsmarkt stellen. Da kommen Interessen oder Persönlichkeitstests gerade recht. Sie sollen dabei helfen, Interessen und Stärken aufzudecken, um diese mit Berufs- oder Ausbildungsprofilen abzugleichen.

Erst mal muss man dazu verstehen, was Interessentests eigentlich mit der Berufswahl zu tun haben. Nach aktueller Forschung gilt: Wer einen Beruf hat, der im Einklang mit den eigenen Interessen steht, ist zufriedener. Und auch für Unternehmen ist es heutzutage enorm wichtig, die eigene Kultur mit der Persönlichkeit hungsweise dem Arbeitsverständnis eines möglichen neuen Mitarbeitenden abzugleichen. bezie-

Interessen mit Berufsbildern abgleichen

Die Interessen einer Person entwickeln sich in der Kindheit und Jugend. Sie bleiben aber in der Regel im Laufe des Lebens stabil. Deshalb werden sie zu einem Teil der Persönlichkeit gezählt. Sechs Hauptinteressen sind auszumachen, wobei es durchaus Überschneidungen geben kann: realistisches Interesse (wird mit Handwerk, Technik, Ingenieurwesen assoziiert), investigatives (mit Forschung), artistisch/künstlerisches, soziales, unternehmerisches sowie konventionelles (weißt auf Umgang mit Daten, Verwaltung, Organisation hin). In einer Berufsberatung wird man auf die zwei bis drei Kategorien abzielen, die am stärksten ausgeprägt sind und gemeinsam analysieren, welche Berufsbilder sich darin abbilden.

Interessenstests: Wissenschaft oder Entertainment?

Wer nach Persönlichkeits- oder Interessentests recherchiert, wird im Netz von den Angeboten schier erschlagen. Wie und wonach also auswählen? Ein erstes Kriterium sollte die Quelle des Angebots sein. Wie seriös ist sie? Gibt es Hinweise auf eine wissenschaftliche Evaluation des Testverfahrens? Viele Tests dienen eher dem Entertainment und sind nicht wissenschaftlich evaluiert. Das kann man schon mal machen, man sollte nur die Ergebnisse nicht zu ernst nehmen.

Reliabilität, also Zuverlässigkeit und Validität, also Gültigkeit oder Richtigkeit, seien hier die Fachbegriffe. Man kann prüfen, ob der Test das liefert, das ist aber schwer, da ist man meist dem Glauben überlassen.

Wer sich die richtigen Fragen stellt, findet den Traumberuf. <br/>Ⓒ TRUEFFELPIX/ADOBE.STOCK.COM
Wer sich die richtigen Fragen stellt, findet den Traumberuf. 
Ⓒ TRUEFFELPIX/ADOBE.STOCK.COM

Wann ist ein Test seriös?

Ein seriöser Test ist sorgfältig entwickelt und beruft sich meist auf ein theoretisches Grundlagen-Modell nach John Holland. Das sogenannte Holland-Modell gilt zurzeit als die am besten untersuchte Theorie zu beruflichen Interessen. Im Idealfall sollten die Testergebnisse eine gute Vorhersage zur späteren Zufriedenheit im Beruf erlauben, das können Online-Tests oder Apps häufig nicht leisten. Wer einschätzen will, ob ein Test wirklich hilfreiche Infos liefert, kann zunächst nach Bewertungen im Internet recherchieren. Vielleicht gibt es im eigenen Umfeld auch Personalexperten, die weiterhelfen können.

Zudem gibt es die Möglichkeit mit guten Prompts, also Befehlen oder Anweisungen, einen KI-Chatbot zu befragen, welche Tests die Künstliche Intelligenz empfehlen würde.

Zusätzlich Beratungsangebote nutzen

Eine gute Anlaufstelle für Interessentests kann die Agentur für Arbeit sein. Sie verwendet das Selbsterkundungsverfahren „Explorix“, das - gefüttert mit tausenden Daten - eine solide Grundlage bildet. Das Angebot ist umsonst, zudem können kompetente Mitarbeitende dabei helfen, die Testergebnisse zu interpretieren.

Generell ist eine Einbettung der Testergebnisse in Beratungsangebot zielführend. Man will sich ja nicht nur über die eigene Person klar werden, sondern auch herausfinden, welche passenden Berufe es gibt, die man mit dem eigenen Ausbildungsstand angehen könnte. Übrigens gilt das nicht nur für Berufseinsteiger. Wer sich nach einigen Jahren in einem Job neu orientieren möchte, kann derartige Tests ebenfalls zurate ziehen.

Ob Neuling oder alter Hase, Thomas Rigotti rät Freunde, Familie oder Lehrer um eine Fremdeinschätzung zu bitten - ohne sich zu sehr davon leiten zu lassen. Dazu kommen Info-Tage oder Ausbildungs- und Berufsmessen. Die Berufswahl muss einen vor allem heutzutage nicht bis zur Rente festlegen.

Wer mehr über einen spannenden Beruf erfahren möchte, spricht am besten mit Menschen, die genau diesen bereits ausüben. Vielleicht gibt es auch einen Headhunter oder eine Personalberaterin im näheren Umfeld, um sich privat auszutauschen. Auch Praktika können dabei helfen einen Beruf besser kennenzulernen. Das gilt auch für ein Studium - einfach mal eine Vorlesung im ausgewählten Fach besuchen und mit den Studenten reden.

Weitere seriöse Quellen können spezielle Coaches oder Karriereberater und -beraterinnen sein. In diesem Fall müssen Interessierte aber mit Kosten rechnen.
dpa